Take That

Die Rückkehr des verlorenen Sohns


Take That sind auf "Progress" wieder komplett

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Die Rückkehr des verlorenen Sohns

Take That sind auf "Progress" wieder komplett

24.11.2010 Als Take That Anfang November im Ballsaal des frisch renovierten Londoner Edel-Hotels Savoy ihr neues Album "Progress" sowie die zugehörige Tour vorstellten und die Einzelheiten zur Konzertreise im nächsten Sommer verkündeten, saß ein blendend aussehender Robbie Williams in der Mitte. Mark Owen, Gary Barlow, Jason Orange und Howard Donald flankierten ihn. Ein Bild mit Symbolkraft: Williams, der verlorene Sohn. Vielleicht auch: Williams, der Mann, der zu hoch flog und sich dabei die Flügel verbrannte. In England waren Take That mit ihrem letzten Album "The Circus" schließlich erfolgreicher als sein "Reality Killed The Video Star", das nicht mehr die Spitzenposition der britischen Charts erklimmen konnte. Sie hatten sich als Vierer installiert. Als Band, die mit Gary Barlow einen starken Songwriter hatte und im gediegenen Pop zu Hause war. Mit Williams wird's wieder wilder. "Wir werden uns auf der Tour eine Umkleide teilen. Wie früher", sagt er. Kann das gut gehen? Ja, meinen Gary Barlow, Mark Owen und Jason Orange im Interview.

In der Pressekonferenz sagte Robbie Williams, beim Anblick der Tour-Videos zu Ihrem letzten Album "The Circus" habe er sich gedacht: "Da wäre ich gerne dabei gewesen". Sagte er das Ihnen damals?

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Jason Orange: Genau so natürlich nicht. Aber wir wussten es.

Gary Barlow: Als wir uns vor fünf Jahren wiedervereinigten, hatte ich ein ziemlich langes Gespräch mit Robbie. Ab diesem Zeitpunkt war er immer Teil des Bildes, das wir von der Band Take That hatten. Verschwommen, und nur am Rande, aber durchaus bemerkbar. Über die Jahre wurde der Kontakt dann intensiver. Wir waren alle sehr gespannt, was passieren würde. Wir dachten nicht unbedingt an ein ganzes Album, und auch noch nicht an eine Tour. Aber der Samen, der wurde vor fünf Jahren gesät.

Wie war der Kontakt zwischen Ihnen und Robbie während der vorangegangenen zehn Jahre?

Mark Owen: Ich war der Einzige, der Kontakt zu ihm hatte. In den ersten Jahren nach der Take-That-Auflösung sahen wir uns sogar recht häufig. Als er dann so berühmt wurde, hörte das allerdings auf.

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Glaubten Sie, es würde noch einmal zu einer Reunion kommen, als Robbies Karriere durch die Decke ging?

Owen: Ich träumte davon. Wissen Sie, als wir uns seinerzeit trennten, als Robbie das Zimmer verließ und die Tür hinter sich schloss, fühlte sich das nicht richtig an. Es war kein angemessenes Ende, wenn man sich anschaut, was wir vorher alles erreicht hatten. Ich kann nicht für die anderen sprechen, aber zumindest in mir herrschte ständig ein latentes Unwohlsein, wenn ich daran dachte. Deshalb hoffte ich immer, ein letztes Kapitel anzufügen - zumindest für mich. Dass es jetzt tatsächlich so ist, dass wir wieder zu fünft sind, dass wir ein Album aufgenommen haben und gemeinsam auf Tournee gehen, hätte ich offen gestanden nicht gedacht.

Wann kam das finale "Yes" von ihm? Hat er Sie angerufen?

