Graffiti Soul

Denn je nach persönlichem Blickwinkel empfindet man das neue Studioalbum der Schotten wahrscheinlich entweder als zeitlos und unantastbar - oder als ein bisschen altbacken und dröge. Auf jeden Fall ist aber das selbst proklamierte Bemühen zu spüren, "mutige Pop-Hymnen" schreiben zu wollen, Songs, "denen man nicht anmerkt, dass die Band bereits seit drei Jahrzehnten existiert".

Und diese Aussage ist tatsächlich (fast) wörtlich zu nehmen: Auf "Graffiti Soul" findet sich der gut produzierte Breitwand-Popsound wieder, der die Band seit ihrem Durchbruch in den 80-ern auszeichnet. Wobei die Mannen um Sänger Jim Kerr aber die allergröbsten Bombast- und Pathosauswüchse der Vergangenheit - Gott sei Dank - vermeiden. Damit einher geht allerdings eine gewisse Gleichförmigkeit - und Hymnen sucht man hier definitiv vergebens. Die dafür eigentlich wohl prädestinierte Single "Rockets" etwa wird wohl kaum im erwachsenen Mainstream-Radio weiter auffallen.

Übrig bleibt deswegen eben oft nur der schon erwähnte U2-Vergleich. Der treibende Bass, der fast transparente Gitarrensound im sphärischen "Moscow Underground", die Chöre und stimmlichen Posen von Jim Kerr in "Kiss And Fly" und selbst ein Downbeat-Song wie "Light Travels" - erinnern oft schwer an die irischen Superstars. Nur einmal entkommt die Band dieser Falle: Beim Bonustrack, dem Cover von Neil Youngs "Rockin' In A Free World". Hier rocken die Simple Minds für ihre Verhältnisse schwer und geradlinig - überflüssig ist ihre Version dennoch.