Peter Maffay

Wandler zwischen den Welten


Peter Maffay blickt mit "Tattoos" auf 40 Jahre Karriere zurück

Aktueller Artikel im akuma.de Magazin zu Peter Maffay
» Übersicht von Peter Maffay anzeigen

Wandler zwischen den Welten

Peter Maffay blickt mit "Tattoos" auf 40 Jahre Karriere zurück

29.01.2010 Wer ist Peter Maffay? Lässt man seine 40 Jahre andauernde Karriere nur im Schnelldurchlauf Revue passieren, kann man sich diesbezüglich nicht sicher sein. Er war Schlagersänger, mutierte zum aufrechten Rocker, verblüffte später mit "Begegnungen", einem Album mit Musikern aus aller Welt. Präsentierte sich als friedensbewegter Sänger und mit "Tabaluga" als Kinderhörspielautor, während drei Ehen nach Aussage Maffays an "Egoismus und Alkohol" zerbrachen. Von allen Charitys, für die er sich engagiert, und seiner eigenen Stiftung für traumatisierte Kinder ganz zu schweigen. Nun legt der 60-Jährige zu seinem runden Bühnenjubiläum mit "Tattoos" ein Album vor, auf dem er seine größten Hits neu und mit Orchesterbegleitung interpretiert. Wenn Maffay darüber redet, sehr reflektiert und dann doch wieder aus dem Bauch heraus, dann wird eines klar: Er scheint inzwischen mit sich selbst im Reinen zu sein - was wohl vor allem an seinem sechsjährigen Sohn Yaris liegen dürfte.

Wie viele Tattoos besitzen Sie eigentlich?

Peter Maffay - B

Peter Maffay: Sieben. Aber das ist nur eine vorläufige Zahl. Denn diese Nummer mit den Tattoos ist ein bisschen wie eine Sucht. Ich kenne viele, die damit nicht mehr aufhören.

Können Sie sich noch an Ihr erstes Tattoo erinnern?

Maffay: Natürlich, das war 1995 in Kanada, in British Columbia, wo ich zwei Jahre lebte. Und gemacht wurde es von einem Tätowierer, der in einem Indianer-Reservat lebte und der ausschließlich mit indianischen Symbolen arbeitete. Und das ist dieser Rabe hier (zeigt auf seinen rechten Oberarm). Man sagt ja dem Raben nach, er sei ein Wandler zwischen den Welten. Ich fand das ein ziemlich passendes Symbol.

Warum wählten sie "Tattoos" als Albumtitel?

Peter Maffay - K

Maffay: Weil ich ein bisschen davon ausgehe - das ist jetzt natürlich eine rein subjektive Betrachtung -, dass Songs wie Tattoos sind. Man hat zeitlebens mit ihnen zu tun, mit den eigenen, aber auch mit fremden, weil sie dir gefallen oder weil sie Inhalte transportieren, die dir etwas geben. "It's All Over Now Baby Blue" von Bob Dylan ist so ein Song für mich, der wird immer in meiner Birne hängen bleiben. Genauso wie schöne Lieder, die jetzt entstehen und die auch wieder neue Begegnungen erzeugen, neue Geschichten erzeugen. Ich glaube, dass Musik sehr oft einfach gelebte Zeit ist. Die Zeit widerspiegelt. Bei meinen Songs ist das ja auch nicht anders. Sie entstehen in einer gewissen Phase, sie entstehen aus einer gewissen Motivation. Da gibt es Gründe, die einen dazu bringen, eine Aussage zu treffen.

Ein Album wie "Tattoos" ist ja auch eine Art Rückblick. Welches Gefühl überwiegt, wenn Sie sich an 40 Jahre Karriere zurückerinnern?

Maffay: Ein positives. Weil ich inzwischen die Sicherheit habe, beurteilen zu können, wie viel sich eingestellt hat an Dingen, an die ich nie im Leben gedacht hätte. Es sind so viele Möglichkeiten entstanden in meinem Leben - durch die Musik. Es war vor 40 Jahren nie und nimmer absehbar, dass sich aus der Musik heraus ein Stiftungsgedanke entwickelt, dass dieser wiederum die Musik befruchtet, dass es Begegnungen und Projekte dieser Art gibt, dass man Tausenden von Menschen über den Weg läuft. Und auch akzeptiert, gerne akzeptiert, dass sie etwas hinterlassen. Viele Freundschaften, die den Horizont nach vorne verschieben.

Haben Sie das Gefühl, etwas erreicht zu haben in ihrem Leben?

