Original Album Classics

Das Debüt "Picking Up The Pieces" von 1969, durchaus treffend betitelt, bedient sich nicht allein beim traditionellen amerikanischen Erbe wie im hemdsärmligen Titelstück, sondern zollt auch den Beatles einen fröhlichen Tribut. "What A Day" und "Nobody's Fool" vermitteln sich etwas banal, aber durchaus offenherzig und engagiert. Der selbst betitelte Nachfolger zeigte sich ein Jahr später stärker im Roots Rock verwurzelt. Mit "Anyway Bye Bye" und "Don't Let It Pass By" finden sich hier zwei erwärmende Balladen im nasalen Twang Willy Nelsons, die textlich, wie so oft bei Poco, allerdings nicht allzu tief schürfen.

Mit dem introspektiven und daher wiederum programmatisch betitelten "From The Inside" machte die Band 1971 beim Songwriting einen deutlichen Schritt nach vorne. Die von Slide-Gitarren durchflossenen Lamentos "Bad Weather" und "What Am I Gonna Do" knüpfen stärker als zuvor beim Nashville-Country an. "Railroad Days" packt im Stil des Creedence Clearwater Revival herzhaft zu.

Allzu glücklich waren Poco selbst mit den seelischen Grabungsarbeiten von "From The Inside" dennoch nicht, und so markiert "A Good Feelin' To Know" (1972) die Rückbesinnung auf den ungetrübten Frohmut des Debüts. "Ride The Country" dockt noch einmal an der alten Western-Schule an und grüßt zugleich hörbar den Buffalo-Springfield-Veteranen Neil Young. "I Can See Everything" und das über fünfminütige Titelstück lassen dagegen viel Raum für sonnige Westcoast-Einflüsse und rücken mit ihrem ausgefeilten Songwriting bisweilen in die Nähe der in jenem Jahr gegründeten Steely Dan.

Der relative Misserfolg des ambitionierten "Good Feelin' To Know" schlug insbesondere Gründungsmitglied Richie Furay aufs Gemüt, doch sollte noch wenigstens ein Lichtblick im Katalog der Band folgen. Mit dem 73er-Album "Crazy Eyes" standen Poco kommerziell und künstlerisch im Zenit. "Fools Gold" ist eine schwungvolle Bluegrass-Nummer, "Here We Go Again" ein schmachtender, konziser Westcoast-Schlager, und mit "Brass Buttons" covern Poco den vielleicht schönsten Song der Genre-Lichtgestalt Gram Parsons. Besser wurde es danach nicht mehr, auch wenn die Band mit ständig wechselnder Besetzung unverdrossen weitermachte. "Keep On Tryin'" heißt eine Live-Platte aus dem Jahr 2006. Das sagt dann schon recht viel.