Easy Come Easy Go [Bonus DVD]

Rückblickend kann man sowieso nur darüber schmunzeln, dass man die 62-jährige Musikerin lange Zeit nicht als Songwriterin, sondern hauptsächlich als weibliches Anhängsel von Mick Jagger wahrnahm. Denn während der Stones-Frontmann immer noch ungebrochen und zunehmend unglaubwürdig den jugendlichen Rock'n'Roller mimt, setzte sich Faithfull rechtzeitig über sämtliche, nicht aufrechtzuerhaltende Images hinweg.

So speiste sich "Broken English" 1979 zwar noch aus der ungezügelten Kraft des Punk und ihrer eigenen, wilden Drogenvergangenheit, spätestens mit dem tiefblauen Blues- und Jazz-Album "Strange Weather" aus dem Jahr 1987 blieben von den Rock-Exzessen nur noch die Abstürze, Abgründe und Faithfulls brüchiger Bariton über. Seitdem inszeniert sich die Künstlerin in unregelmäßigen Abständen immer wieder neu, stets jedoch mit würdevoller Eleganz. Und mit einem Quäntchen Hoffnung - trotz aller Hoffnungslosigkeit.

"Easy Come Easy Go" bildet diesbezüglich keine Ausnahme. Mit Hilfe einer ganzen Heerschar von Gästen wie Keith Richards, Rufus Wainwright, Jarvis Cocker und Cat Power wagt sich Faithfull an geschmackssicher, fast schon geschmäcklerisch ausgewählte Songs aus 60 Jahren Popmusikgeschichte. Bei den meisten Stücken mit großer Jazz-Backingband ausgestattet, modernisiert und modelliert sie vorsichtig das zugrunde liegende Material. Würdevoller und melancholischer klang Duke Ellingtons "Solitude" wohl selten, Dolly Partons "Down From Dover" entzieht sie jegliches überflüssige Country-Pathos und dem Indie-Pop von The Decemberists' "The Crane Wife 3" schenkt sie zusammen mit Nick Cave die Patina, die sich das Original erst noch verdienen muss. Hoffnungsvoller Höhepunkt ist allerdings ihre Version von Smokey Robinsons "Ooh Baby Baby". Im Kern bleibt der Song zwar romantischer Motown-Soul, erreicht aber durch das träumerisch-jazzige Piano, die feinen Gitarrensprengsel von Avantgarde-Meister Marc Ribot und das operettenhafte Organ von Gast Antony (Antony & The Johnsons) eine ganz neue, fast transzendente Qualität.

"Easy Come Easy Go" erscheint im Übrigen als einfaches Album mit zehn Songs, aber auch als Deluxe-Version mit acht zusätzlichen Tracks und DVD, die eine Dokumentation über den Aufnahmeprozess des Albums enthält. Für welche der beiden Varianten man sich entscheiden sollte, ist hoffentlich klar.