Mr. Lucky

Wenngleich Isaak einmal mehr den Herzensbrecher mimt, den man von ihm kennt und erwartet: Er gibt den "Mr. Lonely Man", klagt "You Don't Cry Like I Do", um sich am Ende mit "Take My Heart" wieder rückhaltlos der Liebe zu öffnen. Das standardisierte Süßholzraspeln wird dem Kalifornier gern zum Vorwurf gemacht. Doch inhaltlich waren auch die Spät-80er-Meisterwerke "Silvertone" und "Chris Isaak" nicht anders aufgestellt. Wohl aber in Sachen Songsubstanz.

Der Opener "Cheater's Town" und das dunkle, hallverliebte "We Lost Our Way" gehen in Ordnung. Doch darüber hinaus vermitteln die neuen Songs weniger Seelenexorzismus als vielmehr den Muff einer 50er-Jahre-Mottenkiste. Der Sänger, der einst die Welt in die Form eines gebrochenen Herzens goss, ist heute ein launiger Entertainer für die Mittelschicht. Und manchmal klingt das fast nach Schlager. Dazu passt, dass er nun mit den Leichtgewichten Trisha Yearwood ("Breaking Apart") und Michelle Branch ("I Lose My Heart") im Duett schmachtet.

Früher sorgte Wundergitarrist James Calvin Wilson für Drama und Dynamik. Heute ist die Twang-Gitarre nur noch ein beliebiges Element in einem auf Hochglanz polierten Americana-Ambiente. Wirklich böse neben der Spur läuft "Mr. Lucky" indes dann, wenn ein Stück wie "We Let Her Down" in Richtung zeitgemäßer Breitwandpop à la Coldplay und U2 produziert wird. Das ist ganz zweifellos der größte anzunehmende Unfug, den Isaak seinem Trademark-Sound antun konnte. A bad coverversion of love.