Uroboros

Mit ihnen geriet der Stilexport so richtig in Schwung. 2005 traten sie hierzulande einen Siegeszug an, der nicht ohne Gegenreaktion blieb. Traditionelle Metaller schüttelten ausnahmsweise aus Gründen der Ablehnung den Kopf und bedachten die seltsamen Neuankömmlinge mit bösen Worten. Auf andere übertrug sich die Faszination einer Bewegung, die sich musikalisch wenig festlegen mochte. Genau das tat ihr gut. Ermöglichte sie doch eine Weiterentwicklung, die im Falle Dir En Grey genutzt wurde. Auch "Uroboros" ist ein wildes Ungetüm. Ein Ungetüm, das depressiv, wütend, traurig in der Gegend herumschnaubt. Holpernd moderne Härte und orientalische Anklänge, Gothic und Death Metal. Ein Sammelsurium, das gepeinigten und suchenden Seelen zu einer neuen Ausdrucksweise verhelfen mag.

Oftmals klingt "Uroboros" nach Zwangsjacke. Die Stimme von Kyo ist bisweilen mehr Instrument als Gesang. Welche Sprache er benutzt, ist gleich, sein Englisch ist kaum verständlich. Aufatmen, nicht exaltiert nach Aufmerksamkeit schreien, das geht nur selten. Beispielsweise wenn "Stuck Man" zu Beginn den Funk aus der Kiste holt. Oder wenn "Glass Skin" schemenhaft die Dunkelheimballade küsst. Ansonsten gibt es stimmliche Selbstverstümmelungen, hochgradig progressive Identifikationssuchläufe, beängstigend-diffuse Tobsuchtsanfälle.

Isoliert betrachtet überrascht es, dass Dir En Grey eine solche Massenwirkung besitzen. Das emotionale Durcheinander verstrickt sich jedoch mit der Exotik, dem mystischen Glanz, der rebellischen Haltung. "Uroboros" ist ein Puzzleteil, eine Momentaufnahme einer Kulturerscheinung, die aus dem fernen Osten kam, um fortan für weltweite Aufregung zu sorgen.