Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom. Biologisch gesehen macht dieser Leitsatz zwar nicht sehr viel Sinn, dennoch ist er für viele zu einer Art Lebensweisheit geworden. Für alle die sich auch Hip-Hop technisch gegen den Mainstream bewegen möchten, gibt es seit 2006 wieder eine tolle Alternative ? die Gym Class Heroes. Mit ihrem Album "As Cruel As School Children" und der dazugehörigen Single "Cupids Chokehold" haben sie erstmals auf sich aufmerksam gemacht, und gezeigt, dass eine Mischung aus Hip-Hop, Rock und elektronischem Punk Pop durchaus funktionieren kann. Maßgeblichen Anteil am Erfolg hat dabei Entdecker und Förderer Patrick Stump von Fall Out Boy. Mit "The Quilt" steht nun das neue Werk parat, und da die Singles bereits einiges versprochen haben, können wir durchaus gespannt sein. ~ Daniel Gräbner aufklappen »
Mit Cool & Dre und Tricky Stewart hat man sich nämlich wirklich viel versprechende Produzenten ins Boot geholt. Das geplante Ziel: ein noch vielseitigeres und abwechselungsreicheres Album. Die erste Single "Peace Sign/Index Down" konnte diese Erwartungen zweifelsohne erfüllen. Wohlfühl-Instrumental des Miamier Hitduos, Busta Rhymes als perfekter Gast-MC und auch Travis McCoy und der Rest der GCH machen hier alles richtig. Single Nummer zwei "Cookie Jar" packt über einen Synthie-Teppich alle nur erdenklichen Keksdosen Metaphern aus ? dieser karikaturartige Humor konnte die Heroes schon am letzten Album auszeichnen ? und dank The-Dream Feature ist man für einen kurzen Augenblick sogar am Puls der Zeit. Sekunden später schnuppert man mit Pianos, Bläsern und Estelle aber bereits am Britpop-Genre, nur um danach rapfrei und riffstark in die Punkszene abzudriften ("Live A Little" und "No Place to Run").
Die Gym Class Heroes lassen sich ganz einfach nicht festnageln. Vollkommen frei verbindet man hier die unterschiedlichsten Musikrichtungen, und würde das Album nicht den Titel "The Quilt" (deutsch: Die Flickendecke) tragen, müsste man ihnen fast Konzeptlosigkeit vorwerfen. So geht das Spiel aber munter weiter. "Drnk Txt Rmeo" und "Blinded By The Sun" vergreifen sich an Ska- und Reggaerhytmen, Dre sorgt auf "Dont Tell Me Its Over" und "Home" wieder für ein bisschen mehr Hip-Hop und mit "Like Father, Like Son (Papas Song)" und "Live Forever (Fly With Me)" gibt es auch noch ganz großes Gefühlskino.
"The Quilt" ist ein buntes Potpourri der verschiedensten Genre, und wird eigentlich nur durch den Charme und den eigenen Sound der Gym Class Heroes zusammengehalten. Das Album ist als Gesamtwerk also durchaus stimmig, allerdings haben dermaßen nischenübergreifende Platten auch mit einigen Problemen zu kämpfen. Da man sich nie für eine Richtung entscheiden konnte bzw. wollte, gibt es keine eindeutigen Höhepunkte, und selbst wenn, dann sind diese sehr vom Geschmack des Hörers abhängig. Wer allerdings auf Instrumental Hip-Hop steht ist bei The Roots besser bedient, und wem die rockigen Gefilde eher liegen wird wohl zum Fall Out Boy Album greifen. Klassische Hip-Hop Heads werden hier auf jeden Fall nicht glücklich werden, allen anderen kann man den Ausflug ins Pop-Emo-Rap Camp durchaus empfehlen.