Placebo

Ein Platz an der Sonne


Placebo veröffentlichen "Battle For The Sun"

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Ein Platz an der Sonne

Placebo veröffentlichen "Battle For The Sun"

05.06.2009 Als der Gitarrenrock Mitte der 90er-Jahre farblos und fad zu werden drohte, pinselten Placebo dem gebeutelten Genre ein bisschen Rouge auf das in die Jahre gekommene Gesicht - auch wenn das letzte Werk "Meds" aus dem Jahr 2006 durchweg in dunklen Farben getönt war. Doch jetzt, mit ihrem siebten Album "Battle For The Sun", ist einiges anders. Und das nicht nur, weil das britische Trio einen neuen Schlagzeuger hat, wie Bandboss Brian Molko im Interview erklärt.

Depeche Mode tauften ihr neues Album "Sounds Of The Universe", Ihr Eures "Battle For The Sun". Sci-Fi-Themen scheinen angesagt zu sein.

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Brian Molko: Genau! Ich liebe Science-Fiction, schon immer. Ich bin definitiv der Trekkie unserer Band. Als wir mit möglichen Titeln herumspielten, im Übungsraum beim Jammen, stellten wir uns vor, wie es wäre, mal ein Sci-Fi-Album zu machen, so im Stile von Manga-Comics wie "Akira", mit denen ich aufgewachsen bin. Das war die Atmosphäre, in der wir uns befanden, als wir "Battle For The Sun" schrieben.

Auf dem Album gibt es viele neue Sound-Details, dazu Streicher und erstmals Bläser. Kannst Du das Konzept dahinter erklären?

Molko: Es sollte ein farbenfrohes Album werden, total psychedelisch, jedoch nicht im eigentlichen Wortsinn, denn psychedelisch bedeutet ja, deine Seele zu zeigen. Ich assoziiere damit eher eine Explosion der Farben, einen schrillen Rausch der Farben. Ich meine damit auch nicht den Stil des Psychedelic Rock, den ich zwar schätze, aber bei Placebo nicht spielen würde. Diesmal ging es um die Assoziation von Licht und Farben, denn "Meds" war ein extrem düsteres Album.

Über das schlechte Klima in der Band kursieren seit damals Gerüchte ...

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Molko: Nun, man hat uns angemerkt, dass die Beziehung zwischen uns in den letzten Jahren mehr und mehr komplizierter und am Ende sogar regelrecht unangenehm wurde. Aber jetzt haben wir mit Steve Forrest ein neues, vollwertiges Band-Mitglied und damit die Freude und die Freiheit am Songwriting wieder gefunden. Wir hatten das Gefühl, dass das mit Mr. Hewitt nicht mehr möglich war.

Der wurde bekanntlich von Euch gefeuert. Waren Drogen ein Grund?

Molko: Sagen wir es mal so: Es waren die Präferenzen seines Lebensstils. Wie jeder weiß, ruinieren Drogen und Geld gerne mal Bands. Und beide Dinge spielten auch bei unserer Entscheidung eine Rolle.

Hewitt wird ersetzt durch Steve Forrest, dessen Band Evaline 2006 Euer Support-Act war. Nach welchen Kriterien habt Ihr Euch gerade für ihn entschieden?

Molko: Wir brauchten einen guten Musiker, allein schon, weil wir mit diesem Album wieder lange, anstrengende Shows spielen werden. Wir brauchten also jemanden mit Ausdauer und Stehvermögen, der lange Konzerte durchziehen und zwei Stunden auf der Bühne Vollgas geben kann - wozu Mr. Hewitt mit seinem Lebensstil einfach nicht mehr in der Lage war. Das war ein Kriterium. Das zweite war, dass wir jemand wollten, der noch sehr jung ist. Stefan und ich sind in unseren Mittdreißigern, haben schon eine Menge hinter uns und sind heute etwas ruhiger, um nicht zu sagen routinierter geworden, im Laufe der Jahre. Wir wollten also jemanden, für den das alles - Albumproduktion, Promotion, Welttournee - das erste Mal ist und dessen Enthusiasmus hoffentlich auf uns abfärben würde. Wir wollten jemand, der mit großen Kinderaugen staunt, was da alles auf einmal um ihn herum passiert. Und der uns mit seinem Enthusiasmus davon abhält, uns auf die faule Haut zu legen.

Wie sah das gewünschte Persönlichkeitsprofil aus?

Molko: Du musst dir mal seine Hände anschauen. Steve hat "Open Mind" auf seinen Fingerknöcheln tätowiert. Das ist schon mal kein schlechtes Statement, aus meiner Sicht. Steve schickte uns ein Video, stellte sich darin vor, meinte, dass er Schlagzeug spielen und Tattoos liebe und am Ende sagte er: "Ich will einfach nur ein zufriedenes Leben führen." Das hat mich beeindruckt. Nach all der Dunkelheit der letzten Jahre, die die Band umgab, das jemanden sagen zu hören, gab den Ausschlag. Denn genau das will ich auch: Einfach nur ein glückliches Leben führen.

Wie sieht das für Dich aus?

Molko: Ich muss auf mich aufpassen und gut zu mir sein. Für mich bedeutet es ganz konkret: Ich muss endlich aufhören, pausenlos den Selbstzerstörungsknopf zu drücken. Ich muss etwas finden ... (stockt und sucht nach Worten) Es ist ganz einfach Liebe, und Liebe in sich zu tragen, glaube ich. Zu versuchen, das Innere selbst besser zu verstehen, sich besser zu beschützen und auf sich aufzupassen. Es gibt viele Dinge an mir, die ich nicht verstehe, die mich überfordern. Im Grunde heißt es für mich, es endlich mit dem Leben aufzunehmen, anstatt davor wegzurennen.

Deine Texte sind sehr offen und persönlich. Bist Du gerade in einer Phase der Selbstfindung, wie Du in "Bright Lights" beschreibst?

Molko: Der Text ist sehr autobiografisch, eine totale Beichte, aus meiner Sicht. Auf früheren Alben hatte ich mir angewöhnt, bestimmte Charaktere zu erfinden, durch die ich dann meine Gefühle und Ängste formulieren konnte. Diese Figuren habe ich als Selbstschutz und Katalysator benutzt, um mich auszudrücken. Das habe ich diesmal überhaupt nicht. Die Stimme des Erzählers ist meine eigene. Ich denke das Album ist mit diesen Texten um einiges ehrlicher und persönlicher.

Wenn man also Titel und Texte interpretiert, steht "Battle For The Sun" also sinnbildlich für den Kampf um das Leben?

Molko: Genau darum geht es. Deswegen auch das Bild des Albumcovers: Der Mond steht für die Dunkelheit, die langsam weicht und von der Sonne überstrahlt wird. Das Licht ist die Kraft, die am Ende siegt. Der Kampf um das Licht steht also sinnbildlich für den immer währenden Kampf um das Leben, ja. "Meds" war dermaßen dunkel, dass es einfach nötig war, da schnellstmöglich rauszukommen. ~ Stefan Woldach (teleschau)


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