Bushido

Vom Staatsfeind zum Darling


Bushido kommt auf die Leinwand

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Vom Staatsfeind zum Darling

Bushido kommt auf die Leinwand

29.01.2010 Welcher Art die Prominenz von Bushido tatsächlich ist, erkannte man vor einigen Wochen an den lauten Überlegungen des Bayerischen Ministerpräsidenten und CSU-Chefs Horst Seehofer. Der Rapper, so sagte jener am Rande einer Wohltätigkeitsveranstaltung, könne doch einmal eine Wahlkampfhymne für die CSU schreiben. Schon klar. Der Mann, der mit bürgerlichem Namen Anis Mohamed Youssef Ferchichi heißt, eine seiner Platten "Staatsfeind Nummer 1" nannte und dessen Album "Vom Bordstein bis zur Skyline" auf dem Index steht, rappt für die Christsozialen. Doch andererseits: Auszuschließen ist gar nichts mehr: Nachdem der Berliner gemeinsam mit Karel Gott den Alphaville-Hit "Forever Young" zur wohnzimmertauglichen Pathoshymne "Für immer jung" machte, folgt jetzt der nächste Streich: Die Biografie des Rappers, die vor knapp eineinhalb Jahren wochenlang an der Spitze der Bestsellerlisten stand, wird zum Kinofilm. Produziert von Bernd Eichinger, hochkarätig inszeniert und besetzt.

Dass Bushido sich in "Zeiten ändern dich" selbst spielt, ist klar und im Genre ein bewährtes Prinzip - man denke nur an "8 Mile" oder "Get Rich Or Die Tryin'", die Filme, mit denen Eminem und 50 Cent ihren Wechsel aus der Spartenkultur HipHop in den Mainstream dokumentierten. Bushido und Eichinger holten sich für diese Künstlerwerdung prominente Unterstützung: Moritz Bleibtreu, Hannelore Elsner, Katja Flint und Uwe Ochsenknecht wurden für den Film gewonnen, Regie führt Uli Edel - der Mann, der zuletzt mit Stefan Austs "Baader Meinhof Komplex" die Geschichte der RAF auf die Leinwand hievte.

Bushido - G

Die gewollte Selbstdarstellung als Künstler ist aber nur eine Seite, die Bushido an dem Projekt reizte. Die Tatsache, dass Eichinger sich für ihn interessierte und seine Story auf die Leinwand bringen wollte, motivierte den Rapper zu einer Zeit, in der er sich laut eigener Aussage in einem "Riesenloch" befand: "Meine Mutter war wegen Brustkrebs in einer Spezialklinik, später fielen ihr wegen der Chemotherapie die Haare aus, ich hatte keine Freundin, die Polizei hatte mir meinen Führerschein weggenommen. Das zog mich so krass runter, dass ich gesagt habe: Ich gebe mir jetzt die Kugel oder ich kneife die Arschbacken zusammen und versuche wieder auf die Beine zu kommen."

Und dabei war "der Weg des Kriegers" (Bushido entnahm seinen Künstlernamen dem Japanischen) ein sehr erfolgreicher: Keine fünf Jahre ist es her, dass Bushido so etwas wie Deutschlands erster Gangster-Rapper war. Und obwohl seine ersten beiden Alben wegen Jugendgefährdung auf dem Index landeten, eroberte er die Charts, gilt neben Sido als erfolgreichster deutscher Solo-Rapkünstler. Doch wo bei seinem Damals-Labelkollegen Sido die Genrecodes immer wieder ironisch aufgebrochen wurden, war der Background bei Bushido ein anderer: Immerhin wurde Bushido 2005 gefährliche Körperverletzung vorgeworfen. Im Zuge eines Streits um platt gestochene Autoreifen am BMW des Berliners nach einen Auftritt in Österreich hatte dieser angeblich zugeschlagen. 20.000 Euro Strafe musste Bushido zahlen, dazu kamen einige Tage Untersuchungshaft.

Die passten in eine Biografie, die sich bestens zur medialen Inszenierung eignete, weil sie zu den Inhalten der Platten passte - die der Rapper selbst freilich als Kunst und der eigenen künstlichen Überhöhung verteidigt. Inzwischen gibt sich Bushido jedoch geläutert: "Ich habe die Sau rausgelassen, Scheiße gebaut, Drogen genommen, Leute geschlagen und gevögelt, was das Zeug hält. Jetzt bin ich 31 Jahre alt und möchte zu einem neuen Kapitel weiterblättern." Und dieses heißt dann auch "Zeiten ändern sich" - das neue, den Film begleitende Studioalbum erscheint noch im Februar. Die erste Single trägt dabei den Titel "Alles wird gut": "Dieses Leben ist nicht immer dankbar. Dieses Leben ist nicht immer leicht", heißt es am Anfang des Songs. Im Anschluss geht es um das Durchhalten, um den Lebenstraum, um das Erreichen aller Ziele. Vielleicht zumindest in Sachen Inhalt doch etwas, das auch Horst Seehofers Zustimmung bekommen könnte. ~ Richard Witter (teleschau)


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