Barlow: Es ist schwer, das an einem Moment festzumachen. Wir unterhielten uns auch schon vor "The Circus". Aber uns war bewusst, dass eine Wiedervereinigung, eine Tournee, nur dann funktionieren würde, wenn wir alle in der richtigen Verfassung sind. Und es war ziemlich klar, dass Robert das zu jener Zeit noch nicht war. Er hatte gesundheitliche Probleme, musste dann ja auch in Reha gehen. Vor allem begann er gerade mit der Arbeit an einem eigenen Album. Das wollte er natürlich nicht über Bord werfen. Es war einfach der falsche Zeitpunkt. Im vergangenen Jahr redeten wir erneut - und bemerkten: Jetzt könnte es klappen.

Owen: Gary flog dann nach Los Angeles. Urlaub, ein paar Wochen.

Barlow: Das war im Sommer 2009. Da trafen wir uns und fingen an, gemeinsam Songs zu schreiben.

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Etwas, das Sie vorher nie gemacht hatten ...

Gary Barlow: Nein. Und das ist der Punkt. Wir bestiegen quasi gemeinsam diesen Berg und öffneten dem anderen unsere Seelen. Das zeigte Robbie, dass es wieder funktionieren könnte. Aber auch zu diesem Zeitpunkt war noch nicht klar, dass daraus ein Album würde, es ging eigentlich nur um ein paar Songs. Es steckt kein Masterplan hinter diesem Comeback. Und selbst als das mit der Platte klar war, wussten wir nicht, ob wir touren würden.

Ein Album ohne Tour? Wie bringt man so etwas seiner Plattenfirma bei?

Barlow: Oh, glauben sie uns, unsere Verträge sind so, dass die Plattenfirma auf solche Entscheidungen keinerlei Einfluss hat.

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Wie war der erste gemeinsame Tag im Studio?

Owen: Aufregend. Ein wildes Gemisch von Gefühlen. Es war zunächst einmal wie eine Leinwand. Eine riesengroße Leinwand. Viele Pinsel und ganz viel Farbe. Aber keine Ahnung, was man damit machen kann. Also fingen wir an, bis es begann, nach irgendetwas auszusehen. Ab dem ersten Tag dachten wir uns: super. Das ist eine Sache, die wir gemeinsam durchziehen. Das war für uns sehr wichtig. Am Ende des ersten Tages herrschte vielleicht noch etwas Unsicherheit. Aber am Ende der ersten Woche schauten wir uns gegenseitig an und sagten: Hey, wir haben da ein paar echt gute Songs eingespielt.

Keine Spannungen?

Orange: Doch, natürlich. Du hast da fünf Persönlichkeiten in einem Raum, die ihre eigenen kreativen Marken setzen wollen und auch sehr empfindlich sind. Und einer war eine ganze Weile nicht dabei. Aber für mich fühlte sich alles recht gesund und natürlich an. Ich denke, wir haben uns gegenseitig auch die Zeit gegeben, an den Spannungen zu arbeiten, uns wieder gegenseitig anzunähern. Das war für mich ebenso wichtig wie die Arbeit an den Songs. Die zentrale Frage dieser Sache ist doch: Können Männer sich überwerfen - und wieder zueinanderfinden und miteinander arbeiten? Kann es so eine Art Erlösung geben?

Das klingt fast mystisch. Ist das Alter mit all seinen Erfahrungen eine der Antworten auf diese Fragen?

Owen: Natürlich, wir sind 40 und nicht mehr 25. Etwas mehr Erfahrung im Leben hilft Dir in jeder Situation weiter. Aber trotzdem bin ich nicht sicher, wie wichtig das ist. Wenn wir jetzt zu fünft in einem Raum sind, spielt das zum Beispiel keine zu große Rolle. Manchmal blicke ich mich um und denke: wie damals. Wir sind alle noch 16.

Barlow: Als wir jünger waren, waren wir mehr an der eigenen Person interessiert. Wenn irgendwo eine Kamera oder ein Mikrofon war, versuchte jeder, ihre Aufmerksamkeit zu erhaschen. Jeder wollte das Publikum erreichen. Wir waren im tiefsten Inneren unsicher und dachten, das wir uns so beweisen würden, dass wir nicht nur Teil der Band Take That sind, sondern auch Individuen. Das ist jetzt anders. Wir wissen das. Und wir finden es ermüdend, uns ständig irgendeiner Art von Wettbewerb zu stellen. Das kostet auch Energie.

