Hundred Million Suns

Das "Woohoho" in der ersten Single "Take Back The City" deutet bereits an, dass die Band es erneut wissen möchte. Rockismen, an die man sich erst einmal gewöhnen muss - die aber absolut berechtigt sind, gerade weil das Prinzip der alles umarmenden Ballade, wie "Chasing Cars" eine war, eben nur eine geringe Halbwertszeit besitzt. Und auch, weil Lightbodys Stimme ungemein gewinnt, wenn sie von etwas kratzigeren Stromgitarren unterlegt wird. Dass das alles größtenteils in den Hansa Studios in Berlin entstand, also an dem Ort, an dem David Bowie "Heroes" aufnahm und U2 ihr "Achtung, Baby" einspielten, sei der Vollständigkeit halber ebenso erwähnt wie die Tatsache, dass mit Jacknife Lee einer an den Reglern stand, der die große Geste aus dem Effeff zu inszenieren weiß. Dass etwa "Lifeboats" mit seinen sparsam, aber sehr breit gesetzten Gitarren fast an die Simple Minds erinnert, mag daran liegen.

Die Allgemeingültigkeit, sie zieht sich wie ein roter Faden durch eine Platte, die die Identitätsfindung und Verzweiflung des Vorgängers ein Stück zur Seite schiebt. Das Experimentelle, das den Songs durchaus innewohnt, etwa die latent nervösen Computerbeats in "The Golden Floor", es ordnet sich immer der Hookline unter. Und meistens folgt danach dann doch wieder eine Hymne, wie "Please Just Take These Photos From My Hands." Am stärksten wird's gegen Ende: "Engines" zeigt Snow Patrol als geschickte Stadionrocker mit ordentlich Identifikationspotenzial, "Disaster Button" ist lauter, aber nicht minder eingängig und überrascht mit Gitarren, die sich vergnügt am US-Indierock der Frühneunziger, aber auch bei My Bloody Valentine und Co. bedienen. Kombiniert mit der klaren, weitsichtigen Produktion Lees und dem Händchen der Band für die richtige Melodie - nicht weniger als ein Vergnügen.