Maximilian Hecker

Auf der Flucht


Maximilian Hecker veröffentlicht "I Am Nothing But Emotion ..."

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Auf der Flucht

Maximilian Hecker veröffentlicht "I Am Nothing But Emotion ..."

25.03.2010 Das Treffen mit Maximilian Hecker hat fast schon etwas Konspiratives. In einem versteckten Winkel eines Münchener Cafés sitzt er, eine unauffällige graue Wollmütze bis knapp über die Augen gezogen, ein unauffälliges graues Sweatshirt am Leib. Er hat sich einen Bart wachsen lassen. Während des Gesprächs wandert sein Blick ständig: aus dem Fenster nach draußen oder in den Raum hinein, wo er die anderen Gäste fast argwöhnisch beobachtet. Hecker sieht aus wie ein Mann auf der Flucht. Und der Eindruck ist nicht ganz falsch: Der 32-Jährige möchte fremden Anforderungen entkommen. Und seinen eigenen. Sein neues Album war ein erster Befreiungsschlag.

Es trägt den Titel "I Am Nothing But Emotion, No Human Being, No Son, Never Again Son" - ob der sich auch auf seine tatsächlichen Eltern bezieht? Hecker überlegt kurz, bevor er antwortet. "Nur indirekt." Der Titel sei einem Gedicht entnommen, das in dem Moment aufgenommen wurde, als es entstand, ein richtiger Bewusstseinsstrom. "Das hinterher selbst zu interpretieren, ist ein bisschen komisch ..." - Bestürzt beugt er sich nach vorne. "Was schreibst du denn da schon?!"

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Hecker scheint das Gefühl nicht loszuwerden, dass er überwacht wird. Tatsächlich lebt er unter ständiger Beobachtung - seiner eigenen: Hecker ist Anhänger der Psychoanalyse, das Freudsche Modell von Es, Ich und Über-Ich leuchtet ihm ein. Sein Über-Ich, das er den "Elternteil" nennt, ist ganz schön streng und mischt sich in alle Lebensbereiche, vor allem in die Musik: "Der rebellierende Teil schreibt das Lied, aber der Elternteil sagt, du musst das in eine Form bringen - das war am Ende wie Hausaufgaben für mich."

Am Ende, das war 2008. Hecker hatte eben sein Album "I'll Be A Virgin, I'll Be A Mountain" fertig gestellt und war alles andere als zufrieden. Auch eine Tour durch Asien, wo er weitaus berühmter ist als in Deutschland, half nicht weiter: "Ich hatte gehofft, dass beim Live-Spielen der Knoten platzt. Das hat aber nicht funktioniert. Ich hatte das Gefühl, ich habe keinen Halt mehr - dem habe ich mich so richtig hingegeben, nachts alleine in Shibuya." In dem Tokioter Stadtteil traf er die Prostituierte Nana, die auf der Suche nach einem Geschäftspartner war. "Da dachte ich das erste Mal: 'So was kann man machen'", erzählt Hecker.

Dieser kurze Gedanke an Freiheit und Rebellion blieb haften: Seine Musik sollte einfacher werden, statt artifiziellen Feinheiten nur noch das reine Gefühl transportieren. Genauso verzichtete Hecker, der früher durch stets adrettes Auftreten auffiel, plötzlich auf weltliche Kleinigkeiten wie regelmäßige Rasur und gebügelte Hemden. Kein allzu großer Schritt, möchte man meinen, doch er widerspricht: "Da gehört für mich Mut dazu." Tatsächlich schadet er damit seiner Karriere. Eine chinesische Plattenfirma hat sich bereits geweigert, sein Album zu veröffentlichen. Ein bärtiger, schlecht gekämmter Mann auf dem Cover? Niemals.

Ans Ziel geführt haben ihn diese Aktionen noch nicht. Aber immerhin zu der Erkenntnis, "dass ich aus dem Stadium der Elternrebellion leider noch nicht heraus bin." Seine Musik sei nun eben genau "die Suche nach dem transzendentalen Gefühl", das sich außerhalb des Rahmens von Konvention und Rebellion befindet, setzt Hecker an, dann sucht er nach Worten, ringt die Hände - und bricht ab. "Das ist jetzt ein bisschen zu verquast, oder?" Doch es fällt ihm schwer, auf solche Analysen zu verzichten. "Das ist mein Hobby, das habe ich immer schon gemacht." Selbstbetrachtung als eitler Zeitvertreib? Ein bisschen bestimmt, aber ein bisschen auch als Zwang. "Wenn Freunde sagen: 'Denk doch nicht immer so viel', bringt das gar nichts." Das Über-Ich ist eben ständig wachsam. Hecker wird noch sehr weit fliehen müssen, um sich selbst zu entkommen.

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Maximilian Hecker auf Deutschland-Tournee

25.03., Trier, Varieté Chat Noir

28.03., Dresden, Dreikönigskirche

09.04., Essen, Grend

20.05., Berlin, Heimathafen

22.05., Gotha, The Londoner

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23.05., Hannover, Ballhof 1

25.05., Stuttgart, Theaterhaus T2

27.05., Frankfurt, Das Bett

28.05., Köln, Studio 672

29.05., Bielefeld, Bunker Ulmenwall

06.04., Braunschweig, Café Riptide

06.05., Weinheim, Café Central

06.06., München, Feierwerk ~ Sabine Metzger (teleschau)


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