Live at Last: A Wonder Summer's Night

Vom Londoner Publikum wird Wonders Rückkehr - nach über zehnjähriger Abwesenheit von den Bühnen der Welt - dementsprechend gefeiert. Schon wenn er gleich zu Anfang ansetzt, um mit seiner Mundharmonika Miles Davis' "All Blues" zu spielen. Und bei Song Nummer drei, "Master Blaster (Jammin')", das sich durch seinen trockenen Reggae-Basslauf ankündigt, schafft es Wonder bereits, die gesamte Halle zu Mitsingspielen zu bewegen. Als er dann noch - knapp zwei Monate vor der US-Wahl - die Zeile "Barack Obama is gonna be the next president" in den Song einbaut - frenetischer Jubel.

Bemerkenswert: Im Folgenden liefert die Soullegende nicht einfach ein bloßes "Greatest Hits"-Feuerwerk ab, für das seine fast 40-jährige Karriere genügend Material böte. Stattdessen zeigt Wonder alle Facetten seines Schaffens. Klar, er gibt den beliebten und bekannten Schmuseschmeichler ("Knocks Me Off My Feet", "My Cherie Amour"), aber auch den sozialkritischen Künstler ("Living For The City"), den spirituellen Prediger ("Visions") und nicht zu letzt den leicht schelmischen, fast schon albernen Entertainer. So fasst er "Fool On The Hill" und "I Want To Hold Your Hand" von den Beatles und "Satisfaction" von den Stones zu einem "UK Medley" zusammen, interpretiert sie mit Hilfe einer stimmverfremdenden Talkbox. Was sicherlich als nettes "Gastschenk" an die Briten gemeint war, trägt deshalb eher komische Züge.

Ansonsten macht Wonder alles richtig. Vor allem gegen Ende des Sets, wenn er viele seiner größten Songs ("Sir Duke", "I Wish", "Isn't She Lovely") mehr oder weniger nahtlos ineinander übergehen und daraus ein begeisterndes Hitmedley entstehen lässt. In dem er dann auch das gern - und nicht zu Unrecht - geschmähte "I Just Called To Say I Love You" von zu viel Synthiekleister befreit und auf eine Strophe beschränkt.

Kurzum: eine (fast) perfekte Show, die auf "Live At Last" auch auf DVD ihre Entsprechung findet. Der exzellente Klang bringt sowohl in der räumlichen 5.1-Variante als auch im simplen, aber knackigen PCM-Stereo jedes Instrument der zehnköpfigen Band sowie Lead- und Backing Vocals präzise zur Geltung. Störende Übersteuerungen sind nicht festzustellen. Dazu gibt's scharfe und kontrastreiche Bilder, keine allzu hektischen Schnitte, die zu einem rundum gelungenen Konzertmitschnitt beitragen.