Die anfängliche Euphorie um die Band 16 Horsepower auf ihre einstige Neuartigkeit zu reduzieren, würde ihrem Stellenwert dann doch nicht ganz gerecht. Circa anderthalb exorzistische Alben lang rang sich Predigerenkel David Eugene Edwards zur Banjo- und Standbassbegleitung gänzlich unzeitgemäße Seelendramen von gleichwohl zeitlosem Wert ab, ehe das Feuer rasch erlosch. Mit Wovenhand machte Edwards, der stets angab, für jegliche Formen zeitgenössischer Musik unempfänglich zu sein, konzeptionell dort weiter, wo ihn die Pferdestärken zuvor verließen. Einzig die Rahmendaten variierten leicht, erwuchs aus dem entschlackten Akustik-Trio eine wuchtig und opulent agierende Rockband im Stile Nick Caves. ~ Jens Szameit (teleschau) aufklappen »
Auf "Ten Stones" beschwört Edwards einmal mehr alttestamentarische und romantische Topoi, fleht um Erlösung und watet im Blut. Es geht um Schattenspiele, Kerzenschimmer, Königreiche, mittelalterliche Waffenkunde und ähnlich dubioses Inventar. Kein Zweifel: Von roher Energie, Leidenschaft und Verzweiflung ist "Ten Stones" fest ergriffen. Das schweißtreibende "Not One Stone" hält es kaum im Sattel, und "White Knuckle Grip" wuchtet sich in dreieinhalb fiebrigen Minuten fast zur Besinnungslosigkeit.
Das moderater austarierte "Cohawkin Raod" gelingt noch besser, wirkt annähernd beseelt wie die Noir-Dramen der ausgezeichneten Black Heart Procession. Doch auf sein Maultier, das Edwards gleichsam zäh und träge durch popkulturell prähistorische Zeiten zerrt, wuchtet er bisweilen mehr mystischen Ballast als ihm verträglich erscheint. "Iron Feather" etwa bricht unter der Last weitgehend kitschiger Mythologie und bleierner Dramaturgie beinahe ein und rückt seinen Schöpfer in eine folklorehafte Ritterspiel-Ecke, die nicht seine ist. Zumal der mit einer verblüffenden, vollkommen unwahrscheinlichen und unerklärlicherweise geglückten Adaption des Jobim-Bossa-Novas "Quiet Nights Of Quiet Stars" plötzlich in fernen Horizonten schwelgt, wo man ihn nun wirklich nie verortet hätte.