Natural Forces

Für die Natur stehen hier Pferde, Männer, Gitarren und jener Leder- und Tabakgeruch, den Lovetts Musik verströmt. Auch manifestiert sich wieder einmal Lyles unbedingte Zugehörigkeit zu den Ideen Nashvilles, die er aber mit Blues, Folk, Jazz und Western Swing mixt.

Daneben aber steht Lovetts virtuose Kraft, der Wille zu raffinierten Arrangements, die Van-Morrison-Klavier, Fidel und vielschichtige Gitarrenarrangements einschließen. Meistens. Dieses Album ist leider nicht das Beste von Lovett, obwohl er sich weiterhin als großartiger Songwriter entwickelt. Aber diesmal fehlen ganz und gar die typischen witzig-ironischen Lovett-Songs mit tiefgründigem Humor und irrer Geschichte. Eines der Feinsten aus diesem Genre: "She's No Lady She's My Wife", aber das ist schon lange her.

Stattdessen bevorzugt er es, als Stimmungsaufheller eher dämlich-lustige Lieder aufs Album zu hieven, den Rockabilly "Farmer Brown" und das "lustige" Scheunenshantie "Pantry" im Polka-Hüpf-Beat. Sechs der Songs hat Lovett selbst geschrieben, die anderen sechs stammen von Texas-Kollegen wie David Ball, Vince Bell, Don Sanders, Eric Taylor und Townes Van Zandt. Natürlich bietet Lovett sonst meist melancholische Downbeats im Dreiertakt ("Empty Blues Shoes", "Bayou Song"), sanfte Akustiklieder ("Sun And Moon And Stars"), groovy Midtempo-Songs mit Nostalgie-Appeal ("Bohemia"), schöne zukünftige Country-Klassiker ("Loretta") und noch einen Rocksong ("It's Rock And Roll"). Die Akustikversion von "Pantrys", mit der die Platte ausklingt, lässt Fans dennoch seufzen: Du warst schon besser, Lyle.