Roger Whittaker

Er kann's nicht lassen


Roger Whittaker über seinen versuchten Abschied, Familienidyllen und die deutsche Sprache

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Er kann's nicht lassen

Roger Whittaker über seinen versuchten Abschied, Familienidyllen und die deutsche Sprache

09.01.2009 55 Millionen verkaufte Tonträger, mehr als 250 Silber-, Gold- und Platinauszeichnungen, immer wieder ausverkaufte Tourneen - Roger Whittaker ist unbestritten einer der größten Stars des deutschen Schlagers. Und obwohl der in Kenia geborene Sänger im März 2009 bereits seinen 73. Geburtstag feiert, ist sein Schaffensdrang ungebrochen. Dieses Jahr erscheint ein neues englischsprachiges Album, von Januar bis März geht Whittaker auf ausgedehnte Deutschland-Tournee. So viel Elan war jedoch nicht immer. Im Interview spricht der Schlagerstar über seinen versuchten Abschied vom Musikgeschäft, Familienzusammenhalt und die Herausforderungen der deutschen Sprache.

Sie feiern seit über 30 Jahren große Erfolge in Deutschland. Haben Sie eigentlich eine Erklärung dafür, dass Sie gerade hierzulande so loyale Fans haben?

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Roger Whittaker: Ich glaube, so sind die Deutschen einfach. Wenn sie einmal jemand gefunden haben, den sie mögen, dann bleibt das auch so. Und mit meiner Musik hängen wahrscheinlich einfach auch viele Erinnerungen zusammen. Viele Songs waren große Hits, auch in Ostdeutschland, noch bevor die Mauer fiel. Ich muss immer noch die alten Alben signieren, es sind einfach Erinnerungsstücke für die Leute.

Ich glaube ja, dass Ihr Erfolg auch mit Ihrem Image zusammenhängt. Sie wirken einfach wie der nette Onkel oder Großvater, den jeder gerne in der Familie hätte ...

Whittaker: Wirklich? Wenn das so ist, dann ist das doch wunderbar. Ich kann nur soviel sagen: Ich komme wirklich gut mit dem deutschen Publikum klar, sie mögen mich, ich mag sie. Es ist wirklich eine ganz besondere Beziehung.

Sie leben das Familienidyll ja auch vor, gewähren Ihrem Publikum immer wieder Einblicke in Ihr Privatleben. Warum?

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Whittaker: Nun, die Leute interessieren sich nun mal für das private Umfeld, die Familie, was man tut, wenn man zu Hause ist, wie dein Haus aussieht. Und wir sagen: Gut, das ist nun mal ein Teil dessen, was wir sind. Und es ist eine gute Sache, eine gut funktionierende Familie zu haben. Wir sind ja da auch keine Ausnahme, es gibt viele andere Entertainer, deren Familien auch ganz normal und die schon seit was-weiß-ich wie viel Jahren verheiratet sind. Die Leute denken immer, im Showbiz sind alle verrückt. Aber das liegt nur an den ganz großen Namen, wenn die sich scheiden lassen, steht das eben auf der Titelseite von jeder Zeitung der Welt - so wie jetzt bei Madonna. Und wenn man dann von jemandem erfährt, bei dem das nicht so ist, fragen gleich alle nach der Formel für eine glückliche Ehe, wie so etwas möglich ist. Die Formel ist aber die gleiche wie für jeden anderen.

Das ist wahrscheinlich auch eine Botschaft, die gut beim Publikum ankommt: Roger Whittaker ist trotz seines Erfolges ganz "normal" geblieben, "einer von uns" ...

Whittaker: Ich lebe in einem Dorf in Irland. Dort gibt es so ungefähr 1.500 Einwohner. Jeder kennt jeden. Man könnte sich dort gar keine Starallüren erlauben, sie behandeln dich auch nicht anders. Wenn meine Frau Natalie unsere Enkel in England besucht, kochen drei verschiedene Frauen aus dem Dorf für mich Abendessen. Weil wir einfach gute, ganz normale Nachbarn sind.

Sie haben das Haus in Irland, Kinder und Enkel, diverse Hunde. Und ich habe gelesen, sie mögen Gartenarbeit ...

Whittaker: Das stimmt nicht ganz. Ich schaue nur gerne dabei zu (lacht). Meine Frau Natalie ist eher die Gärtnerin.

Trotzdem: Haben Sie nicht schon mal überlegt, sich ganz zurückzuziehen?

Roger Whittaker - R

Whittaker: Nun, ich bin ja studierter Biochemiker, und man hat mir mal angeboten, an der Universität zu forschen, an der ich meinen Abschluss gemacht habe. Zu dem Zeitpunkt hatte ich allerdings schon einen Hit in den britischen Charts. Trotzdem dachte ich: Ich versuche es mal mit der Forschung. Ein Jahr lang habe ich das dann auch versucht. Aber das ist nun schon fast 50 Jahre her.

