Fall Out Boy

Zigaretten und Elvis Costello


Fall Out Boy über Features, die keine sind

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Zigaretten und Elvis Costello

Fall Out Boy über Features, die keine sind

12.12.2008 Es geht ein bisschen zu wie in einer Bahnhofshalle. Und Fall Out Boy sind die Passagiere. Jacken an, alle auf dem Sprung. Alle kränkelnd, vor allem Pete Wentz. Der schickt erst mal von seinem Blackberry eine E-Mail an seine Ehefrau Ashlee Simpson. Danach: ab zu MTV. Dazwischen: ein paar Interviews zum neuen Album "Folie à Deux". Bassist und Songwriter Wentz sieht mit seiner Oversized-Sonnenbrille ein bisschen aus wie ein gemorphter Käfer. Sänger Patrick Stump in etwa so, wie man sich jemanden vorstellt, der bei Fall Out Boy singt. Brille mit schwarzem Rand, Käppi. Punkrock, aber nicht die Aggro-, sondern die Emo-Seite. Ja, so einer passt zu einer Band, die so etwas wie die Meinungsführerschaft in Sachen US-Rock innehat.

Patrick, in einem Eurer neuen Songs singst Du über "Westcoast Smokers" - eine besondere Gattung der Nikotinabhängigen?

Fall Out Boy - S

Patrick Stump: Nein, Ich muss Dich enttäuschen. Das ist kein besonderes Phänomen. Ich habe einen ganz guten Freund, und der beschloss eines Tages, nur noch dann zu rauchen, wenn er an der Westküste ist - damit seine Frau daheim in New Jersey es nicht mitbekommt, die ihm sonst die Hölle heiß machen würde. Aber es ist gleichzeitig eine kleine Referenz an die Beach Boys und ihr "Wouldn't It Be Nice".

Dabei wird in Kalifornien gar nicht besonders viel geraucht ...

Stump: Stimmt, gerade in Los Angeles raucht kaum noch jemand. Es ist einfach wahnsinnig verpönt. Wenn Du in Los Angeles rauchen möchtest, musst Du Dich verstecken. Oder lügen. Die Leute sagen "Ach, ich geh schnell eine Kleinigkeit essen", in echt stehen sie irgendwo in einer dunklen Ecke und rauchen. Und anschließend machen sie ein Extra-Workout, weil sie so schuldzerfressen sind.

Gleichzeitig ist das Stück eines der wenigen, das ohne Features auskommt - an "Folie à Deux" arbeiteten unter anderem Debbie Harry, Lil Wayne, Elvis Costello und Pharrell mit. Ein Prinzip, das man vornehmlich aus dem HipHop-Bereich kennt ...

Fall Out Boy - K

Stump: Als wir als Band anfingen, fanden wir das am HipHop so großartig: Mit deinen Freunden herumhängen und eben das machen, was dir selbst als cool erscheint. Das Prinzip von Rockmusik ist ja das komplette Gegenteil. Die Band als eingeschworenes Grüppchen. Vier Jungs in einem Proberaum und gegen den Rest der Welt. Das hat uns nie sonderlich inspiriert, weil wir die Idee einer größeren Gemeinschaft immer interessanter fanden. Auf der letzten Platte waren viele Freunde am Start, auch auf dem Debüt versuchten wir es schon nach diesem Prinzip. Und das haben wir diesmal eben noch ausgeweitet.

Pete Wentz: Es ist uns aber schon wichtig, dass das noch unsere Platte ist. Es ist kein Feature-Album, auf das die Plattenfirma dann einen dummen Aufkleber mit all den Gästen draufhauen wird, wenn nicht irgendjemand totalen Scheiß baut. Wäre es uns nur um MTV-Airplay und ein paar Verkaufseinheiten mehr gegangen, hätten wir sicher andere Namen gewählt. Es geht eher um das schöne Gefühl, etwas geschrieben zu haben und dann zu hören, wie ein anderer das interpretiert, wo er die Schwerpunkte setzt.

Kann das gefährlich sein?

