Take That

Der Obstkorb bleibt im Hotelzimmer


Take That gehen ins zweite Kapitel ihres Comebacks

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Der Obstkorb bleibt im Hotelzimmer

Take That gehen ins zweite Kapitel ihres Comebacks

12.12.2008 Am Ende ist's doch kein ganzer Zug geworden. Der Eurostar, der an jenem Nachmittag von London nach Paris fährt, wurde gewissermaßen mit normalen Reisenden aufgefüllt. Die wundern sich - über einen Fotocall am Bahnsteig, über den massiven Auftrieb an Securities und über eine Horde Menschen, die schon arg nach Plattenfirma und Popjournaille aussehen. Grund für den Ausnahmezustand: Take That sind im Zug, um Werbung für ihr neues Album "The Circus" zu machen. Abends, in Paris, geht's dann weiter: ein etwas knappes Showcase vor der versammelten Presse und ein paar hundert Fans im sehr pragmatisch betitelten Edelclub "V.I.P. Room". Die Band hat mit all dem nicht so arg viel zu tun, sagt zumindest ein etwas müder Jason Orange während des Interviews an einem pflegeleichten Vierertisch in der ersten Klasse, tief unterm Ärmelkanal. Als er zum dritten Mal die Erklärung "Das war wohl die Idee der Plattenfirma" bringt, muss er selber lachen.

Die Pause zwischen "Beautiful World" und "The Circus" war keine besonders lange - verspürten Sie nicht das Bedürfnis, nach dem Trubel erst mal eine kleine Atempause einzulegen?

Take That - T

Jason Orange: Das mit der recht kurzen Pause ist wohl wahr. Und es ist lustig, weil wir dieses Thema in jedem Interview haben, jeder fragt danach. Und wir sprechen innerhalb der Band auch nach jeder Tour, nach jedem Album darüber. Irgendeiner sagt immer: "Hey, lasst uns doch mal ein paar Monate freinehmen. Wir haben die letzte Zeit so schwer gearbeitet, wir haben uns das doch verdient!" Aber wenn wir dann nur acht Wochen voneinander getrennt sind, kribbelt es schon wieder. Wir genießen's einfach zu sehr. Und natürlich ist auch die Sorge da, dass sich die Leute in ein paar Jahren einfach nicht mehr für uns interessieren.

Ernsthaft? Vorher hat man gute zehn Jahre nichts mehr von Ihnen gehört ...

Orange: Ja, das ist wohl wahr. Vor zwei Jahren waren wir uns auch sicher, dass es mit dem Comeback trotzdem klappen würde. Jetzt sind wir einfach ... vermutlich unsichere Idioten (lacht).

Wie würden Sie das Album beschreiben?

Take That - T

Orange: Die Hörer können schöne Songs erwarten. Nette Melodien. Gute Texte. Nichts, was zu kompliziert oder zu dunkel wäre. Aber es sind keine Wegwerflieder, man bleibt an denen schon hängen. Substanz ist wichtig. Ich denke, wenn man die Harmonien und den Gesang hört, dann erkennt man sehr schnell, dass wir das sind - und das ist doch schön!

Wie hat sich der Zusammenhalt der "neuen" Take That verändert?

Orange: So, wie es gerade läuft, ist es besser. Wir harmonieren als Band reibungsloser, wir arbeiten wesentlich entspannter zusammen. Unsere Kommunikation funktioniert, und das ist auch das Geheimnis. Vermutlich ist es das Geheimnis jeder Band: Wenn die Jungs oder Mädchen in einer Band Probleme haben, wenn sie nicht auf einer Wellenlänge liegen, dann hört man das auch in der Musik. Es ist aber sicher auch einfacher geworden, weil man die Dinge ab einem gewissen Alter klarer sieht.

Was ist denn der Unterschied in der Kommunikation im Vergleich zum ersten Teil Ihrer Laufbahn?

Orange: Es ist eine ganz andere Art der Energie. In den 90er-Jahren haben wir nicht sonderlich viel miteinander geredet - wir haben einfach unseren Job erledigt. Wir verwendeten aber insgesamt wesentlich mehr Zeit auf die Band. Ich würde nicht einmal sagen, dass es vom Ergebnis her heute besser ist, es ist ein ganz anderer Prozess. Ob wir effektiver arbeiten? Weiß ich nicht, es fühlt sich aber gut an. Und es fühlt sich ebenso gut an, am Songwriting mitzuwirken. Wenn man bei der Ware, die man verkauft, auch am kreativen Entstehen beteiligt ist, dann fühlt man sich der ganzen Sache auf eine ganz andere Art und Weise verbunden. Und das sage ich als derjenige, der am wenigsten mitschreibt.

Müssen Sie in Sachen Songwriting noch lernen?

Take That - B

Orange: Oh ja, das muss ich. Gary und Mark sind die beiden, die sich in den letzten zehn Jahren da am meisten beigebracht haben. Howard und ich, wir helfen eben, wo wir können.

Gehen Sie heute mit Ihrer Berühmtheit anders um als früher?

Orange: Ach, ich mag es immer noch nicht, berühmt zu sein. Ich kämpfe damit, Ruhm ist Unsinn. Das ist auch so ein Diskussionspunkt innerhalb der Band. Howard ist da so ähnlich wie ich - Mark und Gary finden's ganz geil.

Erinnern Sie Sich oft an die damaligen Zeiten zurück, wenn Sie neue Boybands sehen? Denken sie dann: So waren wir auch mal?

Orange: Oh, als ich vor ein paar Jahren noch öfters die Glotze anhatte und all diese Boybands über die Mattscheibe flimmerten, da fühlte ich mich ein wenig unwohl. Ich schämte mich, weil mir plötzlich der Gedanken kam, dass ich für das, was da auf dem Bildschirm passierte, mitverantwortlich war. Wir haben das Genre ja geprägt - als wir das erste Mal um die Ecke kamen, gab es den Begriff Boyband noch nicht einmal. Der wurde eigentlich erst nach unserer Auflösung verwendet, natürlich oft mit einem Bezug zu uns. Ich bin stolz auf uns, auf das, was wir mit Take That damals erreichen konnten. Aber ich bin nicht stolz auf all das, was danach kam - weil es sich dabei um Nachahmungen handelte.

Gibt es Dinge, für die Sie Sich richtig schämen?

Orange: Klar! Ach, ich wünschte, ich könnte irgendetwas anderes sagen. Es darauf schieben, dass ich eben so jung gewesen sei, oder so. Es sind gar nicht so sehr bestimmte Taten. Eher dieses ganze Ding, was wir damals repräsentierten, wie verzweifelt ich nach Ruhm suchte.

Keine Rock'n'Roll-Momente, die Ihnen im Nachhinein unangenehm erscheinen?

Orange: Ach, wir haben die ganzen Klischees einer Band durchgemacht. Das ist vielleicht ganz gut: Einmal haben wir den kompletten Inhalt eines Obstkorbes aus dem Fenster geschmissen und zugeschaut, wie die Früchte auf dem Boden zerplatzten.

Das ist ja ganz niedlich. Hätte ja auch der Fernseher sein können.

Orange: Ja, das ist die Pop-Version der ganzen Angelegenheit. Wilde Bands nehmen den Fernseher - wir eben das, was oben steht. ~ Jochen Overbeck (teleschau)


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