Chris Rea

"Ich hätte gerne Stings Stimme"


Rockstar Chris Rea über die Freuden der Weihnacht, die Heilkraft der Musik und seine tiefe Stimme

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"Ich hätte gerne Stings Stimme"

Rockstar Chris Rea über die Freuden der Weihnacht, die Heilkraft der Musik und seine tiefe Stimme

18.12.2009 Ab Ende Januar begibt er sich auf ausgedehnte Deutschlandtournee, veröffentlichte vor Kurzem ein "Best Of"-Album: Chris Rea meldet sich zurück. Nicht selbstverständlich, hatte der inzwischen 58-jährige Brite doch zwischenzeitlich bereits seinen Abschied von der Bühne gefeiert, sich kommerziell erfolglos an Blues-Projekten versucht. Im Interview spricht der Altmeister des gepflegten Gitarrenrock über die heilende Kraft der Musik, kommerzielle Flops und Lieder über kleine Hunde.

Ein "Best-Of"-Album ist immer ein Blick zurück. Welche besonderen Momente gehen Ihnen angesichts der Titelliste durch den Kopf?

Chris Rea - F

Chris Rea: Ich weiß ganz genau, wo und wann ich einen Song geschrieben habe. Ich bringe damit Kollegen und Fans immer wieder zum Staunen. Nimm 'Joys Of Christmas': Ich werde diesen Weihnachtsabend nie vergessen. Mein Vater hatte einen kleinen Eisladen in Middlesborough, in dem ich als Kind immer ein paar Stunden arbeitete. Ich hörte draußen auf der Straße ein paar Weihnachtssänger und ging vor die Tür - und es war echt trostlos in unserer Gegend: Überall lag Müll herum, leere Flaschen und zwei Kerle schlugen sich gerade die Nasen blutig. Fröhliche Weihnachten? Es war schlichtweg Ironie. Ich habe später dann diesen Song darüber geschrieben, über die "wahre Weihnacht" in der Arbeiterstadt Middlesborough - da ist nämlich nichts mit Weihnachtsmann, Elfen und Rentieren. Das ist ein besonderer Song für mich.

Sie haben für das "Best Of" auch zwei ganz neue Titel geschrieben ...

Rea: Richtig. Der erste Song heißt "Still So Far To Go ...", das ist eine Geschichte, wie es sie wohl nur im Musikbusiness gibt. Ich hatte meiner Plattenfirma angeboten, mir einen Songtitel vorzuschlagen und ich würde ihnen ein Stück dazu schreiben. Ich sagte: Geht los und besorgt mir und meiner Band etwas zu essen. Und wenn ihr wiederkommt, ist der Song fertig. Ich schrieb diese Nummer tatsächlich in weniger als zehn Minuten!

Und der Song "Valentino"?

Chris Rea - G

Rea: Valentino ist ein junger Hund, den meine Tochter in Florenz fand. Der gehörte ein paar Typen und sollte Kampfhunden als Opfer dienen. Die hätten den in weniger als einer Minute zerfleischt. Als meine Tochter das mitkriegte, hat sie den Hund heimlich mitgenommen, nach England gebracht, und ein befreundeter Tierarzt hat für Valentino dann ein Zuhause auf dem Land gefunden. Wir wollten ihn nicht bei uns im Haus in der Stadt behalten. Aber in dem Moment, als er weg war, brach es mir das Herz. Ich hätte nicht gedacht, dass mich das Thema so lange beschäftigen würde.

Auf dem Album kann man womöglich "Bones Of Angels" vermissen. Es heißt, Sie hatten die Idee bei einem Besuch im Kölner Dom, mit den Gedanken an Tod und Vergänglichkeit, als zur Jahrtausendwende ihre Krebserkrankung diagnostiziert wurde ...

