Carlos Santana

"Glorreich und ehrenhaft!"


Carlos Santana veröffentlicht sein Album "Guitar Heaven" und geht auf Deutschlandtournee

Aktueller Artikel im akuma.de Magazin zu Carlos Santana
» Übersicht von Carlos Santana anzeigen

"Glorreich und ehrenhaft!"

Carlos Santana veröffentlicht sein Album "Guitar Heaven" und geht auf Deutschlandtournee

24.09.2010 Carlos Santana ist nicht unbedingt der zurückhaltendste Typ: Seiner Freundin und Schlagzeugerin Cindy Blackman machte er im Juli während eines Konzerts auf offener Bühne einen Heiratsantrag. Auch im Interview spricht der 63-Jährige ausgiebig über die Freuden körperlicher Liebe, aber ebenso über Vater-Sohn-Beziehungen und seine Gitarren. Denen widmet er auch den Titel seines neuen Albums: Auf "Guitar Heaven" covert er gemeinsam mit anderen Künstlern (etwa Chris Cornell, Nas oder Joe Cocker) bekannte Rock-Klassiker. Im Oktober kommt er mit dem Album nach Deutschland auf Tour.

Früher haben Sie jedes Jahr ein Album veröffentlicht, in letzter Zeit liegen meist ein paar Jahre dazwischen. Wird das Schreiben mit der Zeit schwieriger?

Carlos Santana - C

Carlos Santana: Nein, ich habe inzwischen andere Prioritäten.

Und die wären?

Santana: Das geht Sie nichts an. (lacht) Nein, nur ein Scherz. Aber es ist nun mal so, dass gelegentlich andere Dinge unsere Aufmerksamkeit erfordern. Wir sind keine Coca-Cola-Automaten. Man kann nicht einfach oben eine Münze reinwerfen, ein Knöpfchen drücken und dann kommt unten die Flasche raus. Man kann Inspiration nicht erzwingen, ebenso wenig, wie man Liebe erzwingen kann. Darum zwinge ich mich auch nie dazu, einen Song zu schreiben. Dadurch wird es aber auch nie schwierig.

Ihre Gesangspartner auf dem neuen Album waren zum größten Teil Kinder, als die Songs veröffentlicht wurden - oder noch nicht einmal geboren. Bringen Sie Jüngeren gerne noch etwas bei, was Musik angeht?

Carlos Santana - C

Santana: Junge Leute heute - ob sie acht oder elf oder siebzehn sind - die müssen durch uns zu sich selbst finden. Durch Jimi Hendrix, die Beatles, die Rolling Stones oder eben auch Santana. Ich musste durch B.B. King, Chuck Berry oder Miles Davis zu mir finden. Man muss diejenigen kennen, die vor einem kamen, um zu wissen, wie man etwas artikuliert.

Gibt es noch weitere Tipps, die Sie an nachfolgende Musiker weitergeben möchten?

Santana: Ich finde, man sollte immer zwei Dinge im Kopf behalten: Wo gehst du hin? Und: Was willst du sagen? Ganz egal, ob man im Studio aufnimmt oder auf der Bühne steht, die Augen schließt und sich auf sein Solo vorbereitet.

Und? Wo gehen Sie in solchen Momenten hin, und was wollen Sie sagen?

Santana: Ich gehe direkt in die Herzen der Leute. Und ich will sagen: Sie sind wichtig und bedeutsam. Wenn die Leute das begreifen, begreifen sie auch, dass sie die Welt ändern können. Das ist das Wichtigste, das die Musik leisten kann: Sie kann die Leute erheben, sie kann sagen, dass die Menschen den göttlichen Funken haben, den man braucht, um Wunder wahr zu machen.

Lernen Sie auch etwas durch die Zusammenarbeit mit jüngeren Künstlern?

Carlos Santana - M

Santana: Ihre Energie, ihre Präsenz, ihr Geist - das inspiriert mich. Ich wollte zum Beispiel mit Yo-Yo Ma und India.Arie arbeiten. Wir haben sie eingeladen, und wir entschieden uns für den Song "While My Guitar Gently Weeps" von George Harrison. India.Arie ist jünger als ich, und was mich an ihr inspirierte, war ihre Ehrlichkeit. Plötzlich klingt dieser Song - obwohl er schon ein Klassiker und ein Meisterwerk ist - in ihrer Version ganz frisch.

