Joss Stone

"Erwachsen klingt so negativ"


Die 22-jährige Sängerin Joss Stone besteht mit "Colour Me Free" die Soul-Reifeprüfung

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"Erwachsen klingt so negativ"

Die 22-jährige Sängerin Joss Stone besteht mit "Colour Me Free" die Soul-Reifeprüfung

23.10.2009 Mit erst 22 Jahren ist Joss Stone aus dem englischen Devon beinahe schon eine Soul-Legende. Mit R'n'B- und Soul-Musik aufgewachsen, begann sie ihre Karriere mit 16 Jahren. Nach der Veröffentlichung des Debüts "The Soul Sessions" wurde sie oft in den Rang einer Aretha Franklin oder Janis Joplin erhoben. Acht Millionen verkaufte Platten und vier Grammy-Nominierungen später hat sie nicht mehr nur eine großartige Stimme, sondern ist auch eine erfahrene Künstlerin geworden, die so ihre Schlüsse aus dem harten Showgeschäft gezogen hat. Ihr viertes Studioalbum "Colour Me Free" präsentiert Stone derweil als gereifte und souveräne Sängerin und Songwriterin, die aber höchstens altmodisch und nicht erwachsen klingen will.

Hattest Du jemals den Albtraum, irgendwann eine aufgedunsene und zickige alternde Soul-Diva zu werden?

Joss Stone - V

Joss Stone: Nein, den hatte ich noch nicht, diesen Albtraum. Aber nun werde ich ihn wohl bekommen, jetzt wo Du die Idee in meinen Kopf gesetzt hast (lacht). Nein, ich habe nie davon geträumt, im Alter so eine verrückte Person zu werden.

Die Aufnahmen zu "Colour Me Free" liegen beinahe zwei Jahre zurück, das Album wurde lange von der Plattenfirma zurückgehalten. Freust Du Dich, dass die Platte jetzt doch noch erscheint?

Stone: (Seufzt) Ja! Jetzt fühlt es sich okay an. Damals war das nicht so schön, dass die Platte nicht erscheinen sollte, aber jetzt ist alles in Ordnung. Die Platte kommt raus, alles klar.

Deine aktuelle Biografie spricht von den "neuen Dimensionen" des Albums. Würdest Du eher das Wort "altmodisch" oder das Wort "erwachsen" benutzen, um die Platte kurz zu charakterisieren?

Joss Stone - J

Stone: Wohl eher "altmodisch". Ich finde "erwachsen" klingt so negativ. Es wird normalerweise benutzt, um auszudrücken, dass du nicht mehr jung und dynamisch bist. Ich weiß nicht, ob ich jemals erwachsen werde, ich hoffe es nicht. Ich glaube, dass man am meisten Spaß mit den Leuten haben kann, die sich etwas Jugendlichkeit bewahrt haben, die vielleicht 45 Jahre alt sind, aber 18 im Kopf. Das sind die Leute, mit denen ich gerne rumhänge. Und bei der Musik ist es genau so, das ist eine Abbildung meiner Person. Ich werde vielleicht gefühlsbetonter werden, vielleicht sogar ein wenig abstumpfen auf die Dauer, aber ich hoffe, dass ich nie zu erwachsen werde.

Du hast in der Vergangenheit mit Beth Gibbons von Portishead und Lauryn Hill von den Fugees gearbeitet. Auf dem neuen Album sind unter anderem Nas, Jeff Beck, Raphael Saadiq (Bassist bei Prince) und Sheila E. (Schlagzeugerin für Prince) vertreten. Was ist das Besondere daran, Gaststars auf dem Album zu haben?

Stone: Ich finde es schön, etwas in Gang zu halten, wenn ich mein Publikum mit den Leuten in Kontakt bringen kann. Ich habe viele sehr junge Zuhörer, Zehnjährige, die mir Komplimente machen. Ich will, dass diese Leute Raphael Saadiq kennen lernen, ich will, dass sie von Jeff Beck und Sheila E. Notiz nehmen. Und das werden sie nicht, wenn nicht Leute wie ich ihnen davon erzählen. Ich meine, diese Leute sind Legenden. Es war eine grandiose Erfahrung für mich, dass sie sich bereit erklärt haben, an meinem Album mitzuarbeiten. Ich bin Sängerin, das ist okay, ich habe mein Platz gefunden, aber deren Arbeitslevel ist so ungemein hoch und intensiv, das sind einfach Genies. Ich weiß gar nicht, ob ich jemals so gut werden kann.

Du bis 22, entsprichst aber so gar nicht dem Bild des jungen Popstars für eine junge Zielgruppe ...

Stone: Stimmt schon. Aber ich bin froh, dass ich nicht jedes Mal eine Show abziehen muss, wenn ich das Haus verlasse. Ich bin, wer ich bin und muss mir keine Gedanken darüber machen. Klar macht es Spaß, sich manchmal herauszuputzen und schick anzuziehen und den ganzen Zirkus mitzumachen. Auch wenn es irgendwie sinnlos ist. Aber wenn ich Aufmerksamkeit haben möchte, besorge ich mir zwei kantige Türsteher, gehe auf die Straße und schon ist Aufmerksamkeit da. Das geht wirklich einfach.

