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Nie wieder falsche Scham!


Auf "Foot Of The Mountain" entdecken a-ha ihre Stärken wieder

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Nie wieder falsche Scham!

Auf "Foot Of The Mountain" entdecken a-ha ihre Stärken wieder

19.06.2009 Erst ein Auftritt beim Finale von "Germany's Next Topmodel", tags drauf bei "The Dome" - und dass von einer Band, die man eigentlich eher als Musikact bei "Wetten, dass ..?" erwarten würde. Aber es macht schon Sinn, dass das norwegische Pop-Trio a-ha dieses Programm absolviert hat. Nicht zuletzt Coldplay-Sänger Chris Martin dürfte mit seinen ständigen Lobpreisungen von a-ha dafür gesorgt haben, dass eine neue, jüngere Zielgruppe jetzt die Band für sich entdecken kann und will. Und ihr neues Album "Foot Of The Mountain" erinnert zwar mit tollen Synthie-Pop-Melodien an ihre Glanzzeiten in den 80-ern. Aber mit Nostalgie hat das Trio nichts am Hut, wie Keyboarder, Gitarrist und Songwriter Magne Furuholmen im Interview deutlich macht.

Ihr seid beim Finale von "Germany's Next Topmodel" aufgetreten. Wie war das so, mit all den Models?

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Magne Furuholmen: Ach, das war okay, würde ich sagen. Es war ja nicht so, dass wir in ihren Umkleideräumen herumliefen, wir hatten ja einen eigenen (lacht). Für uns war es vor allem aufregend, dass wir nach der langen Zeit im Studio endlich rausgehen und den Leuten unsere neue Single präsentieren konnten. Und die Show war eine gute Möglichkeit, das zu tun. Denn es dürfte so ziemlich das größte Fernsehpublikum gewesen sein, für das wir je in unserer Karriere gespielt haben.

War es nicht seltsam, zwischen all den Mädchen herumzulaufen, die alle Eure Töchter sein könnten?

Furuholmen: Ja, ich musste auch an meine Söhne denken. Die sind 19 und 16, beide größer als ich. Und ich dachte mir, ich hätte ihnen vielleicht doch Bass und Schlagzeug beibringen sollen, dann hätten sie mit uns auftreten können. Die zwei hätten sicherlich mehr Spaß gehabt als wir ... (lacht).

Soll das heißen, Deine Söhne spielen keine Instrumente?

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Furuholmen: Doch, nur nicht so professionell, bis jetzt zumindestens. Aber wahrscheinlich habe ich es geschafft, dass sie sich das aus dem Kopf geschlagen haben.

Wie würdest Du denn reagieren, wenn die beiden an einer Castingshow teilnehmen wollten?

Furuholmen: Naja, ganz persönlich bin ich kein großer Fan von solchen Shows. Meiner Ansicht nach sind Künstler dann spannend, wenn sie genau das machen, was sie können. Deswegen machen sie es dann ja auch wirklich gut. Ich meine, stell dir vor, Bob Dylan würde in einer Castingshow auftreten, er würde definitiv versagen. Weil da nach Kartoffeln, nicht nach Trüffeln gesucht wird. Dort suchen sie doch nach jemandem, der für alles einsetzbar ist. Ich meine, ich möchte da nicht den moralischen Zeigefinger erheben, aber solche Shows zerstören so viele Hoffnungen. Und du brauchst schon einen starken Charakter, wenn du in so einem jungen Alter gesagt bekommst, dass du nicht gut, nicht hübsch, nicht talentiert genug bist.

Wie wäre das bei a-ha gewesen? Ihr wart ja auch erst Anfang 20 bei Eurem Durchbruch ...

Furuholmen: Wir wären natürlich auch gescheitert, ganz klar. Ich für meinen Teil empfand mich auch nie als talentiert. Das Talent, wenn du so willst, entstand erst durch das sich ausdrücken wollen. Es kam durch die gemeinsame Arbeit, durch das sich ausprobieren. Und insofern würde ich meinen Kindern auch nicht raten, bei so etwas mitzumachen. Klar, ich würde mich nicht dagegen stellen, aber ...

... ihnen raten, darüber noch mal nachzudenken.

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Furuholmen: Genau. Denkt bitte nochmal darüber nach! (lacht)

Haben Deine Kinder Dich denn jemals als Popstar wahrgenommen?

Furuholmen: Nicht so wirklich, sie wuchsen ja hauptsächlich in unserer siebenjährigen Auszeit auf. Und ich nahm diese Pause auch genau deshalb, um ihnen ein halbwegs normales Aufwachsen zu ermöglichen. Als mein Jüngster in die Schule kam, mussten die Kinder ihrem Lehrer erzählen, was ihr Vater von Beruf macht. Und er sagte nur: Mein Vater bohrt Löcher in die Wand. Er war sich meines - sagen wir - Ruhms nicht bewusst. Inzwischen waren die beiden natürlich auf Tour mit mir, haben das alles gesehen. Aber es ist immer noch ein zweischneidiges Schwert: Ich glaube nicht, dass es ihnen so richtig angenehm ist, andererseits gibt es sicherlich Momente, in denen sie stolz auf mich sind.

In welchen?

Furuholmen: Naja, vor einigen Monaten etwa bat mich Chris Martin bei einem Coldplay-Konzert, "Hunting High And Low" am Piano zu spielen, nur mit ihm zusammen. Ich war mit meinen Kindern dort, sagte allen Coldplay-Leuten, dass sie bloß nichts vorher verraten sollen. Und so stand ich mit ihnen im Publikum, und bin dann plötzlich verschwunden und hinter die Bühne gegangen. Mein Sohn schrieb mir eine Textnachricht: Wo bist du? Und ich sagte: hinter der Bühne. Und im nächsten Moment stand ich auf der Bühne. Und das machte ich natürlich schon, weil ich hoffte, dass sie es schon ein bisschen aufregend finden, dass ihr Vater dort oben steht.

