Im Alter von neun Monaten konnte er schon sehr gut sprechen, mit zwei Jahren lesen und etwas später brachte er sich selbst das Klavierspielen bei. Mit 14 bestand er auf beeindruckende Weise den Aufnahmetest an der Harvard University, als 19-jähriger schloss er sein Studium der Politik und Volkswirtschaftslehre bereits erfolgreich ab. Die Rede ist hier allerdings nicht von einem verrückten Genie, sondern von Ryan Leslie, unsereiner eher bekannt als Sänger und R&B Produzent. Sein erster Beat war Beyoncés "Keep Giving Your Love To Me" für den "Bad Boys II" Soundtrack, seitdem durfte er vor allem an der Seite von Sean "Diddy" Combs für Acts wie Cassie, Britney Spears oder Danity Kane produzieren. Dass der junge Mann aber auch selbst singen kann bewies er bereits 2007 mit seinem Song "Diamond Girl". Die Veröffentlichung seines selbst betitelten Debütalbums hat allerdings bis zum 6. Februar 2009 auf sich warten lassen. ~ Daniel Gräbner aufklappen »
Und genau dieser Song bildet auch den Eröffnungstrack des Albums. Die dünne Staubschicht, die aufgrund des Alters bereits auf dem Titel haftet stört allerdings überhaupt nicht, denn Qualität bleibt schlussendlich Qualität. Vor allem wer die Nummer noch nicht kennt, wird von dem Ohrwurm sehr schnell fasziniert sein. Danach folgt mit "Addicition" die Single des letzten Jahres, die mit Cassie und Rapper Fabolous die einzigen Gastauftritte besitzt, und dank klarer Bassline eindeutig an die Clubs gerichtet ist. Was dann folgt ist genau eines? Ryan Leslie pur. Das Ergebnis ist aber selbst nach diesen zwei bisherigen, durchaus sehr guten Songs, mehr als überraschend. Alles selbst geschrieben, alles selbst produziert und einen Großteil der Instrumente selbst gespielt. Ein Sound der sich über die gesamte Platte erstreckt ohne auch nur eine Minute lang langweilig oder eintönig zu klingen.
Mit "Youre Fly" und "Wanna Be Good" hagelt es Gute Laune Musik, die ohne weiters auch aus der Motown Zeit stammen könnte, Songs wie "Quicksand" oder "How It Was Supposed To Be" locken dank geschicktem Synthie-Einsatz auf die Tanzfläche. Dabei wirken die Produktionen aber nie überladen, Pianos und klassische R&B Elemente gehen mit elektronischen Einflüssen Hand in Hand. Und auch Ryan Leslie selbst wirkt zu keinem Augenblick kitschig oder schnulzig und fällt so selbst bei höheren Tönen nicht negativ auf. Die einzelnen Nummern greifen ineinander, die Hooks haben fast immer das Potential zum Ohrwurm, und so darf bei "Valentine", "I-R-I-N-A" oder "Out Of The Blue" locker mitgesummt werden. Selbst wenn es um Beziehungsbrüche ("Shouldnt Have To Wait") oder ernstere Themen geht, bleibt Melancholie tabu und die Musik behält eine frische, lockere Note. Dass es am Ende mit "Gibberish" dann doch noch einen Autotune-Ausreißer gibt, sei ihm verziehen, vor allem da der Song, dank Bläsern und tollem Refrain, dennoch sehr gelungen ist.
Überraschung. Ryan Leslie lässt mit seinem Debüt eine ziemliche große Katze aus dem Sack, mit der vor allem ich nicht gerechnet hätte. Gab es in letzter Zeit sehr viel Einerlei-R&B, bei dem einem entweder der Kitsch aus den Ohren quillte oder der Autotune-Sound jegliches Gefühl abtötete, so liefert uns Ryan Leslie ein unglaublich frisches Stück Musik.