Jennifer Hudson

"Jennifer Hudson" ist ein waschechtes Soul-Album geworden. 13 Tracks lang finden hier vor allem gefühlsintensive Balladen statt, die so schwer wiegen, dass man kaum atmen kann. Labelboss Clive Davies, einer der mächtigsten CEOs der Popindustrie, ging mit Hudsons Album auf Nummer sicher und ließ nur die zurzeit erfolgreichsten Produzenten und Songwriter an Regler und Songs.

Und er lag damit absolut richtig. Bereits die erste Auskopplung "Spotlight", von Ne-Yo geschrieben und von Stargate produziert, schlug ein und traf als poppige Neosoul-Nummer genau den Nerv des Jahres 2008. Ebenfalls als Single gedacht, funktioniert das hymnische "If This Isn't Love", dessen Hook zugegebenermaßen nach einem oft wiederholten Pop-Rezept klingt, und gerade deshalb so dermaßen perfekt sitzt. Das aus der Feder von Robin Thicke stammende "Giving Myself" hingegen nimmt sich zurück, und schickt die ganze Stimmgewalt der Sängerin über ein sich behutsam aufbauendes klassisches Soul-Gerüst, das genauso gut in den 90-ern hätte stattfinden können. T-Pains durch den Vocoder gezogener Singsang verfrachtet "What's Wrong (Go Away)" wieder in die Gegenwart, setzt aber keine weiteren Akzente.

Das tun einmal Polow Da Dons "My Heart" und Timbalands "Pocketbook". Ersteres ist extrem treibend und verlangt Miss Hudson einen synkopischen und agilen Gesang ab. Letzteres allerdings setzt durch die Produktion von Tim Mosley dem Album die Krone auf - obwohl oder gerade weil "Pocketbox" eine astreine HipHop-Nummer ist. Eine Beatbox liefert die Basis für dieses Bass-Ungeheuer, bei dem das American Idol endlich einmal vor Stärke und Coolness nur so strotzt, während die volle Breitseite von Gastrapper Ludacris noch einen draufsetzt.