American Ride

Optik, Texte und Musik sprechen bei Keith eine deutliche Sprache: Der 48-Jährige ist ein gestandener, auf Traditionen pochender und ziemlich humorfreier Redneck. Dessen bislang größter Erfolg in den USA bezeichnenderweise eine extrem hemdsärmelige 9-11-Hymne namens "Courtesy of the Red, White and Blue (The Angry American)" war, in der er den Terroristen versprach, dass sie von ihm einen "Tritt in den Arsch" bekämen.

Ganz so patriotisch präsentiert sich Keith auf "American Ride" textlich zwar nicht. Einem extrem konservativen Country-Traditionalismus fühlt er sich dennoch weiterhin verpflichtet. So kommt weiterhin kein Gramm wirklicher Staub oder Dreck in vermeintlich gefühlvolle Countryballaden wie "Cryin' For Me" - hier ist alles fein säuberlich poliert und produziert. Logisch lässt Keith beizeiten auch den Macho heraushängen, trotzdem klingt etwa der Titelsong eher nach schlechtem Proll- als nach passablem Poser-Rock. Oder anders ausgedrückt: Neben Keith wirkt da selbst ein Rüpel wie Kid Rock richtig annehmbar und sympathisch. Und insofern liegt das "alte Europa" auch nicht unbedingt falsch damit, eher in Johnny Cash oder Willie Nelson die wirklichen Bewahrer traditioneller Countrymusik zu sehen. Tobys Keiths Namen hingegen darf man - und das nicht erst in vielen Jahren - dagegen ruhig vergessen.