Gitte Hænning

"Ich kann keine Noten!"


Gitte Haenning interpretiert ihre Hits auf "Was ihr Wollt" neu

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"Ich kann keine Noten!"

Gitte Haenning interpretiert ihre Hits auf "Was ihr Wollt" neu

02.12.2010 Sie will schon lange keinen "Cowboy" mehr "als Mann". In den 60er-Jahren in Deutschland einer der größten Schlagerstars, wechselte Gitte Haenning bald ins Fach der ernsteren Muse, sang Jazz und eigene Chansons. Dass die dänische Musikerin nun alte Hits im neuen, modernen Pop-Gewand präsentiert, überrascht da ein wenig. Der Titel "Was ihr Wollt" liefert allerdings schon die Erklärung für diesen Schritt: Es sei der Wunsch der Fans gewesen, erklärt die 64-Jährige bei Kaffee und Plätzchen beim Interview.

Sie haben sich dazu entschlossen, wieder einige Ihrer ganz alten Lieder aufzunehmen. Dieser Schritt kommt überraschend ...

Gitte Hænning - I

Gitte Haenning: Das ist es auch. Eine Überraschung, die auch mit Gefahr verbunden ist. Ich selbst habe mich auch gar nicht dazu entschlossen, es war die Idee meiner Plattenfirma Universal.

Wie kamen die darauf?

Haenning: Nun, sie sagten mir, dass es der dringende Wunsch von einigen Fans, auch von Jüngeren, sei, dass die alten Lieder wieder einmal zu hören sind. Wir überlegten uns dann, dass ein Mix aus alten Liedern im neuen Gewand und ein paar ganz neuen Songs eine gesunde Mischung aus Vergangenheit, Gegenwart und auch Zukunft darstellen könnte.

Im Gegensatz zu manchem früheren Schlagerkollegen sind Sie nicht als Persiflage Ihrer selbst geendet. Wie erklären Sie sich das?

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Haenning: Ich glaube, dass es daran liegen könnte, dass ich selbst aus einem Künstlerhaushalt komme und immer nah an der Kunst war. Deswegen ist es für einige Leute auch glaubhaft, dass ich auch wirklich eine Künstlerin bin (lacht). Künstler zu sein ist ein Beruf, in dem man auch mit Tiefe, mit Gestaltung, mit intellektueller und künstlerischer Entwicklung zu tun hat. Das ist sehr umfangreich. Wenn man das alles ernst nimmt, könnte es sein, dass man auch einen anderen, ernsthafteren Eindruck bei den Menschen hinterlässt.

Sie haben eine starke Affinität zum Jazz, nahmen auch ein Jazzalbum auf. Wieso sind Sie nicht schon früher dort gelandet?

Haenning: Nun, ich halte mich nicht für eine Jazzsängerin, sondern für eine ausgesprochene Popsängerin. Jazz ist meine große Liebe, da ist Blues drin, auch in der Atonalität, die Herzfrequenz, der Körper und der Kopf werden gleichermaßen angesprochen. Ohne das alles ist Musik langweilig für mich! Aber ich weiß genau, wer wirklich fantastisch Jazz singen kann - dazu gehöre ich einfach nicht. Ich habe nie Erfolg im Jazz gesucht. Überhaupt habe ich nie den Erfolg gesucht!

Wie soll man das verstehen?

Haenning: Mein Vater war ja Liedermacher und hat mich früh mit auf die Bühne genommen. Ich wurde an die Musik herangeführt und hab mir das Rampenlicht nicht selbst gesucht.

Sie waren damals ein klassischer Kinderstar. Wieso haben Sie es "trotzdem" geschafft?

Gitte Hænning - G

Haenning: Dänemark ist erstens ein kinderfreundlicheres Land als Deutschland oder gar die USA. Ich hatte trotzdem eine glückliche Kindheit, die diesen Namen auch verdient, und Eltern, die mich unterstützten. Dazu kam, dass meine Eltern und unsere Zusammenarbeit mit wirklich großen und bedeutenden Künstlern zwar ein gutes Fundament für die Kunst ergaben, aber überhaupt nicht den Wunsch aufkeimen ließen, unbedingt ein Star zu werden. Ich fühlte mich dazu überhaupt nicht berufen und auch nicht perfekt genug. Ich verstand als Kind nie, wieso ich eigentlich ein Star war!