Als Du anfingst, erregte es viel Aufmerksamkeit, dass Du Dich so für Soul, Funk, alten R'n'B und Gospel interessierst. Ist das immer noch so?

Joss Stone - W

Stone: Als ich anfing, hieß es immer (setzt eine schrille Stimme auf, d. Red.): Du darfst diese Musik nicht singen, du bist doch weiß! Du kannst das nicht singen, dafür bist du zu jung! Du darfst das nicht machen, denn du bist aus England! Es waren immer diese Verbote und Vorwürfe, die ganze verdammte Zeit. Dabei wollte ich einfach nur singen. Aber nun ist Zeit vergangen und es ist plötzlich sehr angesagt, ein Trend beinahe. Es gibt eine ganze Reihe von Mädchen aus England, die Soul-Musik singen, es ist anscheinend nun nicht mehr so sonderbar. Was natürlich auf eine Art toll ist ...

... und woran Du Anteil hattest ...

Stone: Ja. Ich bin ja auch froh, dass ich Teil davon war, bevor es ein großer Trend wurde. So konnte ich dem Ganzen vielleicht noch etwas Eigenes mit auf den Weg geben.

Glaubst Du, dass Teenager höflicher wären, wenn sie mit Aretha Franklin oder Stevie Wonder, statt mit Gangsta-Rap und Emo-Rock sozialisiert worden wären?

Joss Stone - H

Stone: Nein, glaube ich nicht. Ich glaube, dass das Ausmaß an Höflichkeit der Kinder durch ihre Eltern bestimmt wird (lacht). Die Musik hat darauf meiner Meinung nach keinen Einfluss. Ich kenne zum Beispiel Leute, die bevorzugt Death Metal hören und gleichzeitig sehr zuvorkommende Personen sind. Ein Bekannter, er ist Friseur, steht total auf Screamo, mit Tod hier und Tod da. Wenn er aber nicht gerade Musik hört, sagt er so Sachen wie: Oh, das ist aber ganz zauberhaft, dich hier zu treffen (lacht). Natürlich ist Musik eine mächtige und kraftvolle Sache. Aber wenn du unverschämte Kinder hast, ist das dein Fehler.

Apropos Fehler: Hast Du es jemals bereut, immer barfuß aufzutreten?

Stone: Im Grunde genommen geht es mir ja nur darum nicht hinzufallen. Und ich fühle mich entspannter, ohne Schuhe an den Füßen. Ich meine, ich liebe Schuhe, klar, ich bin verdammt noch mal verrückt nach ihnen, Schuhe sind manchmal richtige kleine Kunstwerke. Aber ich trage sie eben nicht gerne. So trete ich fast immer barfuß auf. Wenn ich mal Schuhe anhaben sollte, dann sind es in jedem Fall Trainers. Ich bin einmal auf hochhackigen Schuhen aufgetreten, das war echt kein Spaß. Ich trat mir dauernd selbst auf die Füße und die Schuhe schmerzten. Das werde ich nicht noch mal machen.

Du hast im Film "Eragon" mitgespielt, hast die Rolle der Anna von Kleve in der Serie "The Tudors" und warst sogar kurz mal Model für die Marke Gap. Machst Du das, weil es Dich interessiert, wie die Schauspielerei oder das Model-Business so funktionieren, oder machst Du das wegen des Geldes?

Stone: (Lacht) Nein, wirklich nicht wegen des Geldes. Eher, weil es mir lustig erschien. Als ich für "The Tudors" gefragt wurde, habe ich spontan ja gesagt, weil ich mir Spaß davon versprach. Das mit Gap ist allerdings schon lange her, da war ich 16. Hat auch Spaß gemacht und ich habe ein paar Jeans umsonst bekommen (lacht).

Neben den eigenen Alben und Auftritten hast Du dieses Jahr die britische Nationalhymne bei einem Spiel der National Football League gesungen, bist als Gastsängerin auf einigen Alben zu hören und trittst öfter live mit Coverversionen alter Songs auf. Könnte man sagen, dass Du in einer besorgniserregenden Art vom Singen abhängig bist?

Stone: Nein, gar nicht besorgniserregend. Eher in einer sehr gesunden, liebevollen Art. Ich liebe es zu singen. Ich liebe es, Musik zu machen, es hat etwas sehr Positives. Ich würde aber nicht gerne jeden Tag ein Konzert spielen müssen, denn die Stimme muss sich auch erholen können, sonst tut es weh. Das wäre nicht gut, und ich möchte es ja gut machen. Mein Gesang ist nicht gerade schmeichelhaft für meine Stimmbänder, ich bin nicht immer nett zu denen, und manchmal tut das eben weh, dann muss ich mich erholen.

Was ist wohl der verborgene Schlüssel, der den Zugang zum Musikgeschäft erleichtert, außergewöhnliches Talent oder harte Arbeit und Zuversicht?

Stone: Du musst wirklich hart arbeiten, sonst wird das nichts. Es gibt so viele talentierte Leute, die zu Hause sitzen und nichts gebacken kriegen. Du musst hart arbeiten, sehr hart (lächelt). ~ Klaas Tigchelaar (teleschau)


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