Sie sind schon viele Kooperationen mit anderen Künstlern eingegangen. Gibt es eine Art Wunschliste, mit wem Sie gerne noch zusammenarbeiten würden?

Santana: Ja, definitiv. Andrea Bocelli zum Beispiel, oder Sting. Auf jeden Fall Prince, ich wollte schon immer mal was mit Prince machen. Und da gibt es noch diese Lady aus London, sehr wild, sie hat viele Tattoos, wie war ihr Name nochmal? Ein wilder Panther. Wie heißt sie, verdammt nochmal? Sie hat irgendwas gesungen über Rehabilitation oder so ...

Amy Winehouse?

Carlos Santana - A

Santana: Ja, genau! Ich würde gerne was mit ihr machen, sie ist unglaublich. Ich liebe ihr Herz und ihr Licht.

Für Sie ist also die Energie entscheidend, die ein Künstler ausstrahlt?

Santana: Bingo.

Was Ihr Album angeht, gibt es ein Zitat von Ihnen: "Ich habe besonders auf den Groove geachtet, sodass die Frauen ganz erregt werden."

Santana: Ja! Was wäre das Leben ohne so etwas? Wir achten wirklich darauf, dass wir etwas dafür tun, die Frauen anzuheizen. Da ist nichts Billiges dran. Es ist etwas sehr, sehr Glorreiches und Ehrenhaftes. Ich liebe Marvin Gaye, weil er genau das konnte: Spiritualität mit Sinnlichkeit verbinden. Das ist ein Gottesgeschenk an die Frauen: Sie können sich auf eine bestimmte Weise bewegen, und plötzlich werden ihre Augen ganz hell, und sie kommen an einem Ort an, den Gott ihnen gegeben hat, um ihn mit uns Männern zu teilen.

Man muss also kein Player sein, um etwas zu tun, was sexy ist?

Santana: Auf keinen Fall! Es kann eine Form der Meditation sein. Und Sie wissen doch bestimmt auch, dass die schönste Jahreszeit der Frühling ist. Wenn alles grünt und blüht - dann verlieben sich die Menschen!

Aber wie macht man das konkret? Welche Art Groove erregt die Frauen? Haben Sie da irgendwelche Erfahrungen?

Santana: Oh, aber natürlich! (lacht) Ganz spezifisch: Guajiras. Man nennt es Guajira. Es kommt ursprünglich aus Afrika und wurde dann in Kuba und Puerto Rico weiterentwickelt. Und es geht so: Dun-dun-dun-da-di-da... (singt) - und sobald Frauen das hören, machen sie "Oh!" Es ist wie bei Kindern und Schokolade. Sie können sich nicht helfen.

Sind Musik und Sex ein unvermeidliches Paar?

Santana: Ja, ich denke, dass in dieser Welt Sinnlichkeit genauso wichtig ist wie Luft und Essen. Nicht als etwas Sündiges oder Schmutziges. Es gab mal diese Cartoonfigur, Pepe das Stinktier, das sagte zu seiner Lady immer: "Komm her, Baby, ich will dich aufsammeln. Du siehst ganz zerstreut aus!" (lacht) Das ist ein großartiger Spruch! Es geht da um etwas Heilendes! Und natürlich passt das hervorragend mit Musik zusammen.

Im Oktober werden Sie mit Ihrer neuen CD auf Tour in Deutschland sein. Letztes Mal wurde Ihnen da fast die Gitarre gestohlen. Sind Sie besorgt?

Santana: Ach was. Das Wichtigste, mein Herz und meine Finger, können sie nicht stehlen. Sollen sie doch eine Gitarre mitnehmen. Wissen Sie, ich bin eine Ein-Personen-Person. Wenn ich mit einer Frau zusammen bin, bin ich monogam. Bei Gitarren ist das anders. Ich bin nicht mit irgendeiner Gitarre verheiratet. Na ja, ich lege schon Wert auf meine Paul-Reed-Smith-Gitarren. Aber auch unter denen gibt es keine spezielle.

