Cocktailschlürfende Ex-Punks

Die französische Coverband Nouvelle Vague verdient gut mit 80er-Nostalgie

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Cocktailschlürfende Ex-Punks

Die französische Coverband Nouvelle Vague verdient gut mit 80er-Nostalgie

10.07.2009 Im Jahre 2003 hatten die französischen Studiomusiker Olivier Libaux und Marc Collin eine lustige Idee: Die Punk- und New-Wave-Hits ihrer Jugend um das Jahr 1980 herum coverten sie auf Albumlänge im Stile des Bossa Nova. Gesungen oder gehaucht wurde das Ganze von jungen Bardinnen mit französischem Akzent. Der Protest von einst als Easy-Listening-Klangtapete. Die Schnapsidee aus Paris wurde zur weltweiten Erfolgsmarke. Vielleicht gibt es mehr cocktailschlürfende Ex-Punks, als die Marktforschung der Musikindustrie zunächst wahrhaben wollte. Sechs Jahre später wird immer noch gecovert, aber der Bossa ist weg. Trotzdem reiten Nouvelle Vague mit ihrer brillanten Geschäftsidee weiter auf der Erfolgswelle.

"Auch für uns ist das nicht mehr lustig mit dem Bossa Nova, wir haben das lange gemacht. Es ist zu einfach." So freut sich Marc Collin über die sanften Neuerungen seines Bandvehikels Nouvelle Vague. "Eine der Hauptideen auf unserem dritten Album ist, sich an der Folk und Country-Musik Amerikas zu orientieren. Aber auch Soundtracks sind ein wichtiger Einfluss." Vom ursprünglichen Konzept Nouvelle Vagues sind auf Album Nummer drei nur noch die Achtziger plus weiblicher Gesang geblieben, ein vorherrschender Stil ist tatsächlich nicht mehr auszumachen.

Wer Marc Collin fragt, ob er sich als Ausbeuter der Achtziger Jahre fühlt, erhält eine überraschend deutliche Antwort: "Ja, es ist Ausbeutung. Aber das ist eine sehr moderne Art zu arbeiten. Die Theater kommen auch immer wieder auf Shakespeare zurück. Alte Filmmotive wie 'Batman' oder 'Mission Impossible' werden ebenso immer wieder aufgriffen. Auch wir arbeiten so, wir bearbeiten die Vergangenheit. Dabei finden wir oft Songs, die heute fast vergessen sind." Und sind mit ihren Coverversionen auf der ganzen Welt erfolgreich - in Europa, Amerika und sogar in Asien. Was die beiden Produzenten jedoch überrascht - die wenigsten ihrer Hörer nehmen Nouvelle Vague als Band war, die die Stücke anderer Leute spielt.

"Wir merken dies daran", sagt Collin, "dass eine Menge junger Menschen unsere Konzerte besuchen, vor allem Mädchen. Wenn sie nach den Shows zu uns kommen, machen sie uns Komplimente wie: Hey, ihr habt so viele gute Songs. Wir gratulieren euch dazu."

In Zeiten schwindender Tonträger-Verkäufe sind Nouvelle Vague auch deshalb erfolgreich, weil ihre Musik häufig in Filmen, TV-Serien oder Werbespots auftaucht. Auch im potenten amerikanischen Kino- und TV-Markt. So säuselten Nouvelle Vague-Covers durch Filme wie "Mr. & Mrs. Smith" oder "Planet Terror", durch TV-Serien wie "Nip/Tuck" oder "Grey's Anatomy". "Vielleicht, weil an den Schaltstellen der Filmindustrie viele Musikfans aus meiner Generation sitzen", glaubt Mittvierziger Marc Collin zu wissen.

Die Auswahl eines 80er-Jahre-Songs ins Coverprogramm von Nouvelle Vague ist mittlerweile auch ein gutes Geschäft für die Komponisten der Originale - sie profitierten dank ihrer Urheberrechte. Kommt es vor, dass sich Bands der Achtziger bei Marc Collin bewerben, weil sie gerne gecovert werden wollen? "Bei heute nicht mehr ganz so erfolgreichen Bands passiert mir das tatsächlich", plaudert Collin lachend aus dem Nähkästchen. "Sie rufen an und sagen: Hey, bitte vergesst uns nicht!" ~ Eric Leimann (teleschau)

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