Jeff Beck

Der Sänger auf der Gitarre


Jeff Beck kommt mit neuem Album "Emotion & Commotion" auf Deutschland-Tournee

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Der Sänger auf der Gitarre

Jeff Beck kommt mit neuem Album "Emotion & Commotion" auf Deutschland-Tournee

07.07.2010 "Wetten, dass..?" der ein oder andere Zuschauer den Kopf schüttelte, als Jeff Beck bei Thomas Gottschalk in Palma auftrat? Nicht dass er und seine Begleiterin Joss Stone mit ihrer Version von "I Put A Spell On You" enttäuscht hätten. Ganz im Gegenteil. Aber dass Gäste wie Cindy aus Marzahn und Dieter Bohlen dazu ihre Tanzkünste präsentierten mussten, stieß sicher bei einigen Zuschauern auf Unverständnis. Im kurzfristig anberaumten Gespräch vor der Sendung stand jedoch ganz die Musik im Vordergrund.

Eigentlich gehört Beck auch nicht in die große Abendshow. Sondern in einen Club. Verständlich ist die "Wetten, dass..?"-Einladung dennoch. Schließlich bekam sein neues Album "Emotion & Commotion" unerwartet viel Zuspruch. "Ja, das hat mich überrascht. Ich hatte seit den Siebzigern keinen Charterfolg mehr", bekennt der fünffache Grammy-Gewinner. Eine nicht zu unterschätzende Rolle dabei dürfte die erneute musikalische Richtungsänderung gespielt haben, die er gegenüber seinen letzten Studioalben vollzog. Ist es Teil seines Konzeptes, die Hörer zum Staunen zu bringen? "In einem Wort: Ja. Nicht unbedingt völlig absichtlich. Es scheint einfach meine Art zu sein. Wenn ich anfange, ein Album zu schreiben, weiß ich nicht wirklich, was ich tun werde. Aber ich gehe sicher nicht raus, um irgendjemanden ganz bewusst zu überraschen. Ich lasse die Dinge ihren natürlichen Lauf nehmen", erläutert er.

Jeff Beck - S

Dazu gehörte sich einen lang gehegten Wunsch zu erfüllen: "Ich wollte schon immer herausfinden, wie ich mit Orchester klinge. Und nun bot sich dazu eine großartige Gelegenheit", erklärt er. Die Idee entsprang einer Version von Mahlers fünfter Symphonie, die Beck einspielte und welche, so verrät er, auch veröffentlicht werden soll. Der wichtigste, charakteristischste Part jedoch gehört nach wie vor seiner Gitarre. Sie ist - wenn man so will - der größte Sänger auf "Emotion & Commotion": "Ich habe immer versucht, die Gitarre wie eine Stimme klingen zu lassen. Ich suche einfach nach der Melodie. In der Vergangenheit spielte ich mit einigen großartigen Musikern wie Jan Hammer zusammen, der diesen melodischen Drall hat. Und ich wählte ebenfalls melodische Songs aus. Ja, ich versuche ein Sänger auf der Gitarre zu werden."

Saitenheld, Zauberer, Innovator. Der ehemalige Yardbirds-Mann steht in einer Reihe mit Jimmy Page und Eric Clapton. Er unternahm neugierige Ausflüge, während sich andere treu blieben, er schaute über den Tellerrand, während andere ihr stilistisches Grundstück zur Goldgrube ausbauten. "So bin ich einfach. Ich kenne meine Grenzen und mache das Beste daraus. Ich habe nie Geschwindigkeit oder Tonleitern studiert, also bin ich limitiert. Innerhalb meiner Möglichkeiten fordere ich mich heraus." Seine Bescheidenheit ist das eine, was im Gespräch auffällt. Das andere ist seine Fokussierung auf das Gitarrenspiel in seiner reinsten Form. "In neun von zehn Fällen killt die Lautstärke den Ton. Und ich suche nach dem Ton."

Auf der Suche nach dem richtigen Ton blüht sein Spiel immer dann besonders auf, wenn es ebenbürtige Partner am Mikrofon oder anderen Instrumenten bekommt. Mit am bekanntesten sind Rod Stewart und Ron Wood, die einst in der Jeff Beck Group tätig waren. Auch mit Jimi Hendrix gab es damals einige Jam-Sessions: "Die längsten fanden in New York statt, als wir 1968/69 dort waren. Wir hatten einen Vertrag über sechs Nächte in einem Club namens 'The Scene Club'. Nach unserem vorhergehenden Erfolg wollten wir eigentlich gar nicht mehr in diesem kleinen Club spielen, aber als Hendrix jede Nacht auftauchte, machte es viel mehr Spaß." Einige Jahre später dann lehnte es der 1944 geborene Künstler ab, den Rolling Stones beizutreten. Dabei hätte er damit durchaus Millionär werden können. "Ja, hätte ich. Und wahrscheinlich wäre ich heute tot", stimmt er lachend zu. "Nein, im Ernst, ich sah nicht, dass es funktionieren würde. Klar, die quälende Frage bleibt, was gewesen wäre, hätte ich ja gesagt. Die eine Hälfte von mir wollte es, die andere nicht. "

Aber auch heutzutage geben sich die Stars die Klinke in die Hand, wenn Jeff Beck ruft. Sowohl auf der grandiosen DVD "Live At Ronnie Scott's" als auch auf "Emotion & Commotion" ist Joss Stone mit von der Partie, die sich zum Gespräch hinzugesellt. "Es ist sehr feurig. Ich liebe es", beschreibt sie das Verhältnis ihrer Stimme zum Gitarrenspiel von Jeff Beck. Einen Generationenkonflikt gibt es dabei nicht. "Warum? Wir sind doch gleich alt", schmeichelt Stone, und konkretisiert gleich darauf: "Musik kennt solche Konflikte nicht. Es ist leicht, mit brillanten Musikern zu arbeiten, unabhängig davon, woher sie kommen, wie alt sie sind oder sogar, welchen Stil sie spielen."

Jeff Beck - L

Womit wir bei der Gegenwart und dem nach dem Interview anstehenden "Wetten, dass ..?"-Auftritt angekommen wären. Dort wird Casting-Papst Dieter Bohlen ebenfalls als Gast anwesend sein. Mit dem Namen können die beiden nichts anfangen. Aber Talentshows sind ihnen natürlich bekannt. "Nun, zu Anfang drehte es sich bei ihnen tatsächlich um Talent", holt Joss Stone aus. "Dann merkten die Produzenten, dass sie ein Haufen Geld machen konnten. Also wurde entschieden, sie unterhaltsamer zu gestalten. Vergiss das Talent! Wir brauchen nur dicke Titten, blonde Haare und Geschichten über eine schlimme Vergangenheit. Aber ab und zu gibt es ein Juwel darunter." Beck ergänzt trocken: "Eigentlich ist es eine Misshandlung der Menschen. Wie früher im Mittelalter, als sie an den Pranger gestellt und beworfen wurden. Aber gut, heute machen sie es freiwillig."

Jeff Beck auf Deutschland-Tournee

15.07., München, Tollwood-Festival

16.07., Nürnberg, Löwensaal

17.07., Herzberg, Burg Herzberg Festival

19.07., Bonn, Museumsplatz

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01.11., Stuttgart, Liederhalle

03.11., Mainz, Phönixhalle

04.11., Düsseldorf, Philippshalle

05.11., Berlin, Tempodrom

07.11., Hamburg, Fabrik ~ Alexander Diehl (teleschau)


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