Paul Weller [Deluxe Edition]

Natürlich kam der kommerzielle Erfolg Wellers, seine Rolle als eine der Vaterfiguren des großmäuligen Britpop-Englands, erst später - vor allem mit dem 1995 veröffentlichten Nummer-Eins-Album "Stanley Road" und seiner Zusammenarbeit mit Noel Gallagher. Betrachtet man sein Werk unter rein künstlerischen Gesichtspunkten, so sind die vorliegende Platte und das zwei Jahre später erschienene "Wild Wood" jedoch ungleich spannender.

Aus seiner Zeit mit Style Council nahm Weller neben Drummer Steve White und Saxofonist Jacko Peake vieles mit - vor allem eine nicht zu überhörende Vorliebe für den Jazz der 40er- und den Soul der ausgehenden 60er-Jahre. Dazu kamen wohl vor allem Lynch zu verdankende Spielereien mit der Bandmaschine, dem Echo und allerhand anderen Effektgeräten - Ähnliches setzte der Produzent später bei seinen Arbeiten mit Ocean Colour Scene und Primal Scream ein - und eine gute Portion Rock im Sinne der Small Faces oder Stevie Winwoods. Das führt zu einem durchaus bemerkenswerten Stilmix. Da stehen schimmernde Cool-Cat-Nummern wie "Above The Cloud" mit seinem Percussion-Beats und der Querflöte neben hübsch angerauten Stompern wie etwa "Uh Huh Oh Yeah" und "Into Tomorrow". Alles mündet in "Kosmos": sechseinhalb Minuten Jam-Session mit bester und sicherlich in der Zeit verhafteter Acid-Jazz-Kante.

"Kosmos" wurde für die Deluxe-Edition in zwei weiteren Versionen ausgewählt, einmal als - kürzeres und wesentlich klarer inszeniertes - Demo und als schön abgehoben in Szene gesetzter Remix Brendan Lynchs. Auch sonst lohnt sich die nähere Betrachtung des Bonusmaterials: So finden sich im Anschluss an das eigentliche Album einige B-Seiten, von denen vor allem die Blue-Note-Fingerübung "That Spiritual Feeling" zu gefallen weiß. Auf der zweiten Scheibe sind sämtliche Demos, einige Akustik-Versionen und bisher schwer zu beschaffende Stücke wie etwa Wellers Version des Soul-Klassikers "Abraham, Martin & John", vertreten. Außerdem mit "The Bitter Truth" ein gänzlich neuer Song.