Maffay: Ja, wirtschaftliche Möglichkeiten zum Beispiel. Unabhängigkeit, Autarkie, ein Lebensstil, der - sag ich mal - weniger an den üblichen gesellschaftlichen Parametern aufgehängt ist. Und auch ein Wort wie "Rente" - bei allem Respekt - ist für mich nicht relevant. Mein Limit entsteht ganz anders. Das gibt es auch. Ich bin nicht frei von irgendwelchen Limits, um Gottes willen. Aber sie haben eine andere Qualität, sind nicht so konventionell.

Ebenfalls ungewöhnlich: Es gibt genügend Fans, die alle Ihre Karriereschritte mitgemacht haben und sämtliche Ihrer Platten besitzen ...

Peter Maffay - F

Maffay: Damit besitzen sie mehr Alben von mir als ich selbst. (lacht)

Trotzdem: Empfinden Sie aufgrund ihres andauernden Erfolgs nicht manchmal auch Stolz?

Maffay: Das ist ein Wort, vor dem ich mich in Acht nehme. Ich sag Ihnen, worauf ich stolz bin: Ich bin stolz, wenn mein kleiner Sohn - und das tut er jetzt - ein schönes Spanisch spricht. Und ich bin stolz und freue mich, wenn er, ohne dass ihn jemand auffordert, morgens aufsteht und anfängt zu singen. Heute Morgen haben wir telefoniert, und das ist ein solcher Energieschub, wenn er am anderen Ende der Leitung, ohne dass ich mich zu erkennen gebe, "Hallo Papi" sagt, weil er weiß, dass ich immer um fünf nach acht anrufe, bevor er in die Schule geht. Das erfüllt mich mit Stolz, weil ich dann merke, dass ihm - und dafür ist maßgeblich seine Mutter verantwortlich - eine schöne Haltung anerzogen wird. Möglicherweise ist das schon auch ein wenig Genetik. (grinst)

Also ein wenig stolz sind Sie dann schon ...

Maffay: Klar. Stolz ist nur im Übermaß gefährlich. Damit habe ich nichts am Hut. Dazu bin ich jetzt zu alt, um auf diesem Glatteis auszurutschen. Aber ich muss ehrlicherweise zugeben: Das Gefühl ist auch mir nicht fremd. Wenn wir - wie bei der letzten Tour - 58 Konzerte hintereinander spielten, dann sag ich schon auch: Guck mal, die alten Zossen! Haben die das doch hingekriegt! Und relativ gut sogar. Im Gegenteil: Als die Konzerte zu Ende gespielt waren, obwohl das am Anfang ein Berg war, über den man gar nicht hinweggucken konnte, haben wir gesagt: Und was kommt jetzt? Ist doch schade, dass alles schon wieder vorbei ist. Ich lass dieses Gefühl schon ein wenig zu, versuche aber möglichst schnell, mich neu auszurichten.

Vor zehn Jahren haben Sie auf "Heute ... vor dreißig Jahren" schon einmal Ihre Hits neu interpretiert. Wieso nun noch einmal?

Maffay: Im Grunde genommen übersteht es jedes gute Lied, selbst wenn man nur eine Version auf dem Kamm bläst. "Yesterday" von den Beatles würde sicherlich kaum darunter leiden, wenn das gut geblasen wird (lacht). Ich will damit sagen, die Interpretationsmöglichkeiten guter Songs sind - vielleicht nicht unendlich - aber doch sehr mannigfaltig. Und auch reizvoll - für beide Seiten. Für den, der es macht, wie für den Hörer. Und dann ist die Zusammenstellung, wenn man von einigen absoluten Klassikern absieht, doch eine andere als vor zehn Jahren, eine Zeit, in der schließlich auch Musik passiert ist. Und insofern ist das schon eine andere Geschichte.

Worin lag der größte Reiz für Sie?

Maffay: Natürlich in der Arbeit mit einem Orchester, das als komplementäre Energie oder Gestaltungsform durchgängig vom ersten bis zum letzten Song eingebunden ist. Da kommt dann eben ein Song wie "Ewig" nur mit dem Orchester daher geflogen. Und insofern ist das dann auch später, wenn wir damit auf die Bühne gehen, wahrscheinlich eine sehr reizvolle Aufgabe. Da sitzt das Orchester dann hinter uns. Das ist ja nicht nur ein Klangkörper, sondern eine Energiefabrik! Wenn alle 35 Musiker gemeinsam loslegen, dann geht was in den Popo - sag ich mal. Und zwar nicht zu knapp. Von diesem Zusammenspiel verspreche ich mir eine Menge Spaß.

Nach einem Spaß klingt auch Ihre neue Version Ihres ersten Hits, "Du", die sich fast eins zu eins wie das Original aus den 70er-Jahren anhört.