Sie sind also Gitarren-Polygamist?

Santana: Ooh, ja, das gefällt mir. (lacht)

Um bei den Konzerten zu bleiben: Bei Ihrer letzten Tour stand Ihr Sohn Salvador mit auf der Bühne. Ändert das etwas an der Vater-Sohn-Beziehung? Haben Sie ihn etwa ermahnt zu üben?

Santana: Wir nennen das nicht "üben", wir nennen es "die Finger spazieren führen". Führ deine Finger mit Marvin Gaye oder Thelonius Monk spazieren.

Klingt spaßiger als üben.

Santana: So sollte es auch sein! Was ich mit meinem Sohn erlebe: Das Alter verschwindet, und plötzlich sind wir einfach zwei Seelen, die ein gemeinsames Gefühl, eine Schönheit erleben. Die Grundlage dafür können Bob Marley, Marvin Gaye oder Michael Jackson sein.

Die Vater-Sohn-Beziehung löst sich also auf?

Santana: Genau. Ich meine, natürlich, was auch immer passiert, man sollte seine Eltern respektieren. Nur wenn man seine Eltern respektiert, kann man sich auch selbst respektieren. Auch wenn sie zu viel trinken oder irgendwie verrückt sind oder so, man sollte seine Mama und seinen Papa respektieren.

War Ihr eigener Vater, ein Mariachi-Musiker, enttäuscht, als sie beschlossen, nicht Geige oder eines der anderen traditionellen Instrumente zu lernen, sondern Gitarre?

Santana: Ja, er war verletzt und enttäuscht, aber das war mir egal. (lacht) Ich sagte: "Es tut mir leid, dass ich deine Gefühle verletze, aber das ist jetzt mein Leben. Ich muss tun und sein, was Gott will, nicht was du willst."

Ich nehme an, er hat Ihnen letztendlich vergeben?

Santana: Aber ja. Wissen Sie, wenn wir Kinder haben, sind wir zugleich ihre Lehrer und ihre Schüler. Wenn der Vater bestimmt, und das Kind das dann tut, ist das keine gute Beziehung. Eine gute Beziehung entsteht erst dann, wenn beide willens sind, ein offenes Herz und einen offenen Geist zu haben. Dieser Wille schafft Wunder. Wenn man den Willen nicht hat, ist man wie ein Fels und kann gar nichts tun.

Haben Sie schon mal eines dieser Wunder erlebt?

Santana: Jeden Tag gibt es mindestens sieben!

Mindestens sieben! Was war denn das letzte?

Santana: (genießerisch) Das bleibt Privatsache. Aber es war sehr ... angenehm. Hier sieht man es mal wieder: Gerade in Sachen Liebe ist die Offenheit wichtig. Liebe kommt nur rein, wenn man verletzlich ist. Wenn man hart ist wie ein Fels, kann die Liebe nicht rein. Weil man ständig dabei ist, sich zu schützen, zu verteidigen und anzugreifen. Ich bin also immer offen.

Santana auf Deutschland-Tournee

07.10., Oberhausen, König-Pilsener-Arena

13.10., Mannheim, SAP-Arena

16.10., Berlin, O2 World

17.10., München, Olympiahalle

20.10., Friedrichshafen, Rothaus Halle

23.10., Hamburg, O2 World ~ Sabine Metzger (teleschau)


Interviews, Stories, Meldungen und CD-Kritiken zu Carlos Santana

"Glorreich und ehrenhaft!"

Carlos Santana veröffentlicht sein Album "Guitar Heaven" und geht auf Deutschlandtournee
"Glorreich und ehrenhaft!"

Carlos Santana ist nicht unbedingt der zurückhaltendste Typ: Seiner Freundin und Schlagzeugerin Cindy Blackman machte er im Juli während eines Konzerts auf offener Bühne einen Heiratsantrag. Auch im Interview spricht der 63-Jährige ausgiebig über die Freuden körperlicher Liebe, aber ebenso über Vater-Sohn-Beziehungen und seine Gitarren. Denen widmet er auch den Titel seines neuen Albums: Auf "Guitar Heaven" covert er gemeinsam mit anderen Künstlern (etwa Chris Cornell, Nas oder Joe... mehr »