Sollte M. Ward irgendwann sein definitives Meisterwerk vorlegen, wird das vermutlich niemanden mehr überraschen als ihn selbst. Klammheimlich hat sich der beflissene Songwriter aus Portland über die Jahre zu einer nennenswerten Größe zeitgenössischer Americana gemausert. Dabei wirken Wards Studioalben immer nur wie Nebenprodukte einer ungestümen Kreativität, mit der sich der von den Kollegen bestaunte Gitarrist auch gerne mal in Seitenprojekten austobt. "Post-War" war 2006 so etwas wie seine Durchbruchsplatte, zumindest wurde sie von der Kritik einhellig gefeiert. Geht es gerecht zu, dann wird der Nachfolger "Hold Time" nicht schlechter wegkommen. ~ Jens Szameit (teleschau) aufklappen »
Verortet man M. Ward im Genre Americana, dann meint das tatsächlich ein ziemlich weites Spektrum traditioneller amerikanischer Musik, die immer auch Bezüge zum US-Indie aufweist. "Jailbird" etwa klingt wie Pedro The Lion ohne die soziopathischen Anteile. Der Titeltrack, eine in bauschige Streicher gepackte Schwärmerei, würde auch gut zu den befreundeten, inzwischen aufgelösten Grandaddy passen. Und mit dem rustikal-gewitzten, wirklich großartigen "Epistemology" ist Ward ganz nah bei Conor Oberst - klar, auch ein guter Kumpel.
Mit "Rave On" gelingt dem saloppen Songschmied gar ein kleiner Indie-Hit. Nicht weniger catchy ist das Beach-Boys-beeinflusste "To Save Me" mit Surf-affinem Background-Chor. "Fisher Of Man" ist trabender, hallverliebter Alternative Country - eine Hommage an den großen amerikanischen Kanon, gewiss, wie auch "Oh, Lonesome Me". Dass es sich bei dem verschleppten, über fünfminütigen Duett mit der wie verkatert krächzenden Lucinda Williams um den gleichnamigen Nancy-&-Lee-Klassiker handelt, kriegt man indes nur über den Text raus.
M. Ward, der Eindruck drängt sich auf, kann irgendwie alles. Vor allem aber vermag er, seinen kreativen Reichtum völlig unangestrengt klingen zu lassen. Die Kunst des Beiläufigen hat Ward hier schonmal zur Meisterschaft gebracht. Wenn er trotzdem kein ultimatives Meisterstück mehr vorlegen sollte, wär's auch nicht schlimm und irgendwo sogar konsequent.