Scars on Broadway

Ohne seine Partner dazustehen, bedeutet einerseits, dass die Faszination der Zusammenarbeit auf der Strecke bleibt. Keiner braucht sich etwas vormachen: Das verdammt revolutionäre, das extrem einzigartige und unerreichte kreative Potenzial von System Of A Down besitzen Scars Of Broadway nicht. Andererseits ist die angenehme Folge einer Trennung die neu gewonnene Freiheit. Malakian hat ein unglaubliches Talent für das klassische Songwriting. Das kommt erst jetzt wirklich zum Vorschein.

Waren System Of A Down völlig übergeschnappt, so sind Scars Of Broadway relativ zugängliche Zeitgenossen, die ab und an austicken. Die Wurzeln sind erkennbar, insbesondere in den chaotischeren Stücken vom Schlage "Cute Machines", "Stoner Hate" oder "Chemicals", das mit Zeilen wie "I piss on your face while you suck on my cock" auf der einen Extremseite steht. Auf der gegenüberliegenden, ganz weit weg, warten "Funny", "Serious", "Kill Each Other / Live Forever" sowie die erste Single "They Say" darauf, auch Leuten, denen Daron Malakian bislang nichts sagte, zu gefallen. Kompakte Rocksongs, teils mit Punk-, teils mit Metal-Kante, David Bowie und die Beatles werden als Einflüsse geltend gemacht.

Ähnlich die Texte: Die Politik ist nicht verschwunden ("Let's clap our hands, for the president and Mickey Mouse, and every other motherfucker"), nimmt jedoch auch keine exponierte Stellung ein. Sie ist Teil des Lebens von Malakian, genau wie die Liebe, Familie, Zukunftsängste, Gegenwartsspäße. Die Melange aus klassischem Rock und System-Of-A-Down-Erbe kann sich auf jeder Ebene sehen lassen.