Evolver

Auch wenn etwa "Everybody Knows" sich irgendwo im Graubereich zwischen Motown und knackigem Analog-HipHop ansiedelt: Insgesamt zeigt John Legend ein waches Auge. In der ersten Singleauskopplung "Greenlight" lässt er nicht nur Andre 3000 rappen, sondern auch einen herrlichen Space-Synthie die Hookline spielen. In "It's Over", seiner von will.i.am produzierten Kollaboration mit HipHop-Wizard Kanye West, regiert ein an die Frühneunziger erinnernder New-Jack-Soul-Beat. "Quickly", ein Duett mit Brandy, baut auf einem sparsamen, aber extrem knalligen Future-Funk-Beat auf, der in Bridge und Refrain freilich herrlich ausgefuchst Richtung Radiopop kippt. "No Other Love" spielt mit einem zarten Offbeat, "Satisfaction" reckt sich mit seinen massiven Elektro-Beats am meisten Richtung Moderne.

Natürlich, ganz ohne Pathos arbeitet Legend auch diesmal nicht. "This Time" ist ein Schmalzheuler, den auch eine Celine Dion singen könnte, und die Kombi aus smooth-jazzy gespieltem Fender Rhodes und Legends schmeichelnder Schlafzimmer-Stimme kann auch nerven. Aber man verzeiht's ihm - weil er in "I Love, You Love" zeigt, dass er es auch ohne Kitsch kann, dass manchmal seine Stimme, eine Gitarre und ein bisschen Hintergrundgedöns ausreichen, um selbst das kälteste Herz zu schmelzen. Und: Sogar die zunächst etwas bemüht wirkende Obama-Hymne "If You're Out There" entwickelt spätestens ab eineinhalb Laufminuten einen gewissen Reiz.