Um's gleich vorwegzunehmen: Auch Kerli und ihr Album "Love Is Dead" sind nur ein weiterer Versuch, die Charts mit ein bisschen düsterem Gothic-Pomp aufzuwirbeln. Kindchenschema, Zucker-Refrains und tonnenschwere Gitarren dürfen da natürlich nicht fehlen. Kerli, die 21-jährige Sängerin und Person, um die sich hier alles dreht, kommt aus der kleinen estnischen Stadt Elva und ist der dort heimischen Bevölkerung mit Sicherheit vom estnischen Vorentscheid zum Eurovision Song Contest 2004 bekannt. Immerhin erreichte sie damals den zweiten Platz und hat sich danach kontinuierlich nach vorne gearbeitet, bis sie schließlich letztes Jahr sogar die US-Billboard-Charts enterte. ~ Klaas Tigchelaar (teleschau) aufklappen »
Die Erfolgsformel ist einfach und konventionell: ein hübsches, blond gefärbtes Mädchen, ein gewiefter Produzent wie David Maurice (Garbage, JC Chasez), mehr als ein deutlicher Evanescence-Querverweis, tüchtige Gothic-Schwere, ordentlich Emo-Spektakel und fertig ist der Charts-Stürmer. Die erste Single "Walking On Air" bricht trotzdem gleich aus, eine dunkel klingende Spieluhrmusik, die mit perfekt gepitchtem Refrain in den Gehörgang kriecht. Darüber hinaus gibt es dann doch bekannte Rezepturen, düstere Midtempo-Nummern mit dem populären, schweren Gitarren-Refrain, hart nach vorne gemischtem Frauengesang und so viel Pathos, wie eben gerade noch drunterpasst. Dazu bietet sich natürlich auch die Fabelwesen-Aufmachung der CD an, die wohl nicht ganz ohne Absicht an Tim Burtons gruseligen Stop-Motion-Film "Corpse Bride / Hochzeit mit einer Leiche" erinnert.
Hier wurde tatsächlich nichts dem Zufall überlassen, alles erscheint perfekt durchgestimmt und jede Note ist am rechten Platz. So tönt "Love Is Dead" dann auch über weite Strecken sehr vorhersehbar. Elektronische Claps über perfekt korrigiertem Gesang, Brett-Gitarren zu Düsterorgeln und für ein bisschen HipHop findet die Produktion genauso Verwendung, wie für balladeske Konzertgitarrenklänge. Aufsehen erregend ist das am Ende nicht, für eine osteuropäische Produktion zwar handwerklich sauber gemacht, aber insgesamt doch zu sehr auf Sicherheit bedacht. Und dafür haben wir - zumindest in Deutschland - ja schon LaFee.