Totems Flare

Das passt natürlich zu Warp, der Plattenfirma, die in den frühen 90er-Jahre Genre-Visionäre wie Aphex Twin oder Orbital unter Vertrag hatte, zuletzt mit Künstlern wie Maximo Park, Gravenhurst oder Jamie Lidell aber auch zeigte, dass kreative Prozesse immer dann am besten funktionieren, wenn alle Dogmen abgelegt werden. Auch Chris Clark folgt diesem Credo. Die Musik des Wahlberliners mag am Computer entstehen - eingespielt wird sie oft genug mit durchaus analogen Instrumenten. Schlagzeug, Gitarre und Klavier werden allerdings stark verfremdet - Pop-Engineering, also das akustische Bügeln bis hin zur Unkenntlichkeit, das so oft handwerkliche Defizite vertuschen soll, ist hier plötzlich kreatives Mittel zum Zweck.

Denn so entsteht eine ganz erstaunliche Bandbreite. Das vorab ausgekoppelte "Growls Garden" kommt mit Düster-Vocals. Später trifft knatternder Electro ("Luxman Furs") auf flächige Texturen mit vorsichtig codierten Disco-Zitaten ("Future Daniel"), irgendwann wird in "Suns Of Temper" kompromissloses Geknüppel mit klerikalem Ambient-Georgel vermengt. Gegen Ende, in "Absence", scheint plötzlich Postrock durch, der eher an Fachfremdes wie Tristeza oder Album Leaf erinnert. Was nach einer gnadenlosen Zerfaserung klingt, funktioniert im Endergebnis indes sehr gut.