"Stay close to me. Watch the world come alive tonight!" Take That gehen schon in die Vollen, was die Emotionen angeht. "Greatest Day", die erste Single aus dem zweiten Album des zweiten Bandabschnitts, ist genau die Art von Musik, bei der "Wetten, dass ..?"-Redakteure feuchte Träume bekommen. Große Gesten! Streicherwände! Wo bleibt der Bodennebel? Aber vermeldenswert sind an "The Circus" andere Dinge: Mehr als zuletzt versuchen Take That eine Spielart der Popmusik zu kultivieren, die auch in netten Gefilden stattfindet. Bedeutet: bisschen Beatles, bisschen Britpop, etwas mutigere Klavier- und Streicherarrangements. ~ Jochen Overbeck (teleschau) aufklappen »
Hört man Songs wie "Julie" oder "Hello", dann hat man den Eindruck, dass Mark Owen, ohnehin immer derjenige des Vierers, der die größte Grundlässigkeit ausstrahlte, Motor dieser Entwicklung ist. Er hat eben die Stimme, die am ambivalentesten ist, die gerne ins sanfte Tremolo stürzt und mehr als nur einmal Cat Stevens anzitiert. Auch wenn etwa in "How Did It Come To This" Phrasierung und Wortwahl ziemlich direkt ins Herz des Britpops der Mittneunziger greifen, freut sich der Hörer. Und wenn im folgenden "Up All Night" erst die Tuba ran darf, sich ein schnoddriges "Maybe" auf "Save Me" reimt und anschließend die Melodie des Refrains in die gepflegte Endlosschleife wechselt, macht das ebenso viel Spaß.
Probleme? Ja, gibt's auch. Oben erwähnte Singleauskopplung ist natürlich ziemlich furchtbar. "What Is Love" versucht sich am Blue Eyed Soul, bleibt aber mit seinen üppigen Arrangements nur der Abklatsch einer Duffy-Nummer und somit die Kopie der Kopie - von den Kalenderblattweisheiten im Text ganz zu schweigen. Aber unterm Strich bleibt "The Circus" eine im höchsten Maße knuffige Platte. Und, nein: Robbie Williams fehlt nicht.