Wentz: Natürlich besteht die Gefahr, dass die Platte in der Öffentlichkeit anders wahrgenommen wird, als wir uns das wünschen. Dass die Leute sagen, das wäre die Platte, auf der Fall Out Boy mit so vielen anderen zusammenarbeiten. Der Einzige, mit dem wir wirklich im Wortsinn zusammengearbeitet haben, mit dem ein Prozess des kreativen Austauschs stattfand, war Pharrell.

Stump: Mit ihm saßen wir tatsächlich zusammen im Studio und haben an Songs gefeilt, an Details geschliffen. Sein Denken ähnelt unserem sehr, wir sind wirklich kompatibel. Wenn man sein Gehirn, Patricks Gehirn und mein Gehirn zusammen schmeißen würde, dann käme da vermutlich ein Superhirn heraus (lacht).

Wie kam Elvis Costello auf das Album?

Fall Out Boy - A

Stump: Ihn haben wir nicht getroffen. Das ist mir aber schon sehr recht. Ich bin ein riesengroßer Fan. Das ist eine wirkliche Leidenschaft, vergleichbar mit der eines Trekkies oder so. Vielleicht kann man's so sagen: Für mich ist Elvis Costello das, was für andere Leute die Beatles sind. Von dem Typen hängen Poster in meinem Zimmer, ich wollte ihm jetzt wirklich nicht die Hand schütteln oder so. Ich hätte vermutlich irgendeinen totalen Blödsinn geredet. Die Sache war: Dadurch, dass wir ihn nicht kennen lernten, hatte das einen ganz eigenartigen und schon witzigen Beigeschmack. Ein bisschen so, wie wenn du neben den hunderttausend Instrumenten auf deinem Keyboard noch einen Elvis-Costello-Schalter hast, den du umlegen kannst, wenn du willst.

Wentz: Er war im Übrigen offener, als ich gedacht hätte. Man hört ja gerade über die Leute, die man nicht kennt, total viele Geschichten. Und irgendwie geht man bei jemandem vom Alter und Format Costellos davon aus, dass der bei solchen Anfragen sozusagen aus seinem Haus tritt und nein bellt, bevor er überhaupt den Bandnamen gehört hat.

Er fügt sich in den Song recht gut ein - man muss schon genau hinhören, um ihn überhaupt zu erkennen.

Stump: Mir war überhaupt nicht klar, dass mein Gesang seinem so sehr ähnelt, bis ich das hörte, was er aufgenommen und ich ja geschrieben hatte. Ganz offenbar habe ich mir bei seiner Art zu singen einiges abgeschaut. Es war eine sehr wichtige Textstelle, dass er sie sang ist wirklich großartig und gibt der Sache das nötige Gewicht.

Wentz: Vielleicht ist es wie mit der extrem heißen Braut, die niemand nach einem Date fragt - eben, weil sie so super aussieht. Und wir haben sie gefragt (lacht). Bei Debbie Harry war es sehr ähnlich. Sie erkannte auch, dass der Song mit ihr kommunizierte. Das war eine riesengroße Ehre, aber gleichzeitig ein sehr natürlicher Prozess.

Mal ehrlich: Sind das Dinge, die noch vor fünf Jahren für Euch vorstellbar gewesen wären?

Stump: Meine drei Ziele für die Band waren: Einmal in der Metro in Chicago spielen. Einmal auf Tour sein, vielleicht in ganz kleinem Rahmen und ohne zahlende Gäste, aber wenigstens unterwegs sein, ein Abenteuer erleben, Geschichten haben, die ich einmal meinen Enkelkindern erzählen kann. Und ich wollte eine Schallplatte aufnehmen und veröffentlichen. Nein, eigentlich wollte ich eine Schallplatte in der Hand halten. Eine, die mein Werk ist, auf der mein Name steht. Deshalb war das, was mir mit unserem ersten Album, das ja auf einem kleinen Punklabel erschien, aber uns durchaus einen Lebensunterhalt ermöglichte, schon ein ganzes Stück größer als meine Träume. Alles, was seitdem passiert, ist natürlich ein Schock, eine Sache, die uns total umhaut. Geplant war das nicht. ~ Jochen Overbeck (teleschau)


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