Alice in Chains

Dankbar in die Zukunft blicken


Die Seattle-Legenden Alice In Chains melden sich mit "Black Gives Way To Blue" zurück

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Die Seattle-Legenden Alice In Chains melden sich mit "Black Gives Way To Blue" zurück

29.09.2009 Hart, düster, kompromisslos - und aus Seattle: Alice In Chains hatten (und haben bis heute) zwar nichts mit "Grunge" am Hut. Anfang der 90er-Jahre wurde die Band dennoch in einem Atemzug mit Nirvana, Pearl Jam und Soundgarden genannt. Und auch wenn nach dem 1992er-Meisterwerk "Dirt" die Schaffenskraft nachließ, erst durch den Drogen-Tod von Sänger Layne Staley im April 2002 schien die Band ihr Ende zu finden. Doch Gründungsmitglied, Gitarrist und zweiter Sänger Jerry Cantrell schaffte es 2005, die Band für ein Benefizkonzert wieder zusammen zu bringen. Danach spielte man mit verschiedenen Gastsängern, bevor William DuVall (zuvor Gitarrist/Sänger bei Comes With The Fall) als fester neuer Mann ans Mirko trat und nun auch auf der ersten neuen Platte seit 14 Jahren, "Black Gives Way To Blue" sein souveränes Stimmvolumen präsentieren darf.

Was war der Auslöser dafür, das erste neue Studio-Album seit 1995 aufzunehmen?

Alice in Chains - N

Jerry Cantrell: Ich glaube, wir hatten gar keinen Plan. Wir kamen halt zusammen und spielten dieses Konzert, um Geld für die Tsunami-Opfer zu sammeln. Es ging da noch gar nicht um eine Reunion, bloß ein paar Freunde, die die alten Songs wieder spielten und Spaß hatten. Das führte aber dazu, dass wir wieder mehr Zeit miteinander verbrachten. Am Ende haben wir dann drei Jahre getourt, waren eine ganze Zeit zusammen, bevor wir zu dem Punkt kamen, eine neue Platte rauszubringen.

Aus welchen Gründen habt Ihr William DuVall als Sänger ausgewählt, nachdem Ihr zuvor schon mit diversen Gastsängern wie Wes Scantlin von Puddle of Mudd oder Maynard James Keenan von Tool gearbeitet hattet?

Cantrell: Will und ich haben uns in Los Angeles kennengelernt, irgendwann um die Jahrtausendwende herum. Will kam nach L.A., und ich wohnte dort, weil ich gerade mein Solo-Album "Degradation Trip" aufnahm. Wir wurden Freunde, hingen viel zusammen rum, und machten auch mal zusammen Musik. Und als die Idee aufkam, wieder mit den alten Musikern zusammenzukommen und zu spielen, brachte jeder aus der Band einen Kumpel mit. Ich brachte Will als Freund mit, und wir jammten einfach alle zusammen. Da gab es ein paar echt großartige Momente, an dem ersten Tag, an dem wir zusammen spielten, das haben alle gespürt. Naja, und von da an hat es sich eben entwickelt.

William, welche Eigenschaft der Band Alice In Chains schätzt Du am meisten?

Alice in Chains - G

DuVall: Die Band besitzt eine große Integrität, eine Menge Ehrlichkeit. Es sind eben keine leidenden Idioten. Sie marschiert zu ihrem eigenen Rhythmus, und sie macht nichts, was sie nicht auch wirklich machen will. Für eine Band mit diesem Bekanntheitsgrad finde ich das ziemlich eindrucksvoll. Und seit ich in der Band bin, merke ich, dass die ganzen Sachen wahr sind. Es gibt bestimmte Werte-Systeme, die ich versuche einzuhalten und die ich vorlebe, ein gewisses Anstandslevel. Wenn du dann in eine Band dieses Kalibers kommst, und merkst, dass sie einige dieser Werte auch vertreten, ist das ein sehr bestärkendes Gefühl. Ich lerne aber auch viel davon, wie sie ihr Geschäft betreiben, wie sie Sachen machen. Mittlerweile Teil des Entscheidungsprozesses zu sein, ist schon ziemlich cool.

Glaubt Ihr, dass Euer Ruf und vielleicht auch Euer Erfolg sich unterscheiden, wenn man Europa und die USA vergleicht?

Cantrell: Klar, aber das geht ja vielen Bands so. Viele von ihnen sind entweder größer in Europa oder in den USA oder in anderen Ländern. Pink zum Beispiel ist Gott in Australien! Sie ist da verdammt noch mal so was wie Elvis, es ist unglaublich. Wir waren vor Kurzem da, und sie spielt dort in den größten Auftrittsorten, 15 Nächte hintereinander, ausverkauft - das ist lächerlich. Aber manchmal findest du eben raus, dass dein Zuhause eben nicht dein wirkliches Zuhause ist (lacht). Ich finde es aber auch wichtig, dass die Musik überall gehört und gefiltert wird, auf dem ganzen Planeten. Deswegen habe ich ja angefangen, Musik zu machen. Elton John oder AC/DC, Bands aus Europa, das waren meine ersten Kontakte.

