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Sorgenfrei in die Schlagzeilen


The Gossip begegnen dem Medienrummel um ihre Sängerin Beth Ditto mit Gelassenheit und Humor

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Sorgenfrei in die Schlagzeilen

The Gossip begegnen dem Medienrummel um ihre Sängerin Beth Ditto mit Gelassenheit und Humor

19.06.2009 Muss man sich jetzt Sorgen machen um The Gossip? Weil sie seit dem Release ihres Albums "Standing In The Way Of Control" von der nur in Szenekreisen bekannten Do-It-Yourself-Band zu Chartgrößen aufgestiegen sind? Weil Sängerin und Energiekugel Beth Ditto vom britischem Musikmagazin NME 2006 zur coolsten Person im Popmusikgeschäft gewählt wurde? Weil sich vom Klatschmagazin bis zur Feuilletonredaktion alle auf das unkonventionelle US-Rock-Trio einigen können? Weil also der Höhenflug geradezu vorprogrammiert ist, jetzt da ihr neues Album "Music For Men" erscheint? Ganz ehrlich? Nein. The Gossip sind wohl so ziemlich die letzte Band, die vom Größenwahn befallen werden könnte. Medienlieblinge hin oder her - im direkten Gespräch gewinnt man sehr schnell den Eindruck, dass Beth Ditto, Drummerin Hannah Billie und Multiintrumentalist Nathan Howdeshell (aka Brace Pain) eher gelangweilt sind von dem Zirkus, der um sie veranstaltet wird. Ernst nehmen sie ihn jedenfalls nicht.

Habt Ihr Euch durch den Erfolg von "Standing On The Way Of Control" bei den Aufnahmen zum Nachfolgealbum unter Druck gesetzt gefühlt?

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Beth Ditto: Wenn man vier Jahre wartet, dann hat man nicht wirklich den Eindruck, dass "Music For Men" überhaupt so etwas wie ein Nachfolgealbum ist. (Gelächter) Wenn du nur lange genug wartest, vergisst jeder, was du zuvor gemacht hast.

Wir gehen mal davon aus, dass weder Ihr noch Eure Platten vergessen wurdet.

Nathan Howdeshell: Wir tun eben so, als sei nichts passiert. Als sei "Standing In The Way Of Control" weder populärer noch irgendwie besser gewesen.

Ditto: Ach, wir müssen nicht mal so tun!

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Howdeshell: Stimmt. Ich denk einfach nicht darüber nach.

Ditto: Eben. Du sowieso nicht. Allerdings ist wirklich etwas ziemlich Schräges passiert, während wir "Standing In The Way Of Control" aufgenommen haben. Als wir fertig waren, dachten wir: "Wow! Was für ein erwachsenes Lied!" Wir hatten schon so viele Platten aufgenommen, aber das war ein echtes Lied. So dass wir uns dachten: 'Wow! Wir haben ein Lied geschrieben!' Wir hatten nie eine Strophe oder einen Refrain ...

Hannah Billie: ... oder irgendwelche Untergliederungen ...

Ditto: ... oder irgendwelche Untergliederungen und eine weitere Strophe oder ein Ende. Es war ein Lied. Ein echtes Lied. Insofern wollte ich auf der nächsten Platte vor allem das Gefühl haben, einen weiteren echten Song zu haben. Es musste nicht zwangsweise ein Smash-Hit sein, aber ein guter Song. Und sich erwachsen anfühlen.

Auf dem neuen Album klingt Ihr reduzierter und weniger tempogeladen - Habt Ihr eine Art Erholungspause von der eigenen Vergangenheit gebraucht?

Ditto: Ich denke, wir haben einfach eine vollkommen andere Platte aufgenommen. Wir haben nicht einen Gedanken an "Standing In The Way Of Control" verschwendet. Wir wollten erst mal eine neue Platte aufnehmen. Und jeder Song hätte es drauf geschafft, solange wir ihn nur gemocht hätten. Uns gefiel, wie die neue Platte klingt. Sie ist langsamer, das stimmt schon. Aber man kann auch nicht zweimal die gleich Platte aufnehmen. Das ist nicht unsere Art.

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Welchen Einfluss hatte Euer Produzent Rick Rubin auf den Sound?

Billie: Er war uns vor allem eine große Hilfe. Er half uns beim Arrangieren der Stücke und gab uns das Vertrauen, aus allem das Maximum herauszuholen...

Ditto: ... den Müll zu verbessern ...

Billie: Ja. Er hat uns viel Mut zugesprochen.

Welche Ratschläge hat er Euch gegeben?

Howdeshell: Er meinte, wir sollen auf jeden Fall wir selbst bleiben.

Ditto: Außerdem hat er gesagt, dass er uns liebt.

Howdeshell: Er mochte wirklich alles. Er hatte kein Interesse daran, uns zu verändern.

