Volbeat

"Wenn das nicht groß wird, gibt es keine Gerechtigkeit!"


Volbeat entwickeln sich vom Exoten zum Mega-Act

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"Wenn das nicht groß wird, gibt es keine Gerechtigkeit!"

Volbeat entwickeln sich vom Exoten zum Mega-Act

03.09.2010 Es wimmelt nicht unbedingt vor dänischem Rock auf dem internationalen Markt. Aber auch so genießen Volbeat und ihr "Elvis-Metal" schon vor ihrem vierten Album "Beyond Hell/Above Heaven" (VÖ: 10.09.) einen gewissen Exotenbonus. Der könnte bald der Vergangenheit angehören, spricht die Band doch auch Fans an, die mit harten Riffs normalerweise nicht viel am Hut haben. Zusätzlich haben die Kopenhagener in Musikerkreisen einen solch guten Ruf, dass sie beinahe mit jedem Hard-Rock- und Heavy-Metal-Act von Rang (AC/DC, Metallica, Slayer) die Bühne teilten. Und nicht zuletzt ist ihre Beliebtheit sicher auch eine Charakterfrage. Denn Frontmann Michael Poulsen und Schlagzeuger Jon Larsen sind freundliche Entertainer, wie sich im Interview herausstellt. Gerade Sänger Poulsen spricht etwa offen über seine erste Tätowierung und die Angst vor der Reaktion des Vaters, aber auch seine Gesundheit. Denn ein bisschen Sorgen machen muss man sich um den Riesenkerl schon: Einem Kollaps im November folgte im August - nach dem Interview - ein abgesagter Festivalauftritt, weil der Sänger an totaler Erschöpfung litt.

Ihr habt aktuell AC/DC und vorher Metallica supportet, eigentlich könnt Ihr jetzt aufhören, oder?

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Jon Larsen: In Spanien haben mich AC/DC wirklich fasziniert, die gingen unglaublich ab. Ich habe sie privat außerdem 1991 in Dänemark gesehen. Es war gut, aber ich war jetzt nie ein großer AC/DC-Fan.

Michael Poulsen: Und ich bin vor allem ein Bon-Scott-Fan (der erste Sänger von AC/DC - Anm. der Red.), auch wenn ich nichts gegen Brian Johnson habe.

Aber bei Metallica sieht das bei Euch anders aus.

Poulsen: Das ist eine ganz andere Baustelle. Die hören wir seit Teenagertagen, und nun war James Hetfield bei mir zu Hause (Pause).

Volbeat - M

Und das gestaltete sich wie?

Poulsen: Total bodenständig. Tatsächlich ein normaler, unverkrampfter Abend: Wir aßen, unterhielten uns über Autos, sprachen über unsere Familien und waren schließlich noch in Kopenhagen in einem kleinen Bluesclub.

Wie kam's dazu?

Larsen: Ihm war vermutlich langweilig in Dänemark. (lacht)

Da hattet Ihr also Glück, weil aus Eurer Heimat so wenig vernünftige Rockbands kommen?

Poulsen: Das stimmt gar nicht, die Qualität variiert nur immer wieder. Es gibt aber eine Rockszene.

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Larsen: Viele der Bands singen dänisch, bleiben im eigenen Land oder touren vielleicht noch ein bisschen durch Skandinavien.

Während Ihr, um noch ein paar andere Bands zu nennen, mit Megadeth, Slayer und Anthrax auftretet. Wird es denn schwieriger, die Erlebnisse zu würdigen?

Poulsen: Schon irgendwie. Nach den "Big Four"-Shows und den großen Supports kann wohl kein Jahr mehr folgen, das größer ist als dieses. Da müsste schon Johnny Cash auferstehen, um das zu toppen. Aber wir können uns über kleine Sachen freuen. Während der US-Tour mit Metallica hatten wir einen Tag frei und spielten in Los Angeles in einem kleinen Club. Das war ein unvergesslicher Abend. Wir spielten und spielten und spielten, jemand hätte uns erschießen müssen, damit wir aufhören.

Larsen: Du konntest nicht aufhören. Du.

Poulsen: Diesen Abend vor ein paar Hundert Leuten werden wir nie vergessen, auch wenn wir am nächsten Abend wieder mit Metallica spielten. Kleinigkeiten können dich überraschen, ich liebe das.

Wie sieht es denn mit Eurer Disziplin aus?

Larsen: Wir sind diszipliniert, das war so, das bleibt so. Daran ändert sich nichts. Die Leute haben Geld bezahlt. Es gibt keine Entschuldigung, nicht auf der Arbeit zu erscheinen, für uns gibt es keine, nicht vernünftig zu spielen. Wir müssen liefern. Klar, es gab am Anfang, besonders am Anfang der Tourneen, immer so Tage, da dachtest du: "Yeah, es geht los!" Bis du dann am nächsten Morgen mit dem größten Kater der Welt - quer auf dem Kopf liegend - aufgewacht bist. Da hast du eben beschlossen: "Nein, heute Abend trinke ich nichts."

Michael, Du bist im November während eines Auftritts in Holland auf der Bühne kollabiert.

Poulsen: Ich hatte hohes Fieber, konnte nichts essen und trinken, kotzte alles aus. Ich dachte aber, ich würde trotzdem durch diese letzte Show kommen. Kurz vor dem Auftritt wurde mir schon schwindlig, aber ich dachte immer noch, ich würde es hinkriegen - war dann aber nicht so. Ich kam direkt ins Krankenhaus, die Werte waren alle in Ordnung, aber in mir befanden sich null Nährstoffe, vermutlich nicht mal Wasser. Damit hat mir mein Körper mitgeteilt, dass er sich gerne mal ausruhen will.

