Bare Bones

Am Anfang einer der erfolgreichsten Jazz-Karrieren der letzten Dekade stand eine außergewöhnliche Stimme. Madeleine Peyroux klingt wie eine Mischung aus Billie Holiday und Country-Idol Patsy Cline. Dabei bringt die Künstlerin aus Georgia jedoch eines mit, das im Musikbusiness zwar immer wieder behauptet, aber nur selten gefunden wird: absolute Eigenständigkeit. Natürlich werden Ohren, die mit Jazz, Blues und sonstiger "Alte-Säcke-Musik" nicht so vertraut sind, auch Madeleine Peyroux' neues Album als wenig revolutionär und etwas zu abgehangen kritisieren.

Doch die Revolution liegt hier im Detail. Die elf Gesangsstücke, erstmals entstanden sie sämtlich unter der Co-Autorenschaft von Madeleine Peyroux, sind von einer unerreicht lässigen Eleganz. Diese zeugt vom tiefen Verständnis der Sängerin fürs tief empfundene Erzählen musikalischer Geschichten. Bei Madeleine Peyroux hat man niemals das Gefühl, einer Vorführung oder Stilübung beizuwohnen. Gerade das ist in diesem Genre ein nicht hoch genug einzuschätzendes Lob.

Ihr neues, vielleicht bislang bestes von vier sehr guten Alben, klingt nach Erde, echtem Leben und dem Wissen um die Schönheit und Tragik der menschlichen Existenz. Dass es gleichermaßen unendlich elegant ist, macht die Meisterschaft dieses Werkes aus. Madeleine Peyroux, in ihrem Kopf ganz punkige Rebellin, ist auf ihren CDs musikalisch auf samtig-edlen roten Teppichen unterwegs. Eine Mischung, die diese Künstlerin immer wieder unendlich verführerisch für die Ohren macht.