Rea: Es ist einer meiner persönlichsten Songs, er stammt aber noch aus der Zeit vor meiner Krankheit. Einige dieser Songs haben inzwischen eine neue Bedeutung. Ich kämpfte fast zwei Jahre um mein Leben und habe mehr als 20 Kilo Gewicht verloren. Es war eine schlimme Zeit, die ich nur mit der Liebe meiner Frau und meiner beiden Töchter überlebt habe. Ich erinnere mich noch genau an die Zeit, als ich extrem starke Schmerzmittel bekam, innerhalb kürzester Zeit süchtig davon wurde und dann auch noch diese Sucht bekämpfen musste. Es waren zwei Jahre, in denen ich viel Kraft und Glauben gebraucht habe.

Glauben Sie an die heilende Kraft von Musik?

Rea: Ja, da ist definitiv etwas dran. Wenn ich heute Songs wie "Easy Rider" oder "Stony Road" singe, fühle ich mich gut, als wenn das ein großer Hit wie "Josephine" oder "I Can Hear Your Heart Beat" wäre. Dabei waren das nicht mal Single-Auskopplungen. Aber sie sind wichtig für mich. Und das Publikum mag sie auch. Die einzigen, die diese Blues-Songs nicht mochten, waren die Leute meiner Plattenfirma und die Konzertveranstalter. Schon allein das Wort "Blues" ließ sie zusammenzucken. Ein großer deutscher Konzertveranstalter riet mir sogar: "Chris, spiel bloß nicht Blues!".

Naja, die Bedenken kann man vielleicht verstehen, Ihre Blues-Projekte "Blue Guitar" und "The Return Of The Fabulous Hofner Bluenotes" waren kommerziell - gelinde gesagt - echte Flops ...

Chris Rea - \"

Rea: Das habe ich einfach aus eigenem Interesse getan, das war eher eine Herzensangelegenheit. Auch wenn mein Manager fand, dass das mit den "Hofner Bluenotes" keine so tolle Idee ist. Das Ganze war dann ja auch ein kommerzielles Desaster! (lacht) Auch live war das kein Erfolg. In England riefen sie im Publikum: 'Chris, warum singst du keine Hits?' Und in Russland verstanden die Leute erst recht nicht, was wir da machten. Die wussten nicht, warum die Musiker in England damals Hofner-Gitarren spielten und später Les Pauls. Aber das Projekt war eben eher was für Musiker als für normale Fans.

Die attestieren dafür Ihrer Stimme, sie sei wie ein gehaltvoller Wein, der mit den Jahren immer besser wird ...

Rea: Das ist ein nettes Kompliment, aber ich mag meine Stimme eigentlich weniger. Ich mag sie nicht, weil sie einfach nicht hoch genug ist, ich habe nun mal diese tiefe Brummstimme. Ich hätte gerne Stings Stimme. Der kann Popsongs singen und fröhliche Refrains. Ich kann das leider nicht. Aber ich will nicht unzufrieden sein, ich fühle mich nicht wirklich unwohl. Aber das ist einer von zwei Gründen, warum ich eigentlich nie ein Live-Album aufnehmen wollte - was ich dann aber doch getan habe: Erstens, weil ich nie meine eigenen Gitarrensoli und zweitens, weil ich nie meinen Gesang hören wollte! (lacht)

Mal ehrlich: Was treibt Sie nach all den Jahren heute noch an?

Rea: Die Liebe zur Musik. Ich habe bereits die Arbeit am nächsten Projekt begonnen, einer DVD, aber mehr will ich noch nicht verraten. Wissen sie, es ist die Spannung, wenn man eine frische, neue Idee hat - dieses Gefühl treibt mich an. Ich kann einfach nicht aufhören, wenn ich mal angefangen habe.

Chris Rea auf Deutschland-Tournee

25.01.2010, Leipzig, Arena

26.01.2010, Dresden, Kulturpalast

28.01.2010, Hannover, AWD Halle

29.01.2010, Hamburg, CCH

31.01.2010, Berlin, Tempodrom

18.02.2010, Frankfurt, Festhalle

19.02.2010, Mannheim, Rosengarten

20.02.2010, Stuttgart, Porsche Arena

23.02.2010, München, Olympiahalle

24.02.2010, Nürnberg, Meistersingerhalle

27.02.2010, Freiburg, Rothaus Arena

02.03.2010, Düsseldorf, Philipshalle

06.03.2010, Dortmund, Westfalenhalle ~ Stefan Woldach (teleschau)


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