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Bis aufs Fleisch poliert


"Flesh Tone" zeigt Kelis in ihrem neuen (musikalischen) Leben

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Bis aufs Fleisch poliert

"Flesh Tone" zeigt Kelis in ihrem neuen (musikalischen) Leben

12.06.2010 "Nicht jeder Mann, der seiner Frau einen Nerz verwehrt, ist ein Tierschützer." Zu gern wüsste man, ob Kelis über diesen Spruch des britischen Entertainers Chris Howland lachen kann. Aber vermutlich ja, auch wenn der Witz nicht sonderlich gut ist. Und er passt auf Kelis' Situation: Schlagzeilen machte die 30-Jährige zuletzt nur durch ihren Clinch mit der Tierschutzorganisation PETA, die Scheidung von ihrem Ehemann, Rapper Nas, und die Geburt ihres gemeinsamen Sohnes Knight im Juli 2009. Mit ihrem neuen Album "Flesh Tone" will sie den Dingen jetzt auf den Grund gehen, dem Menschen bis aufs Fleisch sehen.

Wobei wir wieder beim Thema wären: Fleisch. Für Kelis gleichbedeutend mit inneren Werten. Die Welt ist ihr zu sauber und spaßfrei geworden, klagte sie vor der Veröffentlichung ihres Albums. "Ich bin in meine Garage gegangen, habe da mal zwei Stunden am Nachmittag gearbeitet", erklärte Kelis in einem Interview mit SFR Music. "Unpoliert" sei das neue Album, ließ sie dort auch wissen. Nun ja, ein Produzent wie David Guetta ist kein No Name und dass sie vier Jahre nach "Kelis Was Here" zum Label von Black-Eyed-Peas-Chef will.i.am überlief, zeugt auch eher von Markteroberungsgedanken.

Kelis - M

Denn geklecktert hat die in New York als Kelis Jones geborene Künstlerin selten. Die Dame klotzt, lässt sich von Promifotografen als Grace-Jones-Verschnitt inszenieren. Und wendet sich von Dingen ab, für die sie einst stand. Auch sprichwörtlich. Mit "I hate you so much right now" fand sie 1999 einen Platz im Herzen vieler Frauen, denn irgendein Mann fiel einem schon ein, den man mit dieser Textzeile meinen könnte. Die Hasstirade war der Refrain von "Caught Out There", dem Song aus ihrem Debüt "Kaleidoscope", mit dem sich Kelis, unterstützt und produziert von den Neptunes, schnell nach oben turnte. Damals hatte die wütende Rapperin noch Unterhaltungswert, auch ohne Statements, in denen sie den Tierschutz mit der Unterdrückung der Schwarzen gleichsetzte wie jetzt bei ihrer PETA-Episode.

Wohin aber sollte sie sich steigern? Schon für ihr Debüt-Cover ließ sie ihren Körper bemalen, färbte ihre Haare stets passend zur Sonnenbrille. Bunter ging nicht. Nur divenhafter. Das lief eine Weile nach Plan, erreichte seinen Höhepunkt 2003 mit dem Album "Tasty" und den Hits "Milkshake" und "Trick Me". 2005 dann die Herita mit Nas, der Straßenköter-Rapper fraß ihr aus der Hand, er stammte ebenfalls aus New York, hatte auch gleich mit dem Debüt Erfolg, beide Väter waren Jazzmusiker. Trotzdem ging es nicht gut, nach vier Jahren Ehe zog sie einen Schlussstrich.

Dennoch: Die Scheidung zeigt immer noch ihre Wirkung. Als Kelis vor Kurzem in die Sendung des britischen Showman Jools Holland eingeladen war, zeigte er ihr ihren ersten Auftritt mit "Caught Out There" in seiner Sendung. "Haha, das ist urkomisch", log die 30-Jährige peinlich berührt und mit deutlichem Fluchtreflex, der sich verstärkte, als Holland nachschob: "Den Typen mochtest du nicht so, oder?" Im weiteren Sinne erinnerte er sie damit an die Trennung von Nas, deren Details erst Ende Mai im Gericht verhandelt wurden. Bei diesem Thema kommt Leben in ihr neues Grace-Jones-Image. Da lässt sie die Raubkatze raus, auch wenn sie sich heute nicht mehr als gossenaffine Rapperin zeigt, sondern als - nun ja - Sängerin.

Vielleicht will sie sich mit ihrem neuen Stil auch von Nas distanzieren, ihrem Rappergatten, dem sie unüberbrückbare Differenzen vorwirft. Kelis will kein kreischendes Sprachrohr mehr sein. Gut möglich, dass "Flesh Tone" trotz des Produzenten- und Elektro-Brimboriums ihr privatestes Album ist - ebenso privat wie ihre professionellen Kochambitionen. Liest man ihre Songs hintereinander weg, ergibt sich daraus die Reihenfolge: Schrei! Emanzipier dich! Sei stark! Kelis hat ein neues Leben begonnen und meint es vielleicht wirklich sehr ernst, wenn sie sagt: "Die Kochschule zu besuchen, war das Beste, was ich je gemacht habe." ~ Claudia Nitsche (teleschau)


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