Owen: Was ich meine ... In unseren Herzen sind wir beides: weise alte Männer und junge, verspielte Kids. Und das ist gut so.

"Progress" klingt erheblich flotter und moderner als das letzte Album "The Circus". Der Einfluss von Robbie Williams?

Orange: Ich denke nicht. Für den Großteil der Musik zeichnete Gaz (Gary Barlow, die Red.) verantwortlich.

Owen: Bei den letzten Platten sind wir zu viert ins Studio - und haben dort angefangen, die Platte zu entwerfen. Diesmal wussten wir, dass wir relativ wenig Zeit haben. Gary bereitete deshalb eine Menge an Ideen schon vor. Ich glaube, es waren an die 100 Tonspuren, mit denen er ankam. Damit arbeiteten wir dann, nahmen uns jeweils ein paar Background-Spuren und ergänzten dann Melodien und Texte.

Barlow: Ich glaube, die Platte klingt anders, weil wir uns anders fühlten. Und das liegt natürlich daran, dass Robbie wieder dabei ist. Es war schlichtweg intensiver. Wir sangen nicht leise. Wir sangen aus vollster Stimme. Dass die Stücke schneller sind, hat schließlich mit der Wahl des Produzenten zu tun. Wir wussten, dass wir mit Stuart Price (Produzent von Madonna, Kylie Minogue, The Killers, Anm. der Red.) arbeiten würden, und dass er keiner ist, der in erster Linie Balladen aufnimmt. Für mich klingt die Platte nach fünf jungen Kerlen, die es wissen wollen.

Der Text von "Kidz" lässt sich gut als Querverweis auf die eigene Vergangenheit lesen. Zustimmung?

Orange: Mit Sicherheit ist in dem Song eine gewisse Rückschau vorhanden. Aber ich verbinde ihn eigentlich mit anderen Sachen. Ich denke dabei eher daran, wie schnell irgendwas dieser Tage überholt ist. Von jedem Gerät gibt es nach ein, zwei Jahren eine neue Variante, die noch besser und noch moderner ist.

Barlow: Es ist aber auf jeden Fall ein dicker Song. Einer, der seine Eier zeigt und sagt: "Okay, lass uns loslegen." Und einer, der gut zu uns als Band ist. Ich freue mich total, den bald live zu präsentieren.

Das klingt alles sehr optimistisch. Sie haben aber jemanden in die Band geholt, mit dem sie sich vor 15 Jahren heillos überworfen haben. Blitzt da nie der Gedanke auf, dass das schiefgehen könnte?

Owen: Natürlich gab es solche Momente während des Arbeitsprozesses. Weil es ja eine Weile dauerte, bis überhaupt klar war, dass es stattfinden würde. Ich denke, wir mussten uns alle aneinander gewöhnen. Wir mussten und müssen alle unseren Platz in dieser Band neu erfinden. Selbstverständlich gibt es da Verwerfungen.

Barlow: Aber keine dramatischen Verwerfungen.

Orange: Und manchmal fühlt es sich immer noch so an. Aber man darf sich da keinen Kopf machen. Es spielt doch überhaupt keine Rolle, ob du in einer Band spielst oder nicht. Das Leben lässt sich nicht zu 100 Prozent planen, und es können immer irgendwelche unvorhergesehenen Dinge passieren. Du weißt nie, wo du morgen bist. Also Party On!

Barlow: Musik machen, das ist kein Job für normale Menschen. (macht eine Armbewegung durch den Raum): Alle hier könnten morgen arbeitslos sein. Darüber nachzudenken, wäre doch Zeitverschwendung.

Take That auf Deutschland-Tournee

22.07.2011, Hamburg, Imtech Arena

25.07.2011, Düsseldorf, Esprit Arena

29.07.2011, München, Olympiastadion ~ Jochen Overbeck (teleschau)


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