Ozzy Osbourne

"Ich bedauere vieles ..."


Ozzy Osbourne veröffentlicht "Scream"

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"Ich bedauere vieles ..."

Ozzy Osbourne veröffentlicht "Scream"

16.06.2010 Wie immer, wenn Ozzy Osbourne (62) in London verweilt, ist er im legendären Dorchester Hotel abgestiegen, um die aus aller Welt angereisten Pressevertreter in Empfang zu nehmen. Der Anlass? Die Veröffentlichung seines neuen Albums "Scream" (VÖ: 18.06.). Die Zeiten, in denen John Michael Osbourne, so der bürgerliche Name des ehemaligen Black-Sabbath-Sängers, durch unzählige Drogenexzesse von sich reden machte, gehören längst der Vergangenheit an. Stattdessen sitzt der Fürst der Finsternis in einer luxuriösen Suite eines der teuersten Hotels seiner einstigen Heimat, trinkt Tee statt Alkohol und bittet höflich darum, näher zu rücken, damit er die an ihn gerichteten Fragen auch verstehen kann. Ozzy Osbourne ist seit Jahren schwerhörig, daraus macht der alte Herr mit der Sonnenbrille kein Geheimnis. Auch die Motorik des Rockstars hat unter seinem exzessiven Lebensstil gelitten. Für den Madman allerdings noch lange kein Grund, sich aus dem Musikbusiness zurückzuziehen.

Ihr neues Album "Scream" klingt überraschend modern. Woher kommt dieser frische Wind?

Ozzy Osbourne - D

Ozzy Osbourne: Ich habe sehr lange an dem Album gearbeitet, der erste Song entstand bereits vor über einem Jahr. Mittlerweile habe ich dieses Album verdammt oft gehört, und natürlich klingt es anders als das davor. Schließlich ist es ja auch ein anderes Album. Für mich klingt es tatsächlich sehr erfrischend. Wenn das auch andere hören, ist das großartig.

Die erste Single des neuen Albums, "Let Me Hear You Scream", fordert regelrecht dazu auf, sich die Seele aus dem Leib zu schreien. Welches Anliegen steckt für Sie dahinter?

Osbourne: Ich habe es noch nie gemocht, meine Musik in Worte zu fassen. Dadurch würde ich den Hörern ein Stück weit die Überraschung nehmen. Außerdem kann man Erklärungen auch oftmals falsch verstehen und dadurch würden Songs in ein ganz anderes Licht gerückt werden. Wenn ich da beispielsweise an "Nativity In Black" vom allerersten Black-Sabbath-Album zurückdenke, dieser Song wurde so oft interpretiert, und davon mindestens genauso oft falsch. Aber genau das macht doch den Reiz an den Songs aus, die vielfältigen Auslegungsmöglichkeiten.

Steht dennoch ein Gesamtkonzept hinter dem Album?

Ozzy Osbourne - T

Osbourne: Konzept trifft es wohl nicht ganz. Dennoch möchte ich meinen, das große Ganze während des Songwritings immer im Hinterkopf gehabt zu haben. Wenn du dir ein Album kaufst, ist es dein ganz persönliches Album und nicht einfach nur ein simples Paar Schuhe. Ich will nicht, dass man mich jetzt falsch versteht, aber ich bin der Meinung, dass jeder für sich selbst entscheiden soll, woraus sich dieses große Ganze zusammensetzt. Ich habe erst letztens, als ich mit dem Hund spazieren ging, über genau diese Frage nachgedacht, kam allerdings zu keinem klaren Ergebnis. Ich schreibe die Songs nicht allein, sondern immer gemeinsam mit anderen. Diesmal hatte ich Unterstützung von meinem guten Freund Kevin Churko. Ab einem gewissen Level kann ich auf einen Partner nicht verzichten, da ich keine Instrumente spiele und von Haus aus Unterstützung brauche. Für mich geht es in allererster Linie um die Gefühle, die einen Song ausmachen, nicht um das Konzept dahinter.

Vor wenigen Monaten haben Sie nicht nur als Musiker, sondern auch als Autor für Furore gesorgt. Ihre Autobiografie "I Am Ozzy" landete damals auf Platz 2 der "New York Times"-Bestsellerliste. Haben Sie mit einem solchen Erfolg gerechnet?

Osbourne: Nein, absolut nicht, aber ich bin sehr glücklich über den Erfolg. Ich habe es wirklich genossen, Autogrammstunden zu geben und dort nicht nur die Bücher zu signieren, sondern auch die Leute kennenzulernen, die sich für mein Buch interessieren und meine Musik kaufen.

Wenn Sie Ihr Leben und Ihre Karriere rückblickend betrachten, gibt es Momente, die Sie zutiefst bedauern?

Osbourne: Ich bedauere vieles, doch das nützt mir heute herzlich wenig. Ich bereue es natürlich zutiefst, zu viel Alkohol getrunken und Drogen genommen zu haben. Doch in meinen Augen habe ich mein Leben dadurch nicht verschwendet, das war einfach meine Art, es zu leben.