Und wann verstanden sie das?

Haenning: Erst als ich das erste Mal Judy Garland sah, da dachte ich: Wow, da verstehe ich, dass sie schon als Kind ein Star war! Diese Stimme, dieses Drama, diese Fülle! Später als Teenagerstar durfte ich schon mit einer Bigband singen, bekam einen Gesangslehrer, sang jazzige Sachen. Er ließ mich auch ganz leise singen, ganz gehaucht. Er brachte mir Selbstständigkeit bei, auch künstlerisch. So sagte ich meinem Vater schon mit 14, dass ich ihn bei meinen Engagements nicht mehr dabei haben wollte. Das war schwer für ihn, aber ich hatte das Gefühl, selbst zu entscheiden.

Wie kam es dann schließlich zu Ihrer Schlagerkarriere in Deutschland? War das auch Ihre Entscheidung?

Haenning: Beim NDR gab es einen Redakteur, der die dänischen TV-Sendungen von mir kannte, und der wollte auch so eine Personality-Show mit mir machen. Ich wollte aber nicht deutsch singen. Mir gefiel damals die Phonetik nicht, vor allem nicht bei jazzigen Songs. Damals war ich sehr lässig und entspannt, lange Existenzialistenhaare, langer Schlabberpulli. Man sagte mir, dass das so für Deutschland nicht ginge. Ich sollte Schlager-Arrangements singen, schnieke Kostümchen und kürzere Haare tragen. Mir war es egal, ich dachte, okay, eine neue Entdeckungsreise, machen wir mal. Man hat mir einen junge attraktiven Mann empfohlen, der mich bei der Sendung begleiten sollte, Rex Gildo.

Wie war die Zusammenarbeit mit ihm?

Haenning: Das war schwierig für mich. Ich fand ihn so unnatürlich und unentspannt. Aber da er so einen riesigen Erfolg hatte, dachte ich, dass man das in Deutschland wohl so mag. Er setzte alles daran, uns als das glückliche Wunschpaar, das Liebespaar zu inszenieren, für ein Publikum, das sich das so wünscht. Für die Quote. Gleichzeitig hatte meine Plattenfirma mit mir "Ich will 'nen Cowboy als Mann" geplant, was mich auch irgendwie befremdete. Aber irgendwie war ich immer so entspannt, ich hatte um nichts gebeten und alles kam von alleine!

Gilt das auch für die neue Version Ihres "Cowboy"? Auf ihrem neuen Album präsentieren Sie ihn im Bluegrass-Johnny-Cash-Gewand, sodass man den Song fast gar nicht erkennt ...

Haenning: (lacht) Ja, nicht wahr, das ist doch köstlich so! So viel Humor! Ich liebe diesen Humor! Diesmal arbeitete ich viel mit. Ich hörte mir erst die Versionen und Ideen der jungen Produzenten an. Und bei den neuen Songs wirkte ich im Vorfeld mit, mit meinen Gedanken und Ideen. Ich kann ja immer noch keine Noten!

Sie können keine Noten?

Haenning: Nein! Aber ich habe Ideen, und ich weiß immerhin, was Dur und Moll ist.

Auf "Was ihr wollt" nehmen Sie die Rolle des Clowns ein, der Sie nach eigenen Angaben sind. Ist das auch eine Art Versteck für Sie selbst, für Ihre Persönlichkeit?

Haenning: Der Narr, der Clown - das sind meine Paraderollen. Der, der ungestraft die Wahrheit sagen darf und hinter der Maske als Narr doch sehr klug sein darf. Ich selbst bin ein sehr melancholischer Mensch, und ich bin es gerne. Der Clown gibt mir die Möglichkeit, aus der Tiefe der Melancholie einen Sprung zu machen, nach oben, ins Licht, was auch immer sehr interessant für mich ist. ~ Kati Hofacker (teleschau)


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