Swan Songs

Der britische "Guardian" spricht von "N-Sync meets Nine Inch Nails". Eine fürchterliche Vorstellung. Auf der anderen Seite sehen seit dem Rock-Am-Ring-Auftritt auch hierzulande einige Leute in den teilzeitmaskierten Kerlen die nächste Rap-Metal-Hoffnung. Wieder andere retten sich in die Parodieinterpretation: Alles kalkulierter Wahnsinn. Die Crossover-Aufwärmerei. Der Hype. Die überzogene Obszönität. Bei einem Untermieter im Hause des Branchenriesen Universal stehen Hollywood Undead unter Vertrag.

Sie sind ein schillernder, besoffener, junger Paradiesvogel mit Angst vor nichts und allem. Geradezu manisch-depressiv bewegen sie sich vom Hip Hop über den Rock zum Metal und zurück. Eine Generation wird angesprochen, in der Jungs als cool gelten, die Zeilen wie "Gotta get drunk before my Mom wakes up, break up with my girlfriend, so I can bang sluts" dichten. Oder einfacher: "When I start drinking, my dick does all my thinking". Beides Zitate aus "Everywhere I Go", das mit Rock soviel zu tun hat wie Hollywood Undead mit Abstinenz. Eine bedenkliche Partydefinition wird in routiniertem und wenig originellem Rapgewand umgesetzt. Nicht nur in diesem Titel.

Andere Farben schillern prächtiger: "Undead" ist ein mit reichlich Wumms ausgestatteter Nu-Metal-Brocken, der eine Ozzy Osbourne-Rose im Knopfloch trägt. "Young" die neue Hymne zur adoleszenten Sinnsuche in einer sinnentleerten Welt. "The Diary" das böse Erwachen nach der schweren Fete. Die ganze Sauferei, der ganze Sex, wo sind sie hin? Verschwunden hinter Piano und Streichern, hinter Emo und Verzweiflung. Warum ein Debüt mit "Swan Songs" betitelt wird? Langsam dämmert es einem.