Maffay: Das war beabsichtigt. Selbe Tonart, selbes Arrangement wie damals. Wir wollten einfach sehen: Wie klingt das heute? Und kriegt man das überhaupt so hin? Die Umsetzung hat uns immens viel Freude bereitet, zumindestens so lange, bis ich singen musste. Vor 40 Jahren habe ich mich da leichter getan (lacht). Aber als es dann in die hohen Passagen ging, wo einem die Birne wegfliegt, weil man so powert ... das hat dann doch auch Spaß gemacht. Ich find das auch witzig, dieses Lied, das über all die Jahre so polarisiert hat, nach dem Motto "Maffay, der Schnulzenheini", jetzt mit voller Absicht und mit Bedacht genauso wie damals zu spielen (lacht).

Ein weiterer Song auf "Tattoos" ist die Tabaluga-Hymne "Nessaja". Welche Bedeutung hat die zentrale Textzeile "Ich wollte nie erwachsen sein" heute für Sie?

Maffay: Immer noch eine große. Ich finde nichts reizvoller, als ein alter Mann zu werden, mit Schalk im Nacken und zugelassener, temporärer Kindlichkeit. Kindisch will ich nie sein. Aber Kindlichkeit ist etwas Wunderbares. Ich erlebe es ja an meinem Sohn, das ist eine so wichtige Phase als Mensch. Wenn man noch unverbogen, ohne diese ganzen verzerrenden Korrekturen handelt. Beispiel: Mein Sohn sitzt beim Essen und sagt: "Mama, kannst du mir helfen? Wie muss ich das machen, ich möchte mit einem Mädchen ins Kino gehen." Ich meine: Das sagt er völlig out of the blue, völlig ohne Angst, sich bloß zu stellen, einfach nur mit einem schönen Gedanken im Kopf. Und das ist eine Qualität, die wir, der eine mehr, der andere weniger, im Leben verlieren können. Und ich halte das mit für das Wichtigste: diese Weichheit, die existiert, zuzulassen. Ohne Angst zu haben.

Hört Ihr Sohn Tabaluga?

Maffay: Wir haben ja vor zwei Jahren ein Tabaluga-Weihnachtsalbum aufgenommen. "Oh Tannenbaum" musste man dafür ja nicht neu interpretieren, das haben andere schon besser gemacht. Aber wir haben unsere eigenen Songs geschrieben. Und die hat er rauf und runter gesungen - bis zum Erbrechen. Sogar im Juni noch. Kein Mensch wollte das mehr hören ... (lacht).

Wenn Ihr Sohn in zehn Jahren ein Tattoo haben will, was sagen Sie dann?

Maffay: Such dir ein Gutes aus!

Peter Maffay auf Deutschland-Tournee

22.10., Magdeburg, Bördelandhalle

02.11., Hamburg, Color-Line Arena

04.11., Berlin, O2 World

05.11., Kiel, Sparkassen-Arena

06.11., Halle/Westfalen, Gerry Weber Stadion

08.11., Leipzig, Arena

09.11., Rostock, Stadthalle

10.11., Bremen, AWD-Dome

12.11., Flensburg, Campus Halle

13.11., Hannover, TUI Arena

14.11., Mannheim, SAP Arena

16.11., Nürnberg, Arena

18.11., Frankfurt, Festhalle

19.11., Dortmund, Westfalenhalle

20.11., Dresden, Messehalle

23.11., Erfurt, Messehalle

25.11., München, Olympiahalle

27.11., Trier, Arena

29.11., Stuttgart, Schleyerhalle

30.11., Freiburg, Rothaus-Arena

01.12., Friedrichshafen, Messehalle

03.12., Zwickau, Stadthalle

04.12., Köln, Lanxess-Arena

06.12., Regensburg, Donau Arena

07.12., Göttingen, Lokhalle ~ Stefan Weber (teleschau)


Interviews, Stories, Meldungen und CD-Kritiken zu Peter Maffay

PETER MAFFAY: "Tattoos"-Tourauftakt in Hamburg!

Mit Harley & Orchester frenetisch gefeiert

Um Punkt 20:05 Uhr startet das Konzert gestern (02.11.2010) in Hamburg. Anders als vielleicht erwartet, nicht etwa mit Pauken und Trompeten auf der Main Stage, sondern voerst sanft und bedächtig auf der kleinen Bühne im Innenraum der ausverkauften O2 World Arena. Inmitten der Fans, die zu Tausenden kamen, gibt Maffay den Song "Steppenwolf" zum Besten und sorgt damit für einen gelungenen Einstieg.

mehr »


Weitere Meldungen zu Peter Maffay