Billie: Er half uns dabei, Struktur reinzubringen. Es war tatsächlich so, als würden wir zum ersten Mal ein richtiges Album aufnehmen. Und zwar ohne dass man auf das Budget achten muss. Insofern konnten wir richtig lang an den Stücken arbeiten.

Ditto: Es war - da spreche ich jetzt mal nur für mich - eine echte Erfahrung. Im Vergleich zu den vorhergehenden Alben gab es viel zu lernen ...

Billie: Weil wir eigentlich nicht zu zähmen sind.

Ditto: Ja. Und Rick gab uns unheimliches Selbstvertrauen, indem er meinte: Was ihr da macht, ist großartig. Macht einfach weiter so.

Auf Eurem Album klingen eine ganze Reihe von Zitaten durch: "Rock The Casbah" von The Clash, der Soulklassiker "I Heard It Through The Grapevine", "Push It" von Salt'n'Pepa ... Sind das Eure ganz persönlichen Idole?

Ditto: Salt'n'Pepa auf jeden Fall. Genauso "I Heard It Through The Grapevine". Das ist einer dieser Songs, der immer wieder gecovert wird, auch wenn Cover eigentlich prinzipiell eine Verschwendung sind, deswegen haben wir es nur zitiert. Es geht darum, ein kleines Revival zu feiern. Klar: von Smokey Robinson, aber auch von The Slits, von Gladys Knight And The Pips - ihre Cover sind der Hammer.

Würdet Ihr Euch selbst als Idole bezeichnen?

Ditto: Nathan ist ein Idol. Sein Schnauzbart ...

Howdeshell: Richtig. In Wirklichkeit bin ich Billy Idol, versteckt in einem anderen Körper!

Beth, Du wirst von den Medien und den Fans ja nahezu kultisch verehrt, giltst als neues feministisches Vorbild und wurdest zur "coolsten Person der Erde" gewählt ...

Ditto: Es ist wirklich nur Nathans Bärtchen. Nathan, hab ich mich jemals bei deinem Schnauzer bedankt?

Howdehell: Ja, ja.

... wie stehst Du zu diesem ganzen Trara um Deine Person?

Ditto: Ich versuche, so gut ich kann, damit umzugehen. Ich renn' jetzt nicht durch die Gegend und schrei: "Yeehaa, ich bin ein Vorbild!" Ich versuche einfach, ein guter Mensch zu sein - soweit es mir eben möglich ist. Es geht da vor allem um die kleinen Dinge. Zum Beispiel versuche ich meiner kleinen Schwester ein Vorbild zu sein, indem ich ihr zeige, dass man alles machen kann, was man will. Ganz egal, was andere sagen. Wenn ich mal sterbe, dann möchte ich das Gefühl haben, dass ich alles mir Menschenmögliche getan habe, um gewisse Dinge ein wenig besser zu machen.

Hat das Rampenlicht irgendwelche Auswirkungen auf Euch als Band?

Ditto: Oh ja! Wir streiten uns die ganze Zeit, und ab und zu schubse ich Nathan einfach die Treppe runter ... Nein, eigentlich sind wir eine von diesen ganz eng befreundeten Bands. Wenn ich mir andere Bands so anschaue, dann denke ich mir: "Whoo. Die machen ja so gar nichts miteinander. Die mögen sich nicht mal." Wir allerdings machen auch privat sehr viel miteinander.

Billie: Eigentlich sind wir wie eine Familie.

Ditto: Na gut, in einer Familie nimmt man sich schon mal gegenseitig auf den Arm.

Billie: Ja, aber eine Familie, die sich über sich selbst lustig macht, bleibt auch zusammen. (Gelächter)

Ditto: Doch, wir kommen sehr gut miteinander klar. Es geht da auch sehr viel um gegenseitiges Verständnis, wir können uns alles sagen. Und wie gesagt: Wenn ich mir andere Bands so anschaue ... nee.

Glaubt Ihr, dass es Leute gibt, die nur wegen all dem Bohei um Euch auf eure Konzerte gehen, Leute, die gar nicht an Eurer Musik interessiert sind?

Ditto: Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass irgendjemand so was machen würde.

Billie: Man muss doch die Musik mögen, wenn man auf ein Konzert geht ...

Ditto: Gut, andersherum kann es natürlich sein, dass die Leute durch die ganze Berichterstattung erst auf unsere Musik aufmerksam werden. Und sei es, dass sie in irgendeinem Klatschblatt oder einem Blog von uns gelesen haben. Aber auf unseren Konzerten haben die Leute echt viel Spaß, sie singen mit, und wir versuchen, unser Bestes dazu beizutragen. Aber ich liebe es, auch vor nicht ganz so enthusiastischen Menschen zu spielen. Das ist wie ein Wettkampf.

Vermisst Ihr manchmal das Leben, das Ihr vor Eurem Durchbruch hattet?

Ditto: Ja, klar. Aber eigentlich hat sich nicht viel geändert. Wir gehen immer noch in die gleichen Cafés, haben die gleichen Freunde. Also ... nein. ~ Bettina Dunkel (teleschau)


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