Klingt, als wäre die Musik wichtiger als Deine Gesundheit. Hilft sie Dir, Dein Leben insgesamt im Griff zu haben?

Poulsen (zieht die Augenbrauen hoch, nickt, zögert): Ich hätte keine Ahnung, was ich machen soll, wenn nicht Musik.

Aber es gab mal was davor.

Poulsen: Ja, ich war in einer Schule Assistent des Lehrers. Wenn der krank war, habe ich ihn vertreten. Das hat mir viel Spaß gemacht, ich fand das einen coolen Job. Seitdem ich mit Volbeat auf Tour bin, weiß ich aber, dass die Band der beste Job ist, den ich je hatte. Allerdings gibt es Zeiten, in denen ich nichts von Volbeat hören will und mein Privatleben hoch hänge.

Jon, was hast Du zuvor gearbeitet?

Larsen: Ich war lange Jahre in einer Fabrik, schön mit Stechuhr. Kann nicht behaupten, dass ich das schlimm fand. Man muss kaum nachdenken, manche Tage sind in Ordnung, manche weniger. Danach gehst du nach Hause. Ich hatte tolle Arbeitskollegen, mit denen ich viel Spaß hatte. Die waren auch nicht blöd, als es bei uns losging, ich Donnerstag bis Samstag spielte und Sonntag spät nach Hause kam. Die meinten: "Macht mal, das wird doch was. Ich hab dich in der Zeitung gesehen!" Ich sagte: "Echt? Ich nicht." Wir waren also normale Leute, jetzt sind wir abgefuckte Rockstars, wie du siehst. Wann kommen eigentlich die Drogen? (blickt zur Tür)

Wann hast Du begonnen, Dich tätowieren zu lassen, um wie ein abgefuckter Rockstar auszusehen, Michael?

Poulsen: Als ich zu jung dafür war (lacht).

Also hat es ein Kumpel gestochen?

Poulsen: Nein, ich war bei einem Tätowierer, aber erst 15 Jahre alt. Den wollte ich überzeugen, dass er mir Mercyful Fates Albumtitel "Don't Break The Oath" sticht. Er meinte natürlich, du bist nicht alt genug. Ich sagte, ich weiß, aber ich brauch es. Dann habe ich mit ihm rumdiskutiert. Schließlich hat er am Telefon zugesagt. An dem Tag hätte ich eine Prüfung gehabt. Naja, die habe ich versäumt, aber das Tattoo aufs Bein bekommen.

Wann hast Du es Deiner Mutter gezeigt?

Poulsen: Auf jeden Fall vor meinem Vater. Der meinte immer: "Komm mir nicht mit so einem Mist heim!" Dabei hatte er selbst welche. So richtige Old-School-Sachen: Anker, Rosen, Herzen, Segelschiffe, Adler.

Aber irgendwann hat er es dann doch gesehen, oder?

Poulsen: Ja, das war eine blöde Geschichte. Ich hatte dann auch ein Kreuz am Oberarm, und es gab neue Bandfotos. Wir waren ganz harte Jungs und trugen nur kurze Hosen. Mein Vater wollte die Fotos irgendwann sehen, und ich legte sie ihm auf den Schreibtisch und vergaß völlig, dass man das Kreuz sieht. Dann kam er und fragte, was ich da am Arm hätte. Er zog mein Shirt hoch und schaute es lange an. Da fing ich dann echt zu schwitzen an.

Und?

Poulsen: Dann meinte er: "Sieht cool aus" (wischt sich den Schweiß von der Stirn).

Waren Deine Eltern sehr überrascht von Deinem Erfolg?

Poulsen: Ja, aber auch sehr stolz, weil sie mich immer machen ließen. Selbst bei meiner ersten Band Dominus sagten sie immer: Wir mögen es. Es war Death Metal und ich konnte in ihren Augen sehen, dass sie dachten "Was zum Teufel?" Aber sie fanden es in Ordnung. Bei Volbeat staunten sie: "Du kannst ja singen, warum hast du das denn nicht gleich gemacht?"

Eine sehr schöne Frage.

Poulsen: Dass ich es nicht wollte, verstanden sie nicht ganz, aber mit Volbeat war es dann was anderes. Mein Vater redete immerzu davon, wir hörten im Auto ausschließlich Volbeat, das war mir zu viel. Ich sagte oft: "Leg bitte was anderes auf!" Er legte ganze Bücher an, schnitt Sachen von uns aus. Wenn meine Schwester nach Hause kam, musste sie alles angucken. Das ist schon schön gewesen.

Dein Vater ist vor zwei Jahren gestorben. Was gab er Dir mit?

Poulsen: Er hat gesagt: "Wenn das nicht groß wird, gibt es keine Gerechtigkeit!" Sein Musikgeschmack war okay, und er meinte, es muss klappen, dass ich davon leben kann. Er spekulierte sogar, dass es in den USA klappt. Jetzt spielen sie uns dort im Radio. Manchmal bin ich sauer, weil ich ihn vermisse. Aber ich bin gespannt, was sich noch alles von den Dingen bewahrheitet, die er vorausgesagt hat.

Volbeat auf Deutschland-Tournee

02.11., Düsseldorf, Philipshalle

03.11., Ludwigsburg, Arena

04.11., München, Zenith

13.11., Chemnitz, Arena

14.11., Berlin, Columbiahalle

15.11., Hamburg, Sporthalle ~ Claudia Nitsche (teleschau)


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