Jetzt hast Du bereits erwähnt, dass Dein Erfolg für Deine Kinder ein zweischneidiges Schwert ist. Wie siehst Du denn selbst rückblickend Euren schnellen Durchbruch als Teenie-Popstars in den 80-ern?

Furuholmen: Auch das hat natürlich zwei Seiten. Und du musst eben damit klar kommen. Klar, bis zu einem gewissen Grad war der ganze Pop-Wahnsinn für drei Norweger, die eigentlich nur an Musik interessiert waren, schon eine ganze Weile eine ziemliche Last. Wie ein Mühlstein um den Hals. Und ich glaube, dass wir uns auch nie ganz vom Erfolgreichsein erholt haben. Wobei es uns wahrscheinlich immer noch besser gelang als manchen anderen Musiker. Ich glaube wir fühlten, dass die Gefahr bestand, dass der Ruhm alles andere, alles, was uns wichtig war, überschattete. All unsere Musik, in die wir unsere Leidenschaft steckten, schien nur zweitrangig zu sein, was zählte, war Mortens Frisur. Oder seine Wangenknochen. Oder was auch immer. Aber wir haben damit leben gelernt, außerdem wollten wir ja auch Popstars werden. Und ich glaube inzwischen sehen uns die Leute anders als noch in den 80-ern.

Oder in den 90-ern, da galten a-ha als ziemlich uncool ...

Furuholmen: Ja, das stimmt. Aber ich glaube fest daran, dass wenn du etwas wirklich gut machst, du auch nicht ewig missverstanden wirst. Manchmal muss man Dinge nur in einem anderen Licht sehen. Und durch Bands wie Coldplay und Keane, die a-ha als einen Einfluss zitieren, tun die Leute das inzwischen. Ihnen wird klar, dass wir nicht immer noch da sind, weil wir in den 80-ern ein Popphänomen waren, sondern wegen der Musik, die wir hinterlassen haben.

Ihr habt alle drei auch schon diverse Solo-Alben veröffentlicht, Morten und Du sogar erst letztes Jahr. Wann wisst Ihr denn, dass es an der Zeit ist, wieder als a-ha zusammenzuarbeiten?

Furuholmen: Das beginnt als ein Jucken, das nicht mehr weggeht ... (lacht) Aber ernsthaft: Das ist eine wirklich gute Frage. Und ich glaube, das kann man auch nicht in einem Satz erklären. Aber ich glaube, a-ha spukt uns immer im Hinterkopf herum. Ich für meinen Teil weiß sofort, wenn ich einen Song schreibe, ob er das Potenzial zu einem a-ha-Hit hat. Und dass der Song auf einem Soloalbum sicherlich nicht zu einem Hit wird. Vielleicht kann man es auch so sagen: a-ha ist wie eine Ehe, und die Soloprojekte sind wie eine Geliebte. Etwas, das man macht, weil es spannend und andersartig ist. Aber einziehen wirst du deswegen nicht bei ihr.

Dabei schien die Band-Ehe ja zwischenzeitlich sogar komplett gescheitert zu sein ...

Furuholmen: Ja, in den 90-ern gingen wir auseinander. Und ich dachte auch tatsächlich, das wäre es gewesen. Aus und vorbei. Ehrlich gesagt, bin ich immer noch überrascht, dass ich jetzt hier sitze. Aber als wir entschieden, ein Comeback zu wagen, war es, weil da noch irgendwas war. Eine gewisse Chemie, unerledigte Sachen. Und weder hatten wir uns gegenseitig umgebracht, noch hatten wir uns gemeinsam so richtig an unserem Erfolg gefreut. Aber das tun wir jetzt.

Apropos umbringen: Mit drei Songwritern in der Band, gibt es da viel Diskussionsstoff? Ich stelle mir vor, dass da immer zwei Meinungen gegen eine stehen ...

Furuholmen: Nein, wir schaffen es dann doch eher immer, dass es eins gegen eins gegen eins steht ... (lacht) Aber zu dritt ist es tatsächlich schwierig, es ist immer ein Balance-Act. Wobei ich für meinen Teil immer sehr hart für meine Ideen kämpfe.

Und für was hast Du auf Eurem neuen Album kämpfen müssen?

Furuholmen: Ich wollte, dass dieses Album wieder mehr Synthie-Pop ist. Klar, es ist auch nicht falsch, Rocksongs zu schreiben. Das haben wir auch gemacht, genauso wie eher orchestrale Sachen. Aber ich glaube, dass nur so die gewisse a-ha-Magie entsteht, dass Morten nur so das enorme Potenzial seiner Stimme voll ausspielen kann. Bei Rocksongs finde ich immer, dass er wie ein Chorknabe klingt. Er trinkt eben nicht genug Whiskey, raucht nicht genügend Zigaretten, um dieses Bild glaubwürdig rüberzukriegen. Das ist einfach nicht er, er ist nun mal ein Luftikus. Mit großem Orchester um ihn herum hingegen wird er zu einer Art Schmalz-König. Und deswegen fragte ich mich: Wann und warum fingen wir eigentlich an, uns für eine Zeitperiode zu schämen, die wir mitgeprägt haben? Nur weil wir damals so erfolgreich waren, müssen wir uns für die Musik, die wir gemacht haben, nicht schämen! ~ Stefan Weber (teleschau)


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