Stefan Raab

Unser Star für 2011?


Lena Meyer-Landrut triumphiert beim Eurovision Song Contest - und nächstes Jahr gleich wieder?

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Unser Star für 2011?

Lena Meyer-Landrut triumphiert beim Eurovision Song Contest - und nächstes Jahr gleich wieder?

13.06.2010 Das Rauschen im Blätterwald war überdeutlich: "Lena, wir lieben dich", "Lena - So hat sie Europa verzaubert", "Das Wunder von Oslo", "Verrückt nach Lena", "Fräulein Wunder" - Deutschland einig Lena-Land. Ihr Triumph beim Eurovision Song Contest hat nicht nur die 19-Jährige selbst, ihren Mentor Stefan Raab und die den seit Jahrzehnten übertragende ARD zunächst geschockt und dann euphorisiert, sondern auch die komplette Nation. Von einer beispiellosen Begeisterungswelle getragen, spekulierte Raab schon am Sonntag nach dem gewonnenen Finale darüber, dass Lena ihren Titel nächstes Jahr selbst verteidigen solle. Und gab dies am Montag dann auch offiziell in einer Pressekonferenz bekannt. Was natürlich Fragen aufwirft: Was führte eigentlich zu Lenas Erfolg? Der Song? Ihre selbstbewusst-lockere Performance? Ihre Natürlichkeit? Und ist solch ein Coup tatsächlich so einfach zu wiederholen?

Um diese Fragen zu beantworten, sollte man sich vielleicht noch einmal Lenas Werdegang ins Gedächtnis rufen: Vor gut vier Monaten, als die damals noch 18-jährige angehende Abiturientin aus Hannover Anfang Februar als eine von 20 Kandidaten und Kandidatinnen zum Song-Contest-Vorentscheid "Unser Star für Oslo" antrat, kannte sie noch niemand. Zu diesem Zeitpunkt galt die ganze Aufmerksamkeit der medialen Öffentlichkeit ohnehin einer anderen Tatsache: der erstmaligen Zusammenarbeit der öffentlich-rechtlichen ARD mit dem Privatsender ProSieben, die sich nach einigen Anlaufschwierigkeiten, zur Suche des deutschen Teilnehmers zusammentaten.

Stefan Raab - L

Doch bereits in den ersten Shows fiel Lena auf: Durch ihre frische und unbekümmerte, dennoch selbstbewusste Art, ihre ungelenken bis neckischen Bewegungen, ihren extrem eigenwilligen englischen Akzent und nicht zuletzt auch durch eine Songauswahl von Kate Nash bis hin zu The Cure, die den von den ewig gleichen Castingshow-Balladen geschädigten Zuschauer aufhorchen ließ.

Wobei: Für die gleichzeitig laufende "DSDS"-Staffel bei RTL interessierte sich immer noch die Mehrheit der Fernsehnation. Die Quoten für "Unser Star für Oslo" hingegen waren gut, aber nicht überragend. Teile der Boulevard-Medien ignorierten den Vorentscheid fast völlig. Die große Lena-Mania setzte erst mit dem Finale ein, in dem sie sich gegen ihre vergleichsweise blasse Konkurrentin Jennifer Braun durchsetzte und "Satellite" zum Song gekrönt wurde, mit dem die Hannoveranerin in Oslo Deutschland vertreten sollte. Dann kannte die von allen Medien unterstützte Begeisterung keine Grenzen mehr: Lena stellte mit ihrer Single Chartrekorde auf, meisterte nebenbei ihr Abitur und spielte ein Album ein, das ebenfalls Platz eins in Deutschland erreichte. Und sie bescherte der Nation mit ihrem Sieg in Oslo eine Art vorgezogenes Sommermärchen, in dem sie auch Europa mit ihrer einmaligen Art überwältigte und begeisterte.

Ganz Europa? Nun, ohne das sprichwörtliche Haar in der Suppe finden zu wollen, ganz Europa erlag ihrem Charme nicht. Aus einigen Ländern - gerade im Osten - Europas gab es keine oder nur wenige Punkte für Lena. Und die berühmten "Douze Points" kamen auch alle aus mehr oder weniger "benachbarten" Ländern - aus Dänemark, Estland, Finnland, Lettland, Norwegen, Schweden, Schweiz, Slowakei und Spanien. Kurzum: Ein wenig zweigeteilt scheint Europa in seinem Popgeschmack immer noch zu sein. Und bleibt diesbezüglich, vor allem was den "Eurovision Song Contest" betrifft, weiterhin ziemlich unberechenbar.

Es hat schon in der Vergangenheit selten bis nie funktioniert, den Wettbewerb mit dem Erfolgsrezept der vorangegangenen Jahre gewinnen zu wollen. Bestes Beispiel hierfür ist sicherlich der Sieg der Horror-Hardrocker Lordi aus Finnland, die 2006 den Contest dominierten. Gruselige Masken, große Inszenierung, grandioser Sieg - der sicherlich zum großen Teil auf dem Lordis Originalität und einem gewissen Überraschungsmoment beruhte. Für eben jenen sorgte im Jahr darauf hingegen Marija Serifovic - mit einem gegensätzlichen Ansatz: Die Serbin gewann mit "Molitva", einer ruhigen, extrem eindringlichen Ballade, in ihrer Muttersprache - und verzichtete auf aufwendige Showeffekte. Ein leichter, eingängiger Popsong, eine frische Künstlerin, die keinerlei Extras benötigt - Lena konnte dieses Jahr einen Moment der Einmaligkeit erzeugen. Natürlich auch gestützt durch das Momentum, das ihr großer Erfolg in Deutschland mit sich brachte.

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Ob sich Europa davon noch einmal überwältigen lässt, darf man bezweifeln. Und alle Kommentatoren, die den "klassischen Grand-Prix-Song" am Ende sehen, sollten sich vielleicht nicht zu freuen. Sicher: Große, pathetische Balladen (vertreten etwa durch Irland und Niamh Kavanaghs "It's For You"), die 80er-Jahre-Pophits (ein weiteres Desaster für Großbritannien: Josh Dubovie mit "That Sounds Good To Me") und Songs, die einzig durch den Einsatz von Trickkleidern auffielen (Weißrussland mit 3+2 und dem Titel "Butterflies"), wurden abgestraft. Dass aber etwa der Belgier Tom Dice mit dem ebenfalls aufs Notwendigste reduzierten, im klassischen Singer/Songwriter-Stil vorgetragenen "Me And My Guitar" nur Platz sechs belegte, zeigt auch, dass nicht allein der beste Song, sondern meistens das überzeugendste und überraschendste Gesamtpaket den Sieg davonträgt. Eben: Voraussagen lässt sich ein Erfolg beim "Eurovision Song Contest" nur bedingt.

Folglich mag man hoffen - und bei ihrer bisherigen Entwicklung auch davon ausgehen -, dass sich Lena ihre Natürlichkeit trotz des überwältigenden Sieges und des nun noch größeren Medienrummels bewahrt. Und ihr allen erdenklichen Erfolg bei ihrer weiteren Karriere wünschen, die Chancen sich als ernst zu nehmende und selbstbewusste Pop-Künstlerin zu etablieren, stehen sicher nicht schlecht. Aber dass sich Europa noch einmal nur von ihrer (Eigen-)Art überraschen und bezaubern lässt, davon sollten Lena, Stefan Raab und die ARD nicht automatisch ausgehen. ~ Stefan Weber (teleschau)


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