Phil Collins

Nichts bereuen


Comeback nach acht Jahren: Phil Collins veröffentlicht sein neues Album "Going Back".

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Nichts bereuen

Comeback nach acht Jahren: Phil Collins veröffentlicht sein neues Album "Going Back".

20.09.2010 Es klang wie eine Beichte: In einem Interview mit der "Welt am Sonntag" bekannte Phil Collins kürzlich, einzusehen, dass er in der Vergangenheit vielen Menschen auf die Nerven gegangen ist. Es sei kein Wunder, dass ihn die Leute in den 80er-Jahren nicht gemocht hätten. Aber warum? Weil er wusste, wie man rührigen Kuschelpop in Perfektion produziert? Und weil sich ein paar Radiohörer bis heute davon gefoltert fühlen? Das sollte einen Collins nicht erschüttern, doch der findet: "Ich war wohl ein kleiner Klugscheißer." Mehr als 100 Millionen Platten hat der 59-jährige Sänger und Schlagzeuger während seiner Karriere verkauft. Nun erscheint sein achtes Solo-Album "Going Back", auf dem er Motown-Klassiker aus Jugendzeiten covert. Diese Produktion und sein anstehender 60. Geburtstag im kommenden Januar waren wohl der Grund für die allzu reuevolle Nabelschau.

Acht Jahre hat sich Phil Collins für sein Comeback Zeit gelassen. Nachdem sein letztes Album "Testify" wenig erfolgreich war, legte Collins eine Schaffenspause ein. Erholsam war die Auszeit bisweilen nicht: Bereits gebeutelt von zunehmendem Hörverlust auf dem rechten Ohr, absolvierte er 2003 seine First Final Farewell Tour, drei Jahre später ließ sich seine dritte Ehefrau Orianne von ihm scheiden. In einem Interview mit der britischen Zeitschrift "Hello!" ließ er diesbezüglich kürzlich verlauten: "Um ehrlich zu sein, ich weiß eigentlich gar nicht, weshalb wir uns haben scheiden lassen" und fügte hinzu, dass er sie immer noch liebe. 2007 verrenkte er sich bei der Live-Reunion von Genesis schließlich den Nacken und hatte bald Taubheitsgefühle in den Händen, die auch eine Halswirbel-Operation nicht lindern konnten. Und doch hat er sich für "Going Back" noch einmal ans Schlagzeug gesetzt - und die Stöcke mit Klebeband an seinen Hände befestigt.

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Als Fünfjähriger bekam Collins sein erstes Spielzeug-Drum-Set geschenkt und ging offenbar mit großem kindlichen Eifer ans Werk. "Ich war besessen davon", sagte der Brite in einem Interview. "Jede freie Minute habe ich damit verbracht, Musik im Radio oder Fernsehen zu begleiten." Bevor sich seine Eltern ein professionelles Instrument leisten konnten, sprang angeblich sogar sein Onkel ein und bastelte dem jungen Talent aus der Not heraus eine provisorische Trommel.

Nach einem Abstecher in die Schauspielschule - Collins war 1964 kurz im Beatles-Film "A Hard Day's Night" zu sehen - begann er schließlich seine in der Rücksicht unvermeidliche Musikkarriere. Mit 19 Jahren spielte er bei Genesis vor, die gerade ihren dritten Schlagzeuger binnen drei Jahren verloren hatten. Bereits auf dem ersten gemeinsamen Album, "Nursery Cryme" (1971), durfte er auch einen Gesangspart übernehmen. Nach dem Ausstieg des bis dahin dominanten Sängers Peter Gabriel wechselt Collins 1975 endgültig ans Mikrofon - und bald war auch auch ein drastischer Stilwechsel der Band zu beobachten. Als Gitarrist Steve Hackett das Quartett verließ, näherte sich die Musik des verbleibenden Trios - Collins, Keyboarder Tony Banks und Gitarrist Mike Rutherford - zunehmend vom Progressive Rock massentauglichem Radio-Rock an, der mit dem kommerziellen Erfolg immer poppiger wurde.

Wo nun genau der Moment einsetzt, an dem sich Collins für sein Werk schämt? "Follow You, Follow Me" war wohl der erste Schmachtfetzen, der so manchen alten Genesis-Fan verschreckt haben dürfte. Klassiker wie "Mama", "Invisible Touch", "No Son Of Mine" und "I Can't Dance" folgten. Oder meinte er seine Solo-Singles? Die unzählbaren Hits des Briten, darunter "In The Air Tonight", "Against All Odds", "A Groovy Kind Of Love", "True Colours" und "You'll Be In My Heart" hatten einen Stammplatz auf "Kuschelrock"-Compilations und waren bald auf romantische Soundtracks wie Disneys "Tarzan" abonniert.

Von Kritikern, die ihn belächelten, fühlte sich der Komponist stets unfair behandelt, verkaufte sich der eingängige Schmalz doch hervorragend. Über 100 Millionen verkaufte Platten und zahlreiche Preise, darunter fünf Grammys und ein Oscar, sind wahrlich kein Grund zur Reue. Und so sieht Collins die Krux auch an anderer Stelle: seiner Person. Er sei der Rolle, in die ihn die Öffentlichkeit drängte, auf den Leim gegangen. "Wahrscheinlich wurde ich zu einer Parodie meiner selbst", sagte er in einem Interview. "Viele sahen in mir einen Durchschnittstypen, einen Familienentertainer wie Cliff Richard. Man beurteilte mich aufgrund einer Handvoll Songs, die im Radio zu Tode gespielt wurden."

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Die Veröffentlichung seines neuen Albums geht Collins nun ganz gelassen an. Im kommenden Januar wird er 60 Jahre alt und muss der Musikwelt schon längst nichts mehr beweisen. Außer sich selbst: "Sogar meine Kinder (Collins hat zwei Töchter und drei Söhne im Alter von fünf bis 34 Jahren, d. Red.) sagen mir inzwischen, dass sie mich cool finden. Ich bin mir da selbst noch nicht ganz sicher. Ich schätze, das letzte Wort ist noch lange nicht gesprochen." ~ Alexandra Petrusch (teleschau)


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