Dirty Pretty Things

Die Butter bleibt auf dem Brot


Musik statt Gossip: Die Libertines-Nachfolgeband wächst wohl zusammen

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Die Butter bleibt auf dem Brot

Musik statt Gossip: Die Libertines-Nachfolgeband wächst wohl zusammen

22.08.2008 Der direkte Vergleich ist nie gut. Nicht mal beim Fußball. Noch weniger in der Musik. Viel einfacher ist der gerade Strich. Dave Grohl hatte dieses Glück; bis zu Kurt Cobains Tod trommelte er bei Nirvana, danach konnte er in aller Ruhe mit den Foo Fighters etwas neues Großes schaffen. Carl Barat und Pete Doherty waren ein Team, waren das Herz der Libertines, der Londoner Band, die erst herumkrebste und nicht recht zünden wollte. Als es 2002 dann losging und sich die vier Musiker in den Goldregen hätten stellen können, brach alles auseinander, im Wesentlichen durch die Drogensucht Dohertys. Nach aufregenden zweieinhalb Jahren verschwand die Band von der Bildfläche. Pete Doherty kam mit den Babyshambles zurück, Barat mit seinen Dirty Pretty Things. Doherty kennt jeder, bei DPT muss man immer noch dazu sagen "Die Nachfolgeband der Libertines", was eigentlich nur halbrichtig ist.

Das Debüt "Waterloo To Anywhere" war entsprechend auch nur ein halber Erfolg. Wieder sind knapp zweieinhalb Jahre vergangen, Barat hat nachgelegt, mit seinem amerikanischen Gitarristen Anthony Rossomando, der auch mit zum Interview kommt, Bassist Didz Hammond und dem alten Libertines-Drummer, Kraftpaket Gary Powell.

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Eigentlich sollte das zweite Album irgendwas mit "Wahrheit" heißen, aber auf der Vergangenheit wurde genug herumgetrampelt. "Romance At Short Notice" ist auch ohne Reminiszenzen an glamouröse Akte der Selbstzerstörung ganz schön gut geworden mit ein, zwei richtigen Hits, darunter die Single "Tired Of England", und einem mehr als überdurchschnittlichen Rest.

Es überrascht, dass Du auf Eurer Single England so verteidigt hast. Ist ja nicht so, dass man es dort als Musiker sonderlich bequem hat.

Carl Barat: Ach so, wegen der Presse. Verdammt, da hatte ich gar nicht dran gedacht, aber natürlich, ihr habt recht, diese Bastarde.

Dafür hasst Du Los Angeles, wo Ihr das Album aufgenommen habt.

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Barat: Los Angeles hasse ich ja gar nicht. Ich mochte nur den Ort nicht, wo wir waren. Wir hielten uns fern von Hollywood auf. Die Betonsiedlungen da waren echt wenig erbaulich. Aber es war billig. Das war schließlich der Grund, warum wir hin sind.

Wie hat sich die Umgebung auf Eure Aufnahmen ausgewirkt?

Anthony Rossomando: Das hat erstmal direkt in die Frustration geführt, wir haben uns so abgeschnitten gefühlt von der Welt. Aber letztlich fingen wir dann an, effektiv zu arbeiten.

Barat: So schlecht war es aber auch nicht. Wir sind in den Nationalpark gefahren, haben Lagerfeuer gemacht, die Natur war schon toll und das zu erleben hat uns zusammengeschweißt. Unser Problem ist immer die fehlende Disziplin. Das war ja auch in Los Angeles der Fall, wir hätten einfach mal jemand gebraucht, der uns in den Arsch tritt.

Wer darf das denn?

Barat: Unser letzter Produzent Dave Sardy war sehr rigoros, das war gut. Aber es geht auch darum, dass wir das mal selbst schaffen. Und das haben wir dann auch.

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Hat da die Wüste ihren Teil zu beigetragen?

Rossomando: Ja. Es war dort einzigartig, ein ursprünglicher, wilder Ort, der sich weniger wie ein National Park anfühlt. Eher ein Ort der Wiedergeburten, das ist durchaus auch unheimlich. Die Spiritualität ist nicht wegzudiskutieren, und seit ich dort war, verstehe ich, dass Leute sich von diesen Plätzen inspirieren lassen.

Kommt Ihr klar, wenn Ihr so aufeinander hockt?

Rossomando: Ich denke, wir haben alle unsere fünf Minuten. Aber wir wissen auch, das gehört zum Deal, denn jeder hat mal einen schlechten Morgen, manchmal haben wir den sogar alle zusammen. Wir gehen anders miteinander um, haben uns verändert.

Zum Guten?

Rossomando: Zum Guten wie auch zum Schlechten, aber wir tragen den anderen mit.

Carl, hat die Libertines-Trennung dich sensibilisiert, was das Miteinander angeht?

Barat: Es stehen auf jeden Fall keine Trennungspläne an, obwohl, wenn Didz (Hammond - der Bassist, die Red.) noch länger diesen absurden Bart trägt ... (lacht)

Wie gewichtet Ihr künstlerische Entwicklung und Freundschaft?

Rossomando: Das Erste bedingt das Zweite. Wir hängen ohnehin ständig zusammen, also sollten wir miteinander auskommen. Schließlich befinden wir uns im gleichen Boot und wollen uns musikalisch auf neue Levels stoßen.

Carl, ist Dein Selbstvertrauen beim Songwriting größer als noch vor fünf Jahren?

Barat: Nein, denn das Selbstvertrauen kommt und geht bei mir. Ich bin immer noch ein ziemlicher scheuer Typ, der sich gerne versteckt.

Mehr Songs bedeuten also keine Zufriedenheit, sondern eher neue Ziele?

Barat: Ja, das auf jeden Fall. Vorwärts schauen und gehen ist schon meine Richtung, ich bin nur nicht so der zufriedenste Mensch, niemand, der sich gerne zurücklehnt.

Was macht Dich denn glücklich?

Barat: Romance.

Kannst Du das näher beschreiben?

Barat: Das ist ein Kissen, das weich, behaglich und aufregend ist. Etwas wirklich schönes. Momente, die man gerne festhält, musikalisch wie in der Realität.

Gibt es einen Schlüsselsong auf dem Album?

Barat: Ich denke es ist "Truth Begins". Er repräsentiert das Album als Ganzes. Obwohl es bei uns kein System oder feste Strukturen gibt. Songideen kommen ja aus den verschiedensten Ecken.

Zum Beispiel aus Deiner Kindheit. "Hippy's Son" klingt, als ging es Dir ziemlich schlecht.

Barat: Auf der Erschöpftskala eine sechseinhalb von zehn. Ich bin immer ziemlich erschöpft.

Bist Du der Meinung, dass Dich Deine Kindheitserlebnisse prägen, oder verlieren sie täglich ihren Einfluss, weil man sein Leben selbst in der Hand hat?

Barat: Ich glaube, man trägt sie sein Leben lang mit sich herum. Aber es ist auch eine Frage, ob du daran glaubst - und das tu ich. ~ Claudia Nitsche (teleschau)


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