Aber auch danach kamen Ihnen doch sicher mal Abschiedsgedanken. Vor einigen Jahren sagten Sie einmal, dass Sie Sich zu alt für den "Quatsch" fühlen ...

Whittaker: So fühlte ich mich auch. Deswegen habe ich das gesagt.

Und warum haben Sie Ihre Meinung geändert?

Whittaker: Ich habe ja versucht, das alles aufzugeben (lacht). Ich ging zurück nach Irland, saß ein oder zwei Monate herum. Und dann fragte ich, ob wir denn nicht irgendwo eine Gitarre im Haus hätten. Ich spielte also Gitarre und dachte mir: Ach, ich gehe mal in die Stadt und kaufe mir ein Aufnahmegerät. Hab ich gemacht und einen Song aufgenommen. Dann kam jemand und meinte: Hey, toller Song, den solltest du aufnehmen. Naja, und so setzte ich mich hin, schrieb noch mehr Songs. Und irgendwann rief ich dann auch meinen Promoter an und fragte ihn: Wollen wir mal wieder eine Tournee machen? - Ja, aber ich dachte, du willst aufhören - Nein, ich kann es einfach nicht, ich langweile mich.

Wenn Sie nun wieder auf Tournee gehen, was ist das Schlimmste daran?

Whittaker: Jede Nacht in einem anderen Bett zu schlafen. Manchmal ist es ja möglich, mehrere Tage an einem Ort zu bleiben, dann schläft man im gleichen Bett, großartig. Aber das ganze Auspacken, einpacken, wieder weiterziehen, das ist wirklich hart.

Aber der Aufwand ist es wert, oder?

Whittaker: Natürlich. Wenn man auf der Bühne ist, gibt einem das Publikum einfach ein erhebendes Gefühl. Da kannst du noch so erschöpft sein und dich fragen: Wie soll ich das denn schaffen? Aber wenn du auf die Bühne gehst, die Gesichter im Publikum siehst, wird dir klar wie. Jeglicher Schmerz ist vergessen, alle Probleme sind vergessen.

Werden Sie oft nostalgisch?

Whittaker: Ach ja, manchmal denke ich mir, dass ich manche Dinge vielleicht anders hätte anpacken sollen. Ich habe so viel Zeit damit verbracht, mich darauf zu konzentrieren, Songs zu schreiben, aufzunehmen und auf Tournee, hier und dort zu sein, dass ich andere Dinge aus den Augen verlor. Vor allem war ich sehr oft nicht bei meinen Kindern.

Ich frage auch, weil ich gerne wüsste, wie Sie zu einem modernen Phänomen wie Castingshows stehen ...

Whittaker: Ich mag diese Art von Shows nicht. Denn das Ziel dieser Sendungen ist ja nicht, einen neuen Star zu finden. Nein, die Leute schauen sich das an, um zuzusehen, wie junge Menschen angeschrien werden, weinen oder sich aufregen. Und die Leute, die in den Jurys sitzen, ich meine, wer gibt denen das Recht, solche Kritik zu üben? Wenn diese jungen Leute das Business bereits kennengelernt hätten, dann wären sie daran gewöhnt, abgelehnt zu werden. Als ich im Showgeschäft anfing, war ich noch Student. Und ich lernte Leute kennen, die nur meinten: Das mögen wir nicht. Man wurde zu einem Ding gemacht, anstatt als Person wahrgenommen zu werden. Aber in diesen Shows geht man ja noch weiter. Dort werden die jungen Leute persönlich mit Sätzen wie "Du bist Müll! Was machst du hier? Verschwinde!" angegriffen, und das ist wirklich schlimm. Ich weiß aus meiner eigenen Erfahrung, dass man viele Jahre braucht, um festzustellen, dass man solche Kritik einfach ignorieren muss.

Empfinden Sie nach all den Jahren die deutsche Sprache immer noch als schwierig?

Whittaker: Nun, ich arbeite immer noch hart an meinem Deutsch. Aber ich will eine kleine Geschichte erzählen. Ich fand die Sprache wahnsinnig schwierig und habe mich anfangs immer darüber beschwert. David Soul, der Schauspieler, kam eines Tages zu mir nach Hause, weil wir für eine Fernsehsendung, in der wir gemeinsam auftreten sollten, üben wollten. Und ich sagte zu ihm: Ach Gott! Deutsch zu lernen ist so schwierig! Und er sah mich nur an und meinte: Mach dir mal keine Sorgen, ich muss für eine zweistündige Fernsehsendung alles auf Japanisch lernen! Danach hielt ich meinen Mund. (lacht). Aber inzwischen ist mein Deutsch auch besser geworden.

Und haben sie ein deutsches Lieblingswort?

Whittaker: Es gibt so einige Wörter, die Ausländer wie ich sehr schwierig finden. Vor allem Wörter mit Umlauten. Insofern bin ich froh, dass ich inzwischen "zurück" sagen kann. Und dann natürlich: "Zärtlichkeit", ein schönes Wort, ich glaube, das ist tatsächlich mein Lieblingswort. ~ Stefan Weber (teleschau)


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