"Es ist wichtig, dass die Welt meine Songs kennt"

Scars On Broadway treten ein großes Erbe an

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"Es ist wichtig, dass die Welt meine Songs kennt"

Scars On Broadway treten ein großes Erbe an

08.08.2008 "Ich schlief. Das ganze Haus fing an zu wackeln, und ich wachte auf. Ich ging in mein Wohnzimmer, um zu schauen, ob alles in Ordnung ist. Es gab keinen Schaden." Daron Malakian wohnt in Kalifornien, dort, wo einen Tag vor dem Interview die Erde bebte. Da mag es gestattet sein, zu Beginn nach diesem Erlebnis zu fragen. Schließlich bleibt noch genügend Zeit, über das zu reden, was die Rockwelt durchschütteln soll: Scars On Broadway, die neue Band des gefeierten Gitarristen und System-Of-A-Down-Machers.

Ja, er ist einer der Hauptverantwortlichen für eine der faszinierendsten Erscheinungen des modernen Metals. Dabei ist es das Gesicht von Serj Tankian, welches vielen in diesem Zusammenhang als Erstes vor dem geistigen Auge erscheint. Der wandelt mittlerweile schon erfolgreich unter seinem eigenen Namen auf Solopfaden. Für Malakian war das keine Option: "Nein. Das ist nicht mein Stil. Ich habe gerne eine Bandkultur um mich herum." Anstatt mit seinem Namen Käufer in die Läden zu locken, lässt er die Leute denken, dass "Scars On Broadway eine brandneue Band mit Typen ist, von denen noch nie jemand was gehört hat". Eine bewusste Entscheidung: "Bei mir ist es eher so: Ich würde wieder dafür arbeiten. Ich lasse mein Ego nicht dazwischenfunken. Mir ist es eigentlich egal, ob die Welt mein Gesicht oder meinen Namen kennt. Mir ist es wichtig, dass die Welt meine Songs kennt."

Also Scars On Broadway, ein Name, der von Swastiken - besser bekannt als Hakenkreuze - inspiriert wurde, die er auf dem heimischen Broadway von Glendale im Design der Lichtmasten entdeckte. "Es sind gerade Swastiken, die waren schon vor dem zweiten Weltkrieg dort", wischt Malakian das anfängliche Stirnrunzeln fort. "Eines Tages sagte ich zu meinem Freund: "Hey, hast du schon jemals diese Swastiken auf dem Broadway gesehen?" Und als ich "Swastikas on Broadway" sagte, kam mir ein Bild in den Kopf. Zur selben Zeit war ich auf der Suche nach einem Bandnamen. Bei "Broadway" fiel mir sofort eine Bühne ein. "Swastikas" wollte ich aber nicht benutzen, weil das zu Missverständnissen führen könnte." Soweit die Idee. Inzwischen hat der Name eine tiefgreifendere Bedeutung gewonnen: "Die ganze Welt ist eine Bühne und wir sind die 'Scars On Broadway."

Neue Band, neues Glück, die Vergangenheit jedoch wurde nicht komplett über Bord geworfen. Mit Schlagzeuger John Dolmayan wurde ein System-Of-A-Down-Kollege mit ins Boot geholt, von dem Malakian erwartungsgemäß nur das Beste zu berichten weiß: "Wir haben ein gutes Verhältnis, eine sehr gute Arbeitsbeziehung. Ich habe verschiedene Leute ausprobiert, Bassisten, Gitarristen, Drummer. John spielt für den Song. Es sind geradlinige Songs, aber du musst ein guter Musiker sein, um sie spielen zu können. John legt beides auf den Tisch, er verbindet Simplizität und Komplexität." Und auch das kompositorische Erbe ist unverkennbar, obgleich die Stücke zugänglicher geworden sind: "Ich wollte mich entwickeln. Ich wollte nicht alles wegschmeißen und komplett von vorne anfangen. Mein Songwriting ist nun geradliniger, melodischer, mehr Rock als Heavy Metal", bestätigt Malakian den Eindruck.

Jeder fragt nach den Unterschieden, worin jedoch besteht für das musikalische Multitalent die Gemeinsamkeit zwischen alter und neuer Spielwiese? "In der Vielfalt. Kein Song klingt wie der andere, aber sie gehören zusammen. Bei System Of A Down hatten wir "Aerials", "B.Y.O.B.", "Lonely Day", all diese komplett unterschiedlichen Stücke. Dasselbe mit Scars On Broadway, da hast du "Funny", "Chemicals", "They Say", "Universe", "3005" - völlig unterschiedlich, aber auf einem Album fühlen sie sich wie eine Familie an. Die Vielfalt wird immer in meinem Songwriting vorhanden sein. Ich kann nicht ausschließlich einen Stil spielen. Das würde mich sehr frustrieren. Wenn ich nur ein Bluesmusiker wäre, würde mich der Blues irgendwann langweilen. Wenn ich nur ein Heavy-Metal-Musiker wäre, würde mich der Heavy Metal irgendwann langweilen. Wenn mir jemand sagt: 'Das klingt nicht nach etwas, das du tun würdest', dann ist das ein Kompliment für mich."

Und so stehen sie da, glücklich miteinander vereint: Auf der textlichen Seite der Humor, welcher bis an die Grenzen des Nonsens geht neben ernsten Themen, unter denen "Babylon" heraussticht. Handelt die Nummer doch vom Irak, dem Land, in welchem die Familie Malakians lebt: "Es ist nicht unbedingt ein politischer Song, er handelt mehr davon, wie ich mich fühlte, als der Krieg begann. Er handelt davon, wie ich mich in einer gewissen Weise hilflos fühlte. Ich wollte meine Familie retten." Auf der musikalischen Seite schütteln sich Rock, Punk, Metal und Pop als Einflussgeber die Hände. David Bowie ("eine große Inspiration für mich") und die Beatles werden in diesem Zusammenhang öfter genannt, was aber ist mit dem elektronischen Element, welches immer wieder etwas Salz in den bereits reichlich gewürzten Eintopf schüttet?

"Ich bin ein großer Fan von Kraftwerk. Ja, eigentlich kommt der Einfluss von einer Menge deutscher Bands. Meiner Meinung nach sind Kraftwerk genauso wichtig wie die Beatles. Weil sie in den letzten 30 Jahren so viel Musik inspiriert haben. Ich denke, dass sie eine der wichtigsten Bands der Welt sind."

Genau das behaupten viele von System Of A Down. Die liegen auf Eis, keiner weiß so wirklich, was mit ihnen geschieht. Also direkt gefragt: Sind System Of A Down tot? "So würde ich es nicht ausdrücken. Betrachte es wie eine Ehe. Einige Leute trennen sich, andere lassen sich scheiden. System Of A Down sind getrennt, aber nicht geschieden." ~ Alexander Diehl (teleschau)

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