Wenn Sie noch einmal 40 Jahre jünger sein könnten, gäbe es dann etwas, was Sie in ihrem Leben trotz allem anders machen würden?

Ozzy Osbourne - O

Osbourne: Ich würde sicherlich zweimal darüber nachdenken, ob Drogen für mich der richtige Weg sind. Ich war damals der Meinung, Drogen würden einfach zum Erfolg dazu gehören, genauso wie jede Menge Frauen zu haben.

Eine Verfilmung Ihrer Autobiografie ist bereits angekündigt. Inwieweit sind die Planungen schon als konkret zu betrachten?

Osbourne: Es wird daran gearbeitet, allerdings kann ich dazu noch nicht allzu viel sagen. Ich weiß noch nicht, wer die Rolle von Ozzy übernehmen soll, doch ich bin mir ziemlich sicher, dass es jemand aus meiner Heimat Birmingham sein soll, und kein Schauspieler aus Hollywood. Ich habe zwar mal erwähnt, dass ich gern Johnny Depp für die Rolle hätte. Doch mal ehrlich: Er sieht einfach zu gut aus, um mich spielen zu können.

Ebenfalls angekündigt ist eine Dokumentation über Ihr Leben mit dem Titel "Wreckage Of My Past", an der Ihr Sohn Jack aktuell arbeitet. Können Sie darüber schon etwas verraten? Ein Trailer ist ja bereits im Internet zu finden.

Ozzy Osbourne - T

Osbourne: Jack arbeitet daran schon sehr lange. Doch um ehrlich zu sein, weiß ich überhaupt nicht, was er da genau macht. Er lässt mich einfach nichts davon sehen! Ich bin ein riesiger Fan der Beatles, und in meiner Fantasie wollte ich immer einer von ihnen sein, als ich noch jung war. Letztens kam Jack dann zu mir und meinte, er habe eine Überraschung für mich. Er fragte mich dann, ob ich mir vorstellen kann, wen er für mich interviewt hat. Ich hatte natürlich nicht den geringsten Schimmer und war um so überraschter, als er mir verriet, dass er ein Interview mit Paul McCartney gemacht hat. Ich war der festen Überzeugung, dass er mich verarschen würde. Das hat mich wirklich total umgehauen.

Was bedeutet es Ihnen, dass Ihr eigener Sohn sich so intensiv mit Ihrem Leben beschäftigt, um der Welt einen Ozzy Osbourne zu präsentieren, der vielen unbekannt sein dürfte?

Osbourne: Meine Frau Sharon und ich stehen immer hinter unseren Kindern. Egal, was sie tun, wir sind stolz auf sie. Würde Jack sich gern als Maler künstlerisch betätigen wollen, wäre ich damit genauso einverstanden. Nichtsdestotrotz macht es mich natürlich ganz besonders stolz, dass er sich dazu entschieden hat, eine Dokumentation über seinen alten Herrn zu produzieren.

Nach der Veröffentlichung Ihres neuen Albums gehen Sie auf eine 18-monatige Welttournee. Was treibt Sie mit über 60 und nach all den Jahren im Musikbusiness noch immer dazu an, monatelang um die Welt zu reisen?

Osbourne: Seitdem man Musik aus dem Internet runterladen kann, sind die Verkäufe von CDs extrem runtergegangen. Davon bleibe auch ich nicht verschont. Schon allein, um überleben zu können, gehe ich auf Tour. Das ist schließlich mein Job. Und es sind ja auch keine 18 Monate am Stück.

Genießen Sie es denn trotz allem, auf Tour zu sein?

Osbourne: Es ist sehr anstrengend für mich, so viel unterwegs zu sein, ständig um die Welt zu fliegen und den Großteil des Tages darauf zu warten, dass ich auf die Bühne gehen kann. Doch für den Moment der Show an sich nehme ich diese Strapazen gern auf mich.

Man kann es sich kaum vorstellen, aber gibt es in Ihrer Karriere irgendetwas, was Sie noch erreichen möchten?

Osbourne: Nein, eigentlich nicht. Wenn man 60 wird, stellt man sich automatisch die Frage, ob man sich nicht langsam zur Ruhe setzen sollte. Doch bevor man das tut, muss man zurückblicken und überlegen, ob man die Ziele, die man sich im Leben gesteckt hat, auch wirklich erreicht hat. Egal, ob man eine Weltreise machen oder einmal im Leben nach Afrika gehen will, um dort in einer Hilfsorganisation zu arbeiten. Ich singe, um meinen Lebensunterhalt zu verdienen, und fliege dafür auch noch um die ganze Welt. Ich könnte mir niemals vorstellen, um sieben Uhr morgens aufzustehen und im Stau zu stehen, während ich zur Arbeit fahre. Mein Job ist ein Geschenk, und dafür bin ich jeden Tag dankbar. ~ Juliane Lüthy (teleschau)


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