Just Go

Klar, die Verdienste der Detroiter Hitschmiede um die Soul- und Popmusik sind sicherlich unbestritten. Und auch Lionel Richie darf als Mitglied der Motown-Band The Commodores eine gewisse künstlerische, als Popstar der 80er-Jahre immerhin noch eine kommerzielle Bedeutung beigemessen werden. Mit "Just Go" setzt er aber selbst diesen Ruf als Superstar aufs Spiel. Denn "herausragend" im strengsten Sinn des Wortes ist an Richies neuem Studioalbum rein gar nichts.

"Gleichförmig" wäre das treffendere Adjektiv, um die 14 Songs auf "Just Go" zu beschreiben. Der Einheitsbrei aus vermeintlich zeitgemäßen, synthetischen R&B-Beats, breit- und ausgetretenen Streicherflächern und Pianomelodien verhindert sogar oftmals, das Richie seine größte Stärke ausspielen kann - den zarten und unverkennbaren Soulschmelz seiner Stimme. Bei zwei Songs holt er sich R&B-Star Akon als Duettpartner, aber nur bei "Nothing Left To Give" verleiht der Gast dem Song etwas zusätzlichen Rhythmus und Seele. Der Rest erinnert meistens an fieseste Mainstreampopballaden der frühen 90er-Jahre. An Michael Bolton, Curtis Stigers und Bruce Hornsby, dessen Pianomelodie aus "Just The Way It Is" beim Opener "Forever" auch mal gerade eben "ausgeliehen" wird.

Gut, Richies "Kuschelrock"-kompatible Schmeicheleien ("Hello", "Say You Say Me") durfte man schon in den 80-ern guten Gewissens hassen. Aber selbst deren Ohrwurmqualitäten entwickelt kein einziger Song. Dancing on the ceiling? Wenn überhaupt, dann ist "Just Go" zum An-die-Decke-gehen.