Klaus Doldinger, einer der bekanntesten deutschen Musiker, möchte wohl wieder einmal darauf aufmerksam machen, dass er nicht nur Urheber der "Tatort"-Melodie und der Filmmusik zu "Das Boot" ist. Deshalb bringt er mit "Klaus Doldinger's Passport - On Stage" einen Überblick über seine Bühnentätigkeit als Jazz- und Fusionmusiker heraus. Wer kein enthusiastischer Fusionfan ist oder wessen Geschmackspapillen sich bei Bands wie "Weather Report" blau verfärben, dem sei gesagt, dass sich auf Doldingers Doppelalbum trotzdem auch Überraschungen finden. ~ Kati Hofacker (teleschau) aufklappen »
Der eine Teil des Albums nämlich, CD 2, versammelt sämtliche Aufnahmen, die Passport oder auch Doldinger gemeinsam mit der WDR Bigband im Lauf der Jahre aufgenommen haben, und das ist der eigentliche Clou der Aufnahmen. "Das Boot" oder "Tatort" im ultravollen Orchestersound, "Viva Brasilia", "Lucky Loser" in lässiger Easy-Listening-Pose oder "Liebling Kreuzberg" im jazzy-sanften Bossa-Gewand mit Seventies-Holzbläsern - das hat was! Das Original gerade in Zeiten zu hören, in denen Jungs wie Roger Cicero oder Tom Gaebel große Erfolge feiern, ist eigentlich ein Stück Allgemeinbildung.
Aber auch die Live-CD von Passport lässt Nicht-Jazz-Fans spüren, wie stark die Energie ist, die zwischen den Musikern entsteht, die bei Doldinger relativ frei agieren dürfen. Die Hingabe, Virtuosität und Spielfreude des Septetts macht trotz des leicht angestaubten Jazz-Rock-Gemischs deutlich mehr Spaß als so mancher Popact. Wer weiß, vielleicht gilt ja bald Fusion als der neue Retro-Hype. Erste Anzeichen dafür gibt es vielleicht sogar schon. Doldingers Uralt-Stück "Soul Town" fand als "Ocean's 13"-Titeltrack seinen Weg in der Moderne. Und Udo Lindenberg, Doldingers Drummer in den 60-ern, wurde mit seinem letzten Album ebenfalls von einem erstaunlich jungen Publikum neu entdeckt.