Amy MacDonald

Voll normal!


Amy Macdonald veröffentlicht "A Curious Thing"

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Voll normal!

Amy Macdonald veröffentlicht "A Curious Thing"

17.03.2010 Wann jemand zuletzt ein Autogramm von ihr wollte? Amy Macdonald kann sich nicht erinnern. "Mich erkennt niemand. Mich erkennt wirklich niemand. Ich kann selbst zu Hause durch die Innenstadt laufen, ohne angesprochen zu werden." Die 23-Jährige betont, dass sie keine Prominente ist. Sicher, eine für die sich die Boulevardpresse vielleicht interessiere. Aber eher so aus einem Pflichtgefühl heraus, weil ihr Debüt "This Is The Life" nun einmal drei Millionen Stück verkaufte. Jetzt erscheint mit "A Curious Thing" ihr zweites Album.

Es stimmt schon: Wenn die Schottin so vor einem sitzt, kaum geschminkt, mit offenem, aber kaum gestyltem Haar, einer Karobluse und ein paar Ketten, erkennt man sie nicht. Sie könnte auch in irgendeinem Uni-Café Heißgetränke aufbrühen. Niemand würde sich über das Mädchen hinterm Tresen wundern. Am Abend aber steht sie auf der Bühne einer Berliner Konzerthalle. Geschminkt - vielleicht ein bisschen zu viel. Im schicken Paillettenkleid und hochhackig. Eine Verwandlung, aber eine ziemlich kluge: Denn zwischen Mensch und Entertainerin entsteht so eine vermutlich recht praktische Distanz.

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Amy Macdonald ist bewusst, dass sich diese beiden Rollen ab einer gewissen Prominenz kaum mehr trennen lassen. Und sie ist weiß, dass einige ihrer neuen Songs, gerade "An Ordinary Life", quasi als Anklage gegen diesen Zustand gelesen werden könnten. "Es ist natürlich ein Vorteil, dass ich nicht besonders prägnant aussehe und deshalb mein 'ordinary life' behalten kann", sagt sie und erzählt von denen, denen es schlechter ginge als ihr. Vom schottischen Schauspieler Gerard Butler etwa, der sich auf einer Premierenparty als Fan outete und den sie danach eine Weile beobachtete - er hatte keine Minute, in der ihn niemand ansprach.

"Stell' Dir mal vor, wie schlimm die Öffentlichkeit dann erst für jemanden wie Brad Pitt und Angelina Jolie sein muss. Die werden gejagt, Tag und Nacht. Die ganze Welt spricht nur darüber, ob die beiden sich getrennt haben oder nicht", sagt sie und gerät dabei durchaus in Rage. Nach einer kurzen Pause rudert sie etwas zurück. Betont, dass sie nur selten Klatschzeitschriften in die Hand nehme: Aber: "Ich schreibe meine Songs nun mal über das, was um mich herum passiert."

"Next Big Thing" schlägt in eine ähnliche Kerbe. Hier thematisiert die Schottin den Wahn der britischen Musikindustrie mit ihren wöchentlich erscheinenden Musikmagazinen, ihren vielen Casting-Shows und ihren Wettbewerben - aber auch mit anerkannten Trendbarometern wie der BBC-Liste, die jedes Jahr verkündet, wer es im nächsten Jahr ganz nach oben schaffen könne. "Das Problem ist doch, dass die Menschen, die als das nächste große Ding gehandelt werden, diese Erwartungen oft gar nicht erfüllen können", erklärt sie. Leute wie Susan Boyle und die Art und Weise, wie sie vermarktet würden, täten ihr unsagbar leid.

Sie selbst im Nachhinein froh, dass sie die Ochsentour gehen musste: "Ich habe damals ganz klassisch ein Demoband eingeschickt. Die Adresse fand ich in einer Kleinanzeige im 'New Musical Express'. So traf ich Pete Wilkinson, meinen Manager und Produzenten. Ihm gefiel meine Musik - und wir wurden ein Team." Auch wenn sie "zur richtigen Zeit am richtigen Platz" war, dauerte es eine Weile: "Ich war alles, aber nicht das 'Next Big Thing'. Niemand interessierte mich für mich. Es dauerte ewig, bis meine Songs mal im Radio liefen! In Deutschland klappte das übrigens am schnellsten - BBC Radio One spielt mich immer noch nicht!"

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Auf lange Sicht dürfte sich das ändern. Denn auch wenn die Stücke auf "A Curious Thing" manchmal eine Spur zu glatt, zu kalkuliert wirken: Sie sind für das Formatradio wie geschaffen. Sie klingen breiter, rockiger als zuletzt - und das, obwohl hinter der Platte exakt das gleiche Team steht wie beim Debüt. Eine bewusste Entscheidung? Wir werden es nie erfahren, denn die Antwort auf die Frage ist die Übliche: Ein organischer Prozess sei es gewesen, der zu diesem Klangbild geführt hätte. Und überhaupt, das Album sei zwar der Prozess harter Arbeit gewesen, sei aber sicher nicht unter allzu großem Druck entstanden. "Ich schrieb die meisten Songs während meiner letzten Tour. Wir mussten sie also nur noch einspielen", sagt sie in ihrem breiten, singenden Schottisch - und betont abermals, dass es ihr um die Stücke gehe.

Immerhin seien Songwriter diejenigen gewesen, die sie dazu brachten, zur Gitarre zu greifen. Fran Healy etwa, Sänger der schottischen Popband Travis, aber auch Pete Doherty und seine Libertines. Und ja, auch Paul Weller, in dessen Black Barn Recording Studios die neue Platte aufgenommen wurde. Eines ist ihr übrigens ein Anliegen: Die eigenen Idole, die solle man ruhig mal kennenlernen. Das gilt nicht nur für Weller, sondern vor allem für Travis: "Ich habe sie ein paar Mal getroffen. Fran Healy ist wirklich ein wahnsinnig netter Kerl. Aber auch die anderen Jungs sind wunderbar. Die waren wahnsinnig nett zu mir!" Eben ganz normale Leute, wie Amy Macdonald das mag. ~ Jochen Overbeck (teleschau)


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