DuVall: Jimi Hendrix ist auch so ein Beispiel, der musste erst nach England gehen, um groß rauszukommen. In Amerika wurde er schlichtweg ignoriert.

Wie denkt Ihr mittlerweile über die Grunge-Ära?

Cantrell: Ach, ich mag das Wort nicht so, für mich ist es tatsächlich einfach Rock'n'Roll. Aber ich bin sehr stolz darauf und dankbar für diese Erfahrung. Für uns als Band, aber auch als Teil einer solch intensiven Bewegung, die gar keine Bewegung sein wollte. Es gab so viele Bands, die viel bewegt haben, eine subkulturelle Bewegung, die sich in etwas viel Weitreichenderes verwandelte und gleichzeitig so bescheiden, echt und ehrlich blieb. Darum hat die Musik wohl auch noch so viel Lebendigkeit.

Alice in Chains - W

DuVall: Sozusagen das letzte Mal, dass die Guten gewonnen haben (lacht). Da schlug in Seattle dieser Blitz ein, all diese Bands in ihren Kellern und in den kleinen Clubs vor zehn zahlenden Zuschauern wurden plötzlich Weltsensationen, das war ziemlich erstaunlich. Dass so etwas Unverfälschtes sich im Mainstream breitmachen kann, das passiert nicht oft, die Momente kannst du an einer Hand abzählen. Meiner Meinung nach war das Ding in Seattle auch das letzte Mal, dass es so eine Art von Störung in der Populärkultur gab.

Euer neues Album "Black Gives Away To Blue" klingt auf positive Art altmodisch, mit ein paar modernen Versatzstücken. Was war der klangliche Ansatz bei den Aufnahmen?

Cantrell: Altmodisch? Ach, das ist schon okay, so sind wir wohl eben. Wir haben nichts wirklich anders gemacht als die Male zuvor, aber ich nehme das mal als Kompliment.

Der doppelte Gesang ist so etwas wie ein Markenzeichen der Band geworden ...

Cantrell: Schon ein bisschen. Ich kenne eben nur eine Art, Songs zu schreiben, und das war ja dann auch der Grund dafür, eine neue Person in die Band zu holen. Wir wollten nicht zu dritt weitermachen, das wäre dem Material auch gar nicht gerecht geworden. Ich bin ohnehin an den stimmlichen Möglichkeiten interessiert, wenn zwei Stimmen verschmelzen. Ich kann nichts anderes, will ich auch nicht. Wir haben einen Sound etabliert der, denke ich, ziemlich eigenständig ist, und das ist auch eines der Hauptziele, wenn du eine Band gründest, einen Fingerabdruck zu erschaffen, der einzigartig ist. Aber wie geht es dann weiter? Vor allem wenn du deinen Sänger, jemanden wie Layne, verlierst und die Band zum Abgrund schlittert, weil du auf einmal die Möglichkeit nicht mehr hast, diese natürliche Entwicklung fortzusetzen? Und wenn du dich schließlich doch entscheidest, weiterzumachen: Wie vermeidest du es, das ganze Ding nicht in den Sand zu setzen (lacht)?

Was hält das Album für die alten Fans parat, und was gibt es für neue Fans zu entdecken?

Cantrell: Wenn du ein alter Fan der Band bist, kennst du unsere Geschichte und weißt, was wir durchgemacht haben. Jeder weiß, wie es sich anfühlt, jemanden zu verlieren, den man sehr schätzt. Und jeder weiß, wie es sich anfühlt, in den Arsch getreten zu werden (lacht). Vieles davon findet sich auf dem neuen Album. Was die neuen Fans betrifft, wir haben schon während der Aufnahmen darüber nachgedacht, dass es Zuhörer gibt, die noch gar nicht geboren waren, als wir anfingen - ziemlich cool. Und es geht ja gar nicht um die Weltherrschaft, wir werden nicht jeden erreichen, und nicht jeder wird es verstehen. Vielleicht sind auch ein paar alte Fans nicht mehr an uns interessiert. Aber wir haben diesen einfachen Fokus in der Band, immer nach innen zu schauen, und wir haben das Glück und die Möglichkeit, diese Band zu machen und darauf bin ich stolz. Stolzer jedenfalls als darauf, dass wir diesen ganzen alltäglichen Mist in einer Art von unwirklicher Realität erleben (lacht lange).

Alice In Chains auf Deutschland-Tournee

21.11., Wiesbaden, Schlachthof

23.11., Dortmund, FZW

30.11., München, Theaterfabrik ~ Klaas Tigchelaar (teleschau)


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