Roland Kaiser

Ein völlig normales Leben


Schlagerstar Roland Kaiser über sein neues Album "Wir sind Sehnsucht", seine Krankheit und seine Heimatstadt Berlin

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Ein völlig normales Leben

Schlagerstar Roland Kaiser über sein neues Album "Wir sind Sehnsucht", seine Krankheit und seine Heimatstadt Berlin

06.03.2009 Über 90 Millionen verkaufte Tonträger, mehr als 30 Jahre im Musikbusiness, der Neueinstieg seines Albums "Wir sind Sehnsucht" auf Platz 14: Roland Kaiser, 1952 als Roland Keiler geboren, ist und bleibt einer der erfolgreichsten deutschen Entertainer. Mit "Was ist wohl aus ihr geworden" veröffentlichte er 1974 seinen ersten Song, 1977 kam mit "Sieben Fässer Wein" der Durchbruch. Wie er die ab März anstehenden Konzerte seiner Deutschland-Tournee trotz seiner schlimmen Diagnose COPD (eine chronische Lungenerkrankung) durchhält, erzählt der Schlagerstar im Interview.

Ihre Krankheit ging durch die Presse und viele Fans haben nicht erwartet, dass Sie noch einmal eine Tournee schaffen. Herr Kaiser, wie geht es Ihnen?

Roland Kaiser - F

Roland Kaiser: Danke schön, gut! Ich mache ja auch keine durchgehende Tournee. Das hat aber auch mit meiner persönlichen Familiensituation zu tun, ich will nicht so viele Monate weg sein. Ich gehe an den Wochenenden arbeiten, also die beiden Wochenendtage spiele ich, den Rest der Zeit bin ich zu Hause, bin in meinem Büro, schreibe. Eine Wochenendtournee sozusagen.

Halten Sie das gut durch?

Kaiser: Ja, sonst könnte ich es nicht in dieser Form machen. Ich halte die Konzerte schon stressfrei durch.

Haben Sie Angst, dass Sie durch Ihre Krankheit später stimmliche Einbußen haben?

Roland Kaiser - T

Kaiser: Man weiß nie, was die Zukunft bringt. Man kann auch morgen gegen einen Brückenpfeiler knallen und tot sein! Gegen die Lungenkrankheit trainiere ich sehr viel, man muss aufpassen, dass man keinen Muskelverlust erleidet, aber dagegen kann man ja arbeiten, das geht ja. Ansonsten habe ich die gleichen Erwartungen an das Leben wie jeder andere auch!

Wie sehen Ihre Konzerte aus, die Sie in loser Abfolge bis zum Herbst spielen?

Kaiser: Ich spiele mit meiner Band, mit der ich schon seit 15 Jahren zusammen musiziere, wir sind zehn Leute auf der Bühne. Ich spiele nie Halb-Playback, ich mag das nicht, fast nur live.

Von Null auf 14 in den LP-Charts, wie fühlt sich das an? Ist das ein Comeback?

Kaiser: Comeback nicht gerade, aber es ist tatsächlich der höchste Neueinstieg, den ich seit 27 Jahren geschafft habe. Aber was genau das Geheimnis ist, wüsste ich auch gerne. Man versucht ja immer, das Bestmögliche abzugeben, authentisch zu sein. Vielleicht erreicht man nicht immer die gleiche Qualität an Kompositionen oder Texten, aber während des Prozesses der Entstehung merkt man das nicht. Erst wenn das Publikum darauf reagiert. Aber ich glaube, dass "Wir sind Sehnsucht" einfach eines der besseren Alben ist. Wenn ich jedoch das Erfolgsgeheimnis wüsste, würde ich es immer so machen!

Sie sind bei Ihrer Musik also ganz klar erfolgsorientiert. Manche Musiker sagen ja auch mal: Ich probiere jetzt mal was anderes, und mir ist es egal, ob das ankommt ...

Roland Kaiser - \"

Kaiser: Das kann schon sein, dass jemand das sagt, aber mir fehlt der Glaube daran. Ich kann nur von mir ausgehen, ich wünsche mir, dass ich eine Bühne betrete und die Menschen, die davor stehen, das Lied auch kennen und mögen. Lieder zu machen, die die Menschen mögen, sehe ich als Sinn meines Jobs!

Als Sie angefangen haben - wo wollten Sie mit der Musik hin?

Kaiser: Das war reine Spielerei, ich wollte ja nie Sänger werden. Ich wollte in der Automobilwirtschaft nach oben kommen, war damals der jüngste Werbeleiter in Berlin und wollte ins gehobene Management. Dann stand ich plötzlich vor der Entscheidung, welchen Weg ich gehen soll, zum Singen kam ich wie die Jungfrau zum Kind!

Ihr letztes Album war eher ein Popalbum, "Wir sind Sehnsucht" ist nun wieder eher ein Schlageralbum. Wieso sind Sie den Weg zum Pop nicht weiter gegangen?

Kaiser: Ich mag diese Kategorisierungen nicht so, Schlager bedeutet doch nur ein Lied, das die Leute auf der Straße singen oder pfeifen, und das jeder kennt. Dann wünsche ich mir doch, dass alle meine Lieder Schlager sind!

Der Albumtitel spricht ja auch alle Menschen an, vereinnahmt. Und erinnert ein wenig an die Schlagzeile "Wir sind Papst" ...

Kaiser: Klar, das ist adaptiert, wir sind Weltmeister, wir sind Sehnsucht!

Früher sangen Sie einmal "Frei sein, das heißt allein sein", in den jetzigen Liedern wie etwa "Mein Freund" beneiden Sie den Freund, der keine Familie hat, nicht mehr um dessen Freiheit. Wie stark sind Ihre Texte von Ihrem Leben geprägt? Sie singen auch viel über Ehebruch, heimliche Liebe ...

Kaiser: Zum Teil. Die Mischung aus Erlebtem, Beobachtetem und Erfundenem macht das Konglomerat der Texte aus, die ich schreibe. Obwohl mich jetzt wirklich ein uralter Freund angemailt hat, den ich treffe, damals waren wir wilde Jungs und heute sind wir milde ältere Herren (lacht). Und was die verbotene Liebe angeht: Das Leben ist doch so! Niemand weiß das hundertprozentige Rezept, weiß, wie eine Zweierbeziehung funktioniert. Gucken Sie sich die Weltliteratur an, die Kinofilme, die sind zu 90 Prozent voll vom Thema Mann und Frau!

Haben Sie je an eine Karriere im Ausland gedacht?

Kaiser: Nein, nie, die haben so gute Sänger in Amerika, die brauchen mich da nicht. Ich denke und träume auf Deutsch, ich schreibe auch in Deutsch.

Haben Sie ein Studio?

Kaiser: Nein, ich bin Mensch des Wortes, ich brauche einen Block, einen Füllfederhalter und sonst nichts.

Halten Sie es wie Thomas Mann und arbeiten diszipliniert von acht bis zwölf? Oder kommen die Inspirationen unter der Dusche?

Kaiser: Ich habe ein Büro mit meiner Frau, da sitze ich dann. Aber es braucht schon Disziplin, denn wenn ich nur darauf warte, dass die Muse vorbeifliegt, passiert nicht viel. Ich muss in einem Arbeitsraum sitzen und mich disziplinieren. Aber unter der Dusche gibt es natürlich auch Ideen, da nimmt man sein Hirn ja mit!

Wieso sind Sie als Berliner eigentlich nach Münster gegangen?

Kaiser: Der Liebe wegen. Meine Frau ist Münsteranerin. Ursprünglich bin ich aus Berlin weg, weil ich in Köln eine große Produktionsfirma gegründet habe. Von dort aus kam ich nach Münster wegen meiner Frau. Nun haben wir Kinder, die haben alle ihre Verwandten hier, Oma, Opa, Tanten, Onkels. Wir hatten noch ein Jahr lang ein Zwischenspiel in Berlin, aber unsere Kinder wollten unbedingt zurück zur Familie und wir haben ihren Wünschen Rechnung getragen.

Sie geben aber trotzdem viele Konzerte um Berlin herum, sind das für Sie Heimspiele?

Kaiser: Natürlich, ich bin ja auch Berliner! Sie können zwar wegziehen aus Berlin, aber Sie können diese Stadt nie verlassen!

Wie empfinden Sie die Stadtentwicklung?

Kaiser: Spannend! Obwohl natürlich auch Fehler passiert sind, wie immer, wenn etwas so ruckartig wächst. Ich finde es zum Beispiel vollkommen falsch, dass die Stadt sich vom Flughafen Tempelhof getrennt hat. Alle anderen Weltstädte bauen Flughäfen in der Stadt, und die Berliner machen ihn zu. Auch den Potsdamer Platz finde ich architektonisch zweifelhaft. Die Gestaltung der ganzen Museen aber ist sehr positiv!

Nun ist ja auch unsere Regierung in Berlin, und Sie sind seit 2002 Mitglied der SPD. Helfen Sie dort auch von Münster aus?

Kaiser: Ich bin in den Wahlkämpfen immer sehr aktiv und schaue, wie ich den jeweiligen Spitzenkandidaten unterstützen kann. Im Herbst treffe ich mich wieder mit führenden Parteiangehörigen.

Ist Schlager - Entschuldigung - nicht immer konservativ? Das ist natürlich ein Klischee, aber es ist da.

Kaiser: Schon, aber das ist mir doch egal (lacht). Ich versuche nicht, Leute dazu zu überreden, die SPD zu wählen, aber ich kann doch meine tiefe innere Überzeugung ausdrücken! Es ist ja auch niemand so intolerant zu sagen: Ich kaufe dessen Platte nicht, weil er SPD-Mitglied ist.

Bis auf die Krankheit sind Sie ja relativ selten in der Klatschpresse. Wie haben Sie die so gut im Griff?

Kaiser: Ich bin einfach ein normaler Mensch, ich bin seit 15 Jahren mit meiner Frau zusammen, wir ziehen Kinder groß und führen ein völlig normales Leben. Da ist nicht viel zu holen. Wir rennen ja auch über keine roten Teppiche und leben sehr zurückgezogen. ~ Kati